Wenn der BH (nicht) passt

Er zwickt, rutscht oder scheuert - ein BH, der nicht passt, ist unangenehm und mitunter gesundheitsschädigend. Das Problem dabei: BH-Größenangaben sind schwer zu entziffern und auch danach gilt, dass am Probieren kein Weg vorbeiführt. Denn mit der Körbchengröße allein ist es nicht getan.

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Nicht jede Frau trägt einen BH. Diejenigen, die es tun, kennen vermutlich das Gefühl, dass kaum ein Modell perfekt sitzt. „Mein Eindruck ist, dass nur jede zehnte Frau einen passenden BH trägt“, sagt Monika Plewa vom Fachgeschäft „Dessous Avenue“, das Frauen beim BH-Kauf berät. Neben der korrekten Größe kommt es vor allem auf den Schnitt an.

Die meisten Frauen tragen die falsche BH-Größe

75B, die meistverkaufte BH-Größe, passt den wenigsten Frauen, ist Monika Plewa überzeugt. Hebt sich etwa der Steg zwischen den Bügeln von der Brust ab, sind die Körbchen zu schmal. Hüpft die Brust oben hinaus, ist der BH für die Körperform zu klein oder falsch geschnitten. Rutscht das Unterbrustband am Rücken Richtung Nacken, ist der BH zu weit. Das Unterbrustband soll horizontal liegen und nicht hinaufgezogen werden; auch nicht beim Heben der Arme.

Frau zieht einen BH an

Getty Images/bymuratdeniz

Vier BHs im Jahr kauft jede Österreicherin

Der Grund für die schlechte Passform vieler BHs dürfte neben Unwissenheit auch das unpassende Angebot in deutschsprachigen Ländern sein. Die verfügbaren Größen entsprechen nicht den Körperformen vieler Österreicherinnen, konstatiert Plewa. Sie sieht einen viel größeren Bedarf an BHs mit größeren Körbchen ab D. „Wir hören oft von Kundinnen: ‚Ich habe doch kein E, das ist doch eine riesige Oberweite.‘ Aber das stimmt nicht.“ Frauen sollten ihre Angst vor den „großen“ Buchstaben ablegen und so lange probieren, bis die gesamte Brust in das Körbchen hineinpasst.

Unpassende BHs sind ungesund

„Ein BH ist ein Funktionskleidungsstück“, sagt Monika Plewa. Es unterstützt den Rücken und Nacken. Dabei trägt das Unterbrustband die meiste Last, auf den Trägern sollen höchstens 20 Prozent des Gewichts lasten. Verhält es sich anders, kann es zu Verspannungen, Nacken- und Rückenschmerzen kommen.

Auch die Körbchen- und Bügelform von BHs ist entscheidend. Seriöse wissenschaftliche Belege zu gesundheitlichen Vor- oder Nachteilen von BHs fehlen. Mitunter liest man, dass Bügel-BHs das Brustkrebsrisiko erhöhen würden. Tatsächlich schneiden zu eng geformte Bügel in das Brustgewebe, das sich dadurch auch verformen kann. Monika Plewa: „Es gibt Frauen, die haben seitlich mehr Busen als vorne, weil vorne einfach kein Platz ist und der Busen geflüchtet ist.“

Was sich hinter den BH-Angaben verbirgt

Im ersten Schritt wird der Unterbrustumfang in Zentimeter ermittelt, indem ein Maßband direkt unterhalb der Brust angelegt wird. Monika Plewa vom Fachgeschäft „Dessous Avenue“ zieht von diesem Ergebnis noch einige Zentimeter ab. Misst sie etwa 80 Zentimeter, greift sie zu einem BH mit einem Unterbrustband von 75 oder sogar 70 Zentimeter. Grund dafür sei das dehnbare Material, denn „damit ein Büstenhalter seine Arbeit machen und stützen kann, muss er straff sitzen“, so Plewa.

Die Körbchengröße ist - anders als oft angenommen - keine konstante Größe. Es gibt also nicht den einen, gleich geformten, A, B oder C-Cup. Die Körbchengröße bezeichnet das Verhältnis vom Unterbrustumfang zum Brustumfang, der an der weitesten Stelle der Brust, üblicherweise auf der Höhe der Brustwarze, gemessen wird. Zieht man vom Brustumfang den Unterbrustumfang ab, erhält man die korrekte Körbchengröße. 12 bis 14 Zentimeter bezeichnen einen A-Cup, 14 bis 16 Zentimeter sind ein B-Cup, Frauen mit 16 bis 18 Zentimeter tragen C-Cup, so gängige Empfehlungen.

Messen, anprobieren, rechnen

Daraus kann sich in der Umkleidekabine folgende Situation ergeben: probiert eine Frau einen BH in der Größe 80B, dessen Körbchen passen aber dessen Unterbrustband zu weit ist, darf sie nicht zu einem 75B greifen um die gleiche Körbchengröße zu erhalten, sondern zu einem 75C. Eine Unterbrustweite kleiner und ein Cup größer ergibt die sogenannte Kreuzgröße.

Auf die Form kommt es an

Ist nun die Größe ermittelt, muss auch die Körbchenform passen. Viele BH-Hersteller verwenden zu schmale Bügel oder Schnitte für die Brustform vieler Frauen, sagt Monika Plewa. Durch den zu kleinen Radius drückt der BH auf die Brust, statt sie zu umschließen. Um die Passform zu beurteilen, hilft es, sich den Bügel eines BHs seitlich verlängert vorzustellen. Der fiktive Bügel soll idealerweise bis unter die Achselmitte reichen.

Auch der Schnitt eines BHs ist nach der Brustform und -festigkeit zu wählen, für mehr oder weniger Halt, sagt Monika Plewa: „Mit einem BH der sitzt, kann eine Frau zum Bus laufen ohne ihn nachher zu richten.“

Johanna Steiner, help.ORF.at

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