Test: Keine einzige Jeans „öko“ und „fair“

Die deutsche Zeitschrift „Ökotest“ hat 21 Damenjeans auf Qualität, Schadstoffe und Produktionsbedingungen untersucht - mit ernüchterndem Ergebnis: Die beste Note war ein „Befriedigend“ und selbst diese erhielten nur fünf Modelle. Wirklich empfehlenswert sei keine einzige Jeans, so die Tester.

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Transparenz ist Mangelware

Gemeinsam mit der Zivilrechtsorganisation Femnet e.V. hat die deutsche Zeitschrift „Ökotest“ einen Fragenkatalog zu den Bedingungen in der Jeans-Produktion erarbeitet und diese 21 Herstellern vorgelegt. „Da ging es um faire Arbeitsbedingungen, faire Einkaufspraxis, Umweltstandards und Sicherheitsstandards“, so „Ökotest“-Redakteurin Christine Throl.

Doch das Ergebnis sei ernüchternd gewesen, einige namhafte Jeans-Marken, darunter Diesel, Mustang und Wrangler, antworteten erst gar nicht auf die Fragen von „Ökotest“. „Man kann sagen: echte Transparenz ist Mangelware“, so Throl. In der Kategorie "Transparenz und „Glaubwürdigkeit“ erhielten nur Armedangels und Hessnatur die Note „Sehr gut“. Armedangels war gleichzeitig Testsieger im Gesamtvergleich.

Die schlechteste Note „ungenügend“ wurde für „Transparenz und Glaubwürdigkeit“ dagegen fünf Mal vergeben, die Jeans der Marke Street One war in Sachen Glaubwürdigkeit „mangelhaft“.

Jeans

Getty Images/Laylabird

Wirklich „faire“ Jeans gibt es gegenwärtig bei keiner Marke

Undurchsichtige Lieferketten und viel zu niedrige Löhne

„Kein Anbieter konnte oder wollte die gesamte Lieferkette vom Baumwollanbau bis zur Veredelung offenlegen“, so Throl. Auch die geringen Löhne der vorwiegend weiblichen Textilarbeiterinnen seien ein großes Problem. Zwar bemühten sich einige wenige Hersteller nachweislich um faire Bezahlung, doch kein einziger konnte tatsächlich existenzsichernde Löhne bei seinen Zulieferern nachweisen.

„Die Beschwerdemöglichkeiten für Arbeiter sind meistens völlig unzureichend“, so Throl. Statt unabhängiger Stellen, an die sich Textilarbeiterinnen bei Missständen wenden können, gebe es häufig nur unternehmensinterne Beschwerdeboxen. Wer sich dort melde, werde oftmals einfach gekündigt.

Keine Überprüfung der Bedingungen vor Ort

„Ökotest“ weist außerdem darauf hin, dass die Testurteile zu den Produktionsbedingungen auf den ersten Blick positiver erscheinen als sie wirklich sind. Denn in der Kategorie „Glaubwürdigkeit und Transparenz“ wurden allein die Bemühungen und Versprechungen der Unternehmen bewertet. Diese wurden zwar durch Dokumente belegt, aber die Zustände an Ort und Stelle konnten nicht überprüft werden - nicht einmal die Hersteller selbst sind im Stande, überhaupt alle Produktionsorte zu nennen.

Die Bewertung durch „Ökotest“ berücksichtigte auch Berichte der NGO Fair Wear Foundation (FWF). Diese überprüft die letzte Stufe der Produktionskette, die Konfektionierung von Kleidungsstücken, auf Arbeitsbedingungen und Sozialstandards. Ein „Fairness“-Gütesiegel vergibt die FWF jedoch nicht, denn eine gänzlich faire Produktion von Kleidungsstücken ist in den Augen der Organisation gegenwärtig unmöglich.

Nur zwei Modelle ohne Schadstoffrückstände

Auch was Schadstoffe angeht, fiel der Test insgesamt schlecht aus. 15 der 21 getesteten Damenjeans enthielten das krebsverdächtige Anilin. „Das ist ein Farbbaustein, der mit der Indigofärbung in die Hose kommt“, erklärt Throl. Halogenorganische Verbindungen, die Allergien auslösen können, wurden in 13 der getesteten Jeans nachgewiesen.

Allein die Modelle von Esprit und Kuyichi waren frei von bedenklichen Inhaltsstoffen, in der Gesamtwertung sind sie unter den besten vier. „Ökotest“-Redakteurin Throl empfiehlt Konsumentinnen und Konsumenten, sich am Global Organic Textile Standard (GOTS) zu orientieren. Das Gütesiegel zertifiziert biologischen Baumwollanbau und umweltverträgliche Weiterverarbeitung. Außerdem sei es ratsam, Jeans vor dem ersten Tragen zu waschen. Etwaige Schadstoffrückstände könnten so zumindest teilweise entfernt werden.

Teure Jeans nicht besser als günstige

Am Preis könne man nicht erkennen, ob eine Jeans unter fairen Bedingungen hergestellt worden ist oder ob sie Schadstoffe enthält, warnt Throl: „Die beiden Jeans, die bei den Produktionsbedingungen gut abgeschnitten haben, kosten etwa 100 Euro, allerdings gibt es auch teurere Hosen, die in dieser Hinsicht sehr schlecht waren“.

Dazu gehört zum Beispiel die mit rund 150 Euro teuerste Jeans von Diesel. Sie erhielt in der Kategorie „Glaubwürdigkeit und Transparenz“ die Note „Ungenügend“, bei den Schadstoffen die Note „mangelhaft“. Die billigste Hose im Test kostete gut zehn Euro und war von H&M. In Sachen Glaubwürdigkeit war sie zumindest „befriedigend“, enthielt aber sowohl Anilin als auch halogenorganische Verbindungen.

Jana Wiese, help.orf.at

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