Hafermilch im Test

Wer auf Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch verzichtet, kann aus einer breiten Palette von Ersatzprodukten wählen, etwa Getränke aus Reis, Soja, Dinkel, Mandeln und Hafer. Haferdrinks sind seit einiger Zeit bei den Konsumenten besonders beliebt. Ein Test bescheinigt den Produkten durchgehend gute Qualität. Die pflanzliche Milchalternative lässt sich allerdings auch leicht selbst zubereiten.

Hafermilch wird aus Hafer und Wasser hergestellt und darf strenggenommen nicht als Milch, also als tierisches Produkt bezeichnet werden. Deswegen steht bei pflanzlichen Milch-Ersatzprodukten häufig „Drink“ auf der Packung.

Gekaufte Hafermilch süßer als selbst gemachte

Wird Hafermilch industriell hergestellt, schmeckt sie auch ohne Zucker oder Süßungsmittel süßlich. Der Geschmack entsteht im Herstellungsprozess durch zugesetzte Enzyme, die Stärke aus dem Getreide zu Zucker abbauen, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Birgit Beck vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). „Wenn ich mir zuhause aus Haferflocken Hafermilch mache, wird sie nie so süß schmecken, weil der enzymatische Abbau fehlt“, so die Ernährungswissenschaftlerin.

Haferdrinks,  Milch und Haferflocken

VKI

Pflanzliche Milchalternativen sind oft auch für Veganer geeignet

Der VKI hat Haferdrinks einem umfangreichen Test unterzogen, darunter elf in Österreich erhältliche Produkte. Untersucht wurde die Zusammensetzung und die Deklaration der Inhaltsstoffe. Darüber hinaus auch die Schadstoffbelastungen durch Pflanzenschutzmittel und Schwermetalle, die Keimbelastung und der Geschmack. Sogenannte Barista-Editionen, die sich gut zu Milchschaum verarbeiten lassen sollen, wurden ebenfalls überprüft.

Haferdrinks schneiden im Test gut ab

Das Ergebnis bescheinigt den Produkten durchgehend gute Qualität, acht Produkte erhielten ein „gut“, nur drei schnitten mit der Bewertung „durchschnittlich“ ab. Schlechter als „durchschnittlich“ war aus Sicht der Tester keines der Produkte. In der mikrobiologischen Untersuchung konnten in keinem Produkt Keime nachgewiesen werden. Auch die Schadstoffbelastung war gering. Die einzige Ausnahme war ein Produkt der Marke Joya, das einen hohen Nickelgehalt aufwies und primär aus österreichischem Hafer hergestellt wird. Ein hoher Nickelverzehr gilt als problematisch, da das Metall im Tierversuch fortpflanzungsschädigende Wirkung gezeigt hat.

Hafermilch Barista

VKI

Auch im Kaffee ist das pflanzliche Getränk ein guter Milchersatz

Testsieger ist die Barista Edition von Oatly, mit 2,74 Euro das teuerste Produkt im Test. Auf dem zweiten Platz landete "Oat Hafer Calcium“ von Provamel, das mit Kalzium angereichert wurde und deswegen Pluspunkte in der Bewertung erhielt. In der Kategorie „Ohne Kalziumanreicherung“ erhielt das deutlich günstigere Bioprodukt „Alnatura Hafer Drink ungesüßt“ (1,29 Euro) die höchste Bewertung. Bei diesem Produkt lobten die Tester außerdem, dass es sich besonders gut aufschäumen ließ.

Hafermilch hat sich als Trendgetränk etabliert

Hafermilch ist wohl auch deshalb so beliebt, weil sie als umweltfreundlich und nachhaltig gilt und der Geschmack von Hafer den Österreichern durch Müsli und Porridge vertraut ist, so Beck. Die Herstellung von Haferdrinks verursacht 70 Prozent weniger schädlicher Klimagase als Kuhmilch. Zudem wächst das Getreide in unseren Breiten und verbraucht im Anbau deutlich weniger Wasser als etwa Reis oder Mandeln – Rohstoffe, aus denen ebenfalls Pflanzendrinks hergestellt werden. Der Hafer der getesteten Produkte stammt aus Nord- oder Westeuropa, zum Teil auch aus Österreich.

Der Vergleich habe gezeigt, dass die einzelnen Produkte unterschiedlich viel Hafer und Zusatzstoffe enthalten. So sorgen in manchen Produkten Emulgatoren dafür, dass sich der Haferdrink nicht entmischt In anderen Fällen verhindern Säureregulatoren, dass das Produkt im Kaffee ausflockt. Wenn man die Packung vor Gebrauch gut schüttle und die Milch vorsichtig in den Kaffee gieße, kann man darauf allerdings verzichten, so Beck.

Hafermilch selbst gemixt

Für die Zubereitung zuhause eignen sich besonders zarte Haferflocken. Auf einen Teil Haferflocken kommen rund zehn Teile kaltes Wasser (zum Beispiel 100 g Haferflocken auf einen Liter Wasser), die man am besten in einem Hochleistungsmixer oder Blender zerkleinert. Da die Hafermilch nicht wie industriell hergestellte Produkte süß schmeckt, können Datteln oder Süßungsmittel dazugegeben werden. Für eine fettreichere – und besser schäumbare - Variante können einige über Nacht eingeweichte Cashewkerne hinzugefügt werden. Nach dem Mixen die Feststoffe mit einem Passiertuch, einem sauberen Geschirrtuch oder einem speziellen Nussmilchbeutel abseihen und ausdrücken.

Ob selbstgemacht oder aus der Packung: Hafermilch bietet eine Alternative zu tierischer Milch und eignet sich für Menschen, die sich vegan ernähren oder die Milcheiweiß und Milchzucker nicht vertragen. Wer auf jegliche Kuhmilchprodukte verzichten möchte, sollte beachten, dass Hafer weniger Eiweiß, Kalzium und Vitamine enthält als Kuhmilch, sagt die Ernährungswissenschaftlerin. Auf der positiven Seite enthalte Hafer mehr Ballaststoffe und deutlich weniger gesättigte Fettsäuren: „Wenn man ausschließlich Pflanzendrinks zu sich nimmt, ist es günstig, zu den kalziumangereicherten Produkten zu greifen.“, so Beck, da herkömmliche Kuhmilch zu den Hauptlieferanten von Kalzium zählt.

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