Todesfall zu Hause: Was zu tun ist

Die meisten Menschen wünschen sich einen sanften Tod: Im eigenen Bett einfach einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Auf die Angehörigen kommen bei einem Sterbefall zu Hause einige Formalitäten zu. Rettung, Totenbeschauarzt und Bestattung: Wer im Ernstfall alarmiert werden muss und welche Kosten damit verbunden sind.

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Als eine Wienerin ihre alte Mutter besuchen wollte, öffnete diese nicht die Tür. Die Tochter griff zum eigenen Wohnungsschlüssel und fand die Mutter reglos am Boden liegend vor. Sofort alarmierte sie die Rettung, die allerdings nur noch den Tod feststellen konnte.

Wenig später fand die Tochter eine Rechnung im Postkastel. 100 Euro sollte sie für das Ausrücken der Wiener Rettung zu ihrer toten Mutter bezahlen, las sie darin verwundert.

Rettungsauto im Einsatz

ORF.at/Dominique Hammer

Die Wiener Berufsrettung fuhr im vergangenen Jahr zu 169.000 Einsätzen

Entscheidung der Krankenkassen

Rechtlich ist das durch das Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetz (WRKG) gedeckt. „Die Entscheidung über die Übernahme der Kosten eines Rettungseinsatzes liegt nicht bei der Rettung, sondern beim Sozialversicherungsträger“, erklärt Klaus Herbich, Oberarzt bei der Berufsrettung Wien. Das heißt die Krankenkassen entscheiden, welche Kosten sie übernehmen, und welche Kosten die Versicherten selbst tragen müssen.

Die Lage in den anderen Bundesländern

Doch auch wenn die Krankenkassen einen solchen Rettungseinsatz laut Gesetz nicht bezahlen müssen, dürfen tun sie es schon. Das auszuhandeln ist Ländersache. Ein Blick in die anderen Bundesländer zeigt, dass Wien und Kärnten derzeit die einzigen Bundesländer sind, in denen die Gebietskrankenkasse die Kosten nicht übernimmt. In Kärnten verzichtet die Rettung jedoch auf eine Rechnungslegung bei einer reinen Todesfeststellung.

Insgesamt 870 Mal versandte die Wiener Rettung im vergangenen Jahr eine solche Rechnung. Immer in Fällen, bei denen keine medizinischen Maßnahmen gesetzt wurden.

Nur wenn Rettungsmaßnahmen nötig sind, zahlt WGKK

Im Fall der Wienerin bedeutet das: Wäre die Mutter noch nicht tot gewesen, sondern hätte die Rettung vor Ort noch Wiederbelebungsversuche durchgeführt und die Patientin wäre erst dann verstorben, hätte die Krankenkasse die Kosten für den Rettungseinsatz übernommen. Da die Patientin aber schon bei Eintreffen der Rettungskräfte tot war, zahlt die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) den Einsatz nicht.

„Das führt leider zu der Situation, dass sich in der letzten Post des Verstorbenen eine Rechnung der Berufsrettung Wien befinden kann“, so Herbich von der Berufsrettung Wien. In so einem Fall der reinen Todesfeststellung werde aber nur ein geringer Pauschalbetrag von 100 Euro für den Rettungseinsatz verrechnet, egal wie viele Retter und Blaulichtfahrzeuge zum Einsatz kamen.

Ein Notarzt führt eine Wiederbelebung durch

Getty Images/Paul Burns

Im Falle von akuter Lebensgefahr wie Herz-Kreislauf-Versagen rücken neben der Rettung auch Polizei und Feuerwehr aus

Im Notfall immer die Rettung rufen

Egal ob die Rettung von Nachbarn, Angehörigen oder jemand Fremden gerufen wurde, die Rechnung bekommt immer der Tote. Angehörige müssen die Kosten also nicht aus dem eigenen Börsel bezahlen, sondern diese gehen automatisch in die Verlassenschaft des Verstorbenen ein und werden vom Nachlass abgedeckt.

Bei einem medizinischen Notfall oder wenn diesbezüglich Unsicherheit bestehe, sollte man trotzdem nicht zögern, sondern immer den Notruf 144 wählen, so Herbich. Sorgen über etwaige Kosten brauche sich kein Anrufer machen.

Totenbeschauarzt erklärt amtlich für tot

Konnte der Notarzt nur noch den medizinischen Tod konstatieren, muss in weiterer Folge eine so genannte amtliche Todesfeststellung erfolgen. Diese führt der Totenbeschauarzt, das ist in der Regel der Gemeindearzt, durch. In Wien ist der Gesundheitsdienst der Stadt Wien, die Magistratsabteilung 15, zuständig.

Der Totenbeschauarzt stellt den amtlichen Tod fest und legt in weiterer Folge auch fest, ob eine Obduktion notwendig ist, oder nicht. War der Todesfall ein erwarteter Tod, war die Mutter zum Beispiel schon länger schwer krank und die Angehörigen von den Ärzten vorgewarnt, dass es bald zu Ende gehen könnte, kann man auch direkt den Totenbeschauer rufen, ohne vorher die Rettung zu verständigen.

Es dauert in der Regel ein paar Stunden bis der Totenbeschauer vor Ort ist. Verändern darf man in dieser Zeit nichts. Der Tote darf weder umgebettet, noch darf ihm anderes Gewand angezogen werden.

Psychologische Betreuung bei hoher Belastung

Fühlen Angehörige sich nicht wohl, bis zum Eintreffen des Totenbeschauers neben der Leiche in der Wohnung zu warten, kann die Handynummer hinterlegt und die Wartezeit woanders überbrückt werden. Der Totenbeschauarzt ruft dann an, sobald er da ist.

Ist die Situation für Angehörige besonders belastend oder wünschen die Angehörigen es, zieht die Rettung die Akutbetreuung Wien hinzu. Diese betreuen die Betroffenen vor Ort psychologisch.

Ein Sarg wird in einen Leichenwagen hineingehoben

APA/dpa/Christophe Gateau

Je nach Ort und Bestattungsart varriieren die Begräbniskosten

Bestattung holt Verstorbenen ab

Nach der Totenbeschau müssen die Angehörigen einen Bestatter ihrer Wahl mit der Organisation des Begräbnisses beauftragen. Je nach Art und Ort muss man hier mit mindestens 5.000 Euro an Kosten rechnen. Der Bestatter ist es auch, der den Verstorbenen von zu Hause abholt.

Oft komme das aber nicht mehr vor, so Florian Keusch von der Bestattung Wien. Die meisten Abholungen erfolgen aus Altersheimen oder Krankenhäusern. In Wien bringt der Bestatter den Verstorbenen dann in eine so genannte Bezirksbeisetzkammer, eine Kühlkammer, die direkt bei einem Friedhof angesiedelt sind.

Details der Beisetzung mit Bestattung klären

In einem nächsten Schritt suchen die Angehörigen in der Regel den Bestatter in seinem Geschäft auf und klären die Formalitäten. „Meistens wird Kleidung mitgebracht, ein Sarg ausgesucht, ein Grab gewählt, die Trauerfeier festgelegt und auch Details wie Musik und Blumenschmuck werden besprochen“, so Keusch.

Einen Tag vor dem Begräbnis wird der Verstorbene dann zum Zielfriedhof in die Kühlkammer gebracht und dort für das Begräbnis hergerichtet und in den Sarg gelegt, bevor schließlich die Beisetzung stattfindet.

Beate Macura, help.ORF.at

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