Paraffin, Raps, Soja: Wie umweltfreundlich Kerzen sind

Nachhaltig, palmölfrei oder auch vegan – damit werden immer mehr Kerzen beworben. Sie sollen Kerzen aus Paraffin, einem Erdölprodukt, ersetzen. Neben dem Bienenwachs sind inzwischen auch andere Alternativen auf dem Markt, wie Sojawachs oder Rapswachs. Pflanzlich heißt aber nicht immer umweltfreundlich.

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Rund 1,5 Kilogramm Kerzen werden in Europa durchschnittlich pro Kopf und Jahr verbraucht. Gerade in der Vorweihnachtszeit wandern besonders viele über die Ladentheken. Sie machen in der dunklen Jahreszeit eine gemütliche Stimmung zu Hause. Auf dem Adventkranz und dem Christbaum dürfen sie nicht fehlen.

Günstige Kerzen meist aus Paraffin

Im Supermarkt und im Möbelhaus nimmt man oft im Vorbeigehen noch ein paar Kerzen mit. Die günstigen sind meist aus Paraffin. Ein Erdölprodukt, das bei der Erzeugung von Schmieröl anfällt. „Es ist ungiftig, hat also keine umweltschädigenden Eigenschaften, aber es ist eben ein Erdölprodukt und viele schauen sich in Zeiten des Klimaschutzes nach Alternativen um“, sagt Harald Brugger, Chemiker und Ökotoxikologe bei der Umweltberatung in Wien.

Paraffin ist zwar ein Abfallprodukt, aber keines das ohne die Verwendung als Kerzenwachs einfach übrigbliebe. Es hat viele Anwendungsbereiche und so kann es sogar zu Engpässen kommen. „Es sind teilweise lange Transportwege nötig. Auch das gilt es beim Kerzenkauf zu bedenken“, betont Harald Brugger.

Weite Wege für rein pflanzlichen Kerzen

Stearinkerzen können eine Alternative zu Paraffin sein, oft wird beides allerdings miteinander kombiniert. Stearin besteht aus tierischen und pflanzlichen Fetten, wie etwa Kokosfett oder auch Palmöl. „Für Palmöl werden Wälder in Malaysia oder Indonesien gerodet. Es ist ein Fett das eigentlich sehr hochwertige Eigenschaften hat, aber auch bedenklich ist, weil Umweltprobleme damit Hand in Hand gehen“, so Harald Brugger.

verschiedene Duftkerzen in einem Regal

Karin Fischer/help.ORF.at

Woraus Kerzen gemacht sind, ist oft nicht so einfach zu erkennen

„Das meiste Sojawachs kommt aus den USA, also muss es über weite Strecken transportiert werden“, ergänzt Martina Nikolić, die in ihrem Geschäft Paliti Bio-Kerzen handgefertigte Kerzen aus Raps- und Sonnenblumenwachs herstellt. Auch wenn mit rein pflanzlichen Kerzen geworben wird, sollte man also genau hinschauen. Knifflig nur, da für Kerzen und deren Inhaltsstoffe keine Kennzeichnungspflicht besteht. Harald Brugger von der Umweltberatung rät, im Zweifelsfall im Geschäft oder auch beim Hersteller nachzufragen.

Neue Alternativen und klassisches Bienenwachs

„Ich wollte möglichst nachhaltig Kerzen herstellen und habe nach einer Alternative zu Paraffin gesucht“, erzählt Martina Nikolić. Ihr Raps- und Sonnenblumenwachs bestellt sie möglichst regional, oder zumindest in Europa. Auch kleine Familienbetriebe zählen zu ihren Lieferanten. Die Rohstoffe für die gegossenen Stumpen und die getauchten Stabkerzen bestellt sie nach Möglichkeit aus biologischem Anbau, aber immer sei das nicht möglich. „Häufig besteht Wachs auch aus Ölresten und dabei wird dann eher gemischt“, so Nikolić. Ihrer Kundschaft gebe sie gerne Auskunft darüber, was in den Kerzen drin ist und wie sie gemacht werden.

Honigbienen sitzen auf Bienenwaben

APA/dpa/Cindy Riechau

Bienenwachs, Raps- und Sonnenblumenwachs sind regionale Rohstoffe

„Auch Bienenwachs ist eine gute und bewährte Alternative, allerdings sind hier die Mengen auch begrenzt. Einen Teil brauchen die Imker und die Bienen selbst“, sagt Umweltexperte Harald Brugger. Bienenwachskerzen sind wie jene aus Raps- und Sonnenblumenwachs etwas teurer, dafür brennen sie lange und gut. Bienenwachs erkennt man an der Farbe und am Geruch, Rapswachs ist dagegen geruchsneutral.

Was gut brennt und nicht rußt

„Der Hersteller sagt ‚rußfrei‘, ich würde sagen ‚rußarm’“, sagt Martina Nikolić über das von ihr verwendete Wachs. Ob eine Kerze rußt oder nicht, hängt auch von der passenden Dochtstärke ab. Ist der Docht zu dünn, brennt die Kerze nicht gleichmäßig ab, ein zu dicker Docht fördert das Rußen. Auch ein zu langer Docht lässt die Flamme größer werden und der so genannte Rauchpunkt wird erreicht. Dann rußt die Kerze. Auch Farbstoffe können das Brennverhalten einer Kerze beeinflussen, so Nikolić. Ihre Kerzen sind durchgefärbt, die Farbe bildet nicht nur eine dünne Außenschicht. „Hier ist etwas Pflege notwendig, wie zum Beispiel, dass man den Docht regelmäßig etwas nachschneidet“, rät Martina Nikolić.

Kerzen von hoher Qualität liegen meist schwer in der Hand, sagt Harald Brugger von der Wiener Umweltberatung. Immer ist das aber kein Garant für Qualität. Man könne auf das RAL-Gütezeichen achten, rät Brugger. Es wird von der deutschen Gütegemeinschaft Kerzen vergeben. „Das ist ein gutes Qualitätsmerkmal, weil diese Kerzen dürfen nicht tropfen oder rußen und sie haben ein optimales Brennverhalten. Aber es ist kein Gütezeichen für nachwachsende Rohstoffe“, gibt Brugger zu bedenken.

Viel Müll durch Teelichter

„Aluminium ist eigentlich ein wertvoller Rohstoff, der unter sehr hohem Energieverbrauch hergestellt wird“, so Harald Brugger. „Gerade für die einmalige Verwendung bei Teelichtern ist das eigentlich zu schade und es gibt viele Alternativen.“

mehrere entzündete Teelichter

Karin Fischer/herlp.ORF.at

Teelichter sind fast in jedem Haushalt vorrätig

Etwa Teelichthalter aus Edelstahl, Keramik, oder Glas. „Sie werden dann einfach nach dem Abbrennen der Kerze mit der nächsten befüllt“, so Martina Nikolić. Ihre Teelichtkerzen sind aus Rapswachs oder aus Biomasse hergestellt und brennen zwischen vier und sechs Stunden.

Nachhaltig ist es natürlich auch, wenn man Überbleibsel wiederverwendet. Wer Zeit hat und gerne bastelt, kann aus Wachsresten eine neue Kerze gießen. Dafür sammelt man das Wachs, ordnet es nach Farben und schmilzt es. Zum Beispiel indem man eine alte Konservendose in ein Wasserbad stellt. Das Wachs kann anschließend in Formen gegossen werden. In einem dekorativen Glasgefäß oder als Stumpenkerze eignen sich die Kerzen als selbstgemachte Geschenke.

Elisabeth Stecker, help.ORF.at

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