Überziehungszinsen im Schnitt bei zehn Prozent

Neun von zehn Österreichern nehmen laut Durchblicker.at regelmäßig die teuerste aller Kreditformen in Anspruch und überziehen ihr Konto. Im Schnitt fallen dafür laut einer Auswertung der Arbeitskammer (AK) zehn Prozent Zinsen an.

Fünf Prozent Überziehungszinsen sind das Minimum - laut AK bietet das Bankhaus Schelhammer & Schattera mit einem variablen Zinssatz von 5,375 Prozent die besten Konditionen. Es folgt die Easybank mit einem Fixzins von 5,9 Prozent.

Das obere Limit liegt dagegen bei einem Fixzins von 12,5 Prozent bei der VakifBank. Gefolgt von der Volksbank und der Sparda Bank mit jeweils 12,25 Prozent fix. Zum Vergleich: Laut der deutschen Stiftung Warentest liegt der durchschnittliche Zins für Kontoüberziehungen in Deutschland bei 9,68 Prozent, also auf ähnlich hohem Niveau wie in Österreich.

Immer mehr fixe Überziehungszinsen

Dass immer mehr Banken ihre Überziehungszinsen fix festlegen anstatt mit einem Aufschlag an einen variablen Referenzzinssatz zu binden, ist für AK-Konsumentenschützer Christian Prantner ein „Alarmsignal“. Die Zinsen für ein überzogenes Konto seien in den vergangenen Jahren „stabil hoch geblieben“, obwohl das allgemeine Marktzinsniveau gesunken sei.

Hinzu komme meist eine Kontoführungsgebühr, die zwischen 80 und 100 Euro im Jahr ausmache. Wer zudem auf analoge Dienstleistungen am Bankschalter Wert legt, werde ebenfalls zur Kassa gebeten.

Online oder vor Ort: Wahlfreiheit gefordert

„Der Online-Kunde wird belohnt“, sagte Prantner. Für diesen gebe es nämlich - auch dank des Aufkommens einiger alternativer Zahlungsverkehrsdienste in den vergangenen Jahren - durchaus attraktive Angebote am Markt. Die AK fordert jedoch, dass auf alle Kunden Rücksicht genommen werde, auch solche, die Onlinebanking nicht nutzen können oder wollen.

„Wir fordern eine analoge Minimalinfrastruktur“, so Pranter. Dies inkludiere Filialen mit Bankschaltern sowie persönliche Beratung. Es müsse auch weiterhin eine Wahlfreiheit zwischen digitalen und analogen Produkten geben.

Die Hypo NÖ hat bereits als erste Bank das klassische Sparbuch zugunsten digitaler Produkte abgeschafft. Jede Bank dürfe selbst entscheiden, welches Produkte sie anbietet und welche nicht, so Prantner. „Rechtlich kommt man dagegen nicht an.“

AK will Strafzinsen auf Girokonten verhindern

Damit Girokonten nicht noch mehr Kosten für die Kunden verursachen, hat sich die AK explizit gegen mögliche Negativzinsen auf Girokonten ausgesprochen und eine gesetzliche Regelung hierzu gefordert - analog zum geltenden Urteil des Obersten Gerichtshofes (OGH) aus dem Jahr 2009, das Spareinlagen vor Null-oder Negativzinsen schützt.

Zwar ist eine Tendenz in Richtung Strafzinsen für die Girokonten-Inhaber derzeit nicht zu sehen, es bestehe jedoch die Gefahr, dass eine Bank damit anfange, Negativzinsen auf Girokonten einzuheben und alle anderen schleichend nachfolgen, so Prantner. Daher wäre eine Schutzregelung für die Verbraucher aus Sicht der AK sinnvoll.

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