Viel Hokuspokus mit „veredeltem“ Wasser

Trinkwasser ist in Österreich bestens kontrolliert. Trotzdem haben viele Menschen Bedenken und greifen zu Produkten, die das Wasser zusätzlich verbessern sollen. Mit Steinen, Magneten und Filtern soll aus simplem Wasser ein wahres Lebenselixier werden. Viele der Produkte sind teuer und wirkungslos, einige schaden sogar, so der Verein für Konsumenteninformation (VKI).

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Nicht wenige Menschen vertrauen auf eine belebende, gesundheitsfördernde Wirkung von „veredeltem“ und aufbereitetem Wasser. Produkte die das versprechen, werden im Internet, über Mundpropaganda und Verkaufsausstellungen beworben. Der Markt dafür ist entsprechend groß.

Was Edelsteine im Trinkwasser bringen

„Vieles davon ist in Österreich überhaupt nicht notwendig, weil unsere Trinkwasserqualität in den meisten Fällen hervorragend ist“, so Birgit Schiller, Projektleiterin beim VKI. Und was es da alles gibt: Zum Beispiel Edelsteine wie Rosenquarz und Bergkristall, die im Wasserkrug liegen und dort angeblich ihre positive Energie abgeben. Für maximale Wirkung soll das Wasser nur nachgefüllt werden.

Wasserkrug mit Halbedelsteinen darin

Getty Images/TomekD76

Hübsch anzusehen, aber auch Brutstätte für Fliegenlarven

„Da können sich Bakterien sehr gut vermehren und Fliegen ihre Eier hineinlegen“, so Schiller. Dieses „Edelsteinwasser“ zu trinken, sei abzuraten. Bewirken könnten die Steine nichts, was sich irgendwie messen lässt.

Magnetfelder, Wirbel, Keramikelemente

Auch Magneten zur Montage an der Wasserleitung seien wirkungslos. Sie sollen das angeblich gestörte Magnetfeld der Erde verbessern, Ordnung ins Wasser bringen und Kalkablagerungen verhindern. Gegen Kalk können sie nichts ausrichten und auch sonst passiert nichts. Jedes künstliche Magnetfeld in der Umgebung, wie es von Radios und Küchengeräten erzeugt wird, ist stärker als der Magnet auf der Wasserleitung.

Was man sich noch sparen kann, sind Geräte zur Verwirbelung des Wassers – das Wasser wird in der Leitung ohnedies verwirbelt. Entbehrlich sind auch Keramikelemente mit angeblich effektiven Mikroorganismen für das Wasser. Da die Mikroorganismen bereits beim Brennen der Keramik zerstört werden, sei der Effekt höchst fraglich, so VKI-Expertin Schiller.

„Totes“ und „belebtes“ Wasser

Populär sind auch Produkte, die bestimmte Informationen oder Eigenschaften an das Wasser weitergeben sollen. Dabei fließt Wasser an etwas vorbei, ohne damit direkt in Kontakt zu kommen. Das kann in einer Ummantelung um ein Wasserrohr sein oder in einer Phiole. Dadurch sollen angeblich Informationen von einem Wasser auf das nächste übertragen werden. So werde aus „totem“ Wasser ein „belebtes“.

„Das alles kann man nicht nachweisen, ein Unterschied ist nicht feststellbar“, so Schiller. Man könne nicht einmal nachweisen, dass Wasser tatsächlich in der Lage ist, für länger als kürzeste Bruchteile einer Sekunde, Information überhaupt zu speichern – geschweige denn, weiterzugeben.

Granderwasser gehöre da ebenso dazu wie in Glasphiolen eingeschlossene Edelsteine, die man ins Wasser legt. Das alles falle in den Bereich der Esoterik. Ebenso wie die Annahme, dass es totes und lebendiges Wasser gibt.

Gesundheitsrisiko durch alte Filter

Auf das Prinzip „nützt es nicht, so schadet es zumindest nicht“ sollte man sich nicht unbedingt verlassen. Erstens kann die Anschaffung diverser Gerätschaften sehr teuer kommen. Es gibt Anbieter, die ganze Anlagen um mehrere tausend Euro verkaufen, ohne, dass deren Wirksamkeit erwiesen ist. Und zweitens besteht auch ein Gesundheitsrisiko – zum Beispiel bei Tischwasserfiltern, wie eine Untersuchung der Arbeiterkammer (AK) Steiermark nachwies.

Tischkannenfilter in einem Regal

Getty Images/Mann_Clon

Filter müssen regelmäßig erneuert werden

„Diese Erhebung zeigt, dass bei den meisten Filter im Laufe ihrer Lebensdauer die Wirkung sehr rasch abnimmt und das Bakterienwachstum steigt“, so Schiller. Das gelte insbesondere für Filter, bei denen nicht einmal eine Reinigung zwischendurch vorgesehen ist. Trinkwasserfilter sind laut AK Steiermark wirksam gegen Schwermetalle im Wasser, Kalk filtern sie kaum heraus.

Hersteller flüchten in vage Angaben

Ein Produkt zur „Wasserveredelung“ oder „Wasserbelebung“ darf nichts versprechen, was es nicht kann. Es darf weder versprechen, die Gesundheit zu verbessern, noch eine Krankheit zu heilen. Es darf auch nicht die Qualität des Wassers, so wie es aus der Leitung kommt, verschlechtern.

Trotzdem sind den Konsumentenschützern meist die Hände gebunden, wenn jemandem viel Geld für wirkungslose Geräte aus der Tasche gezogen wurde. „Solange die Hersteller keine klaren Aussagen zur Wirkung treffen und sich in nebulose Aussagen flüchten, kann man rechtlich nichts machen“, so die VKI-Expertin.

Kühles Wasser schmeckt besser

Wer Zweifel an der Qualität seines Wassers hat – etwa, weil es aus einem Hausbrunnen kommt – kann ein Prüflabor mit einer Analyse beauftragen. Erst danach sollten gezielte Maßnahmen gesetzt werden: Das reicht von Filtern bis zur kompletten Sanierung eines Brunnens.

Allen anderen rät Birgit Schiller, die Wasserleitung so lange laufen zu lassen, bis das Wasser gleichmäßig kühl aus der Leitung kommt. „Kühles Wasser schmeckt gleich viel besser als ein abgestandenes Wasser“. Vor der Anschaffung teurer Geräte sollte eine zweite Meinung eingeholt werden. Das gilt vor allem für Geräte, die in den Wasserkreislauf eines Hauses eingebaut werden und mehrere tausend Euro kosten.

Karin Fischer, help.ORF.at

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