Alexa, Siri & Co.: AK-Studie zum großen Lauschangriff

Digitale Assistenten wie Apples Siri, Amazons Alexa, Googles Assistant und Microsofts Cortana sind immer öfter unterwegs dabei - und sie lauschen in den eigenen vier Wänden mit. Gefällig und klug, aber auch gefährlich, warnen Verbraucherschützer der Arbeiterkammer (AK).

Sie spielen Lieblingslieder, erinnern an Termine, beantworten Fragen oder steuern aus der Ferne technische Funktionen zu Hause: digitale Assistenten mit Sprachsteuerung haben in vielen Haushalten Einzug gehalten. Der Komfort hat seinen Preis, resümiert eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Auftrag AK. Es entstünden sehr genau Profile jedes Haushalts und der einzelnen Mitglieder. Während bei blinden und motorisch eingeschränkten Mitgliedern die Vorteile wohl meist überwiegen, sollten sich andere Konsumenten über die Hintergründe informieren und abwägen.

Gegenwärtig werden in etwa einem Viertel der österreichischen Haushalte smarten Geräten Befehle erteilt. Drei von vier Jugendlichen sollen bereits über derartige Erfahrungen verfügen, so die Konsumentenschützer. Sie warnten vor allem vor den Konsequenzen für unbedarfte Kinder und Jugendliche, die ganz selbstverständlich mit der künstlichen Intelligenz kommunizieren.

Ausmaß der gesammelten Daten meist unbekannt

Den wenigsten Konsumenten sei bekannt, wie viele Daten die Anbieter sammeln. Welche Informationen ganz konkret wie ausgewertet werden, ist oft schwer zu eruieren. Die neue Studie im Auftrag der Arbeiterkammer von August 2018 bis Juni 2019 zeige auf, dass Datenschutz bei der Verwendung der smarten Gadgets häufig mehr oder weniger ignoriert wird. Außerdem würden Qualität und Objektivität der Antworten nicht kontrolliert - es stehe die Frage im Raum, ob die virtuellen Butler nicht mehr ihrem Hersteller als ihrem Besitzer dienen.

Die zunehmende Verbreitung in den letzten Jahren stellt Datenschützer vor viele Fragen: Die Geräte sammeln fast unbemerkt sehr nahe am Leben der Konsumenten Informationen aus Privat- und Geschäftsleben, die in der Analyse ungeahnte Rückschlüsse ermöglichen können. Sprachprofile oder Standortdaten etwa können viel verraten, vor allem daheim im Lebensmittelpunkt werden potenziell alle Familienmitglieder und Besucher belauscht und ihre Daten gesammelt und bearbeitet.

Viele datenschutzrechtliche Fragen noch ungeklärt

Man wolle das Bewusstsein schärfen, dass man von einer permanenten Lauschbereitschaft ausgehen muss, so die Studienautoren. Privateste Unterhaltungen können als „Beifang“ beim Anbieter landen. Auch die Auswirkungen auf Weltbild, Verhalten und Kommunikation durch die Interaktion mit diesen Systemen sei nicht zu vernachlässigen: Die harmlose, weibliche Stimme „entlocke“ den Usern wertvolle Informationen. Immer mehr „Spione“ verstehen weit mehr als auf den ersten Blick gesagt wird, es ließen sich mit den diversen Zusatz-Daten „sehr genaue Persönlichkeitsprofile“ erstellen und automatisierte Entscheidungsfindungen ermöglichen.

Viele datenschutzrechtliche Fragen sind derzeit schwer endgültig zu klären: Einerseits fehlt in Österreich die Möglichkeit von Sammelklagen, andererseits sind Auskünfte über gesammelt Daten der User und vor allem der Nutzung und Speicherung oft schwer zu bekommen, vor allem wenn der Unternehmenssitz sich im Ausland befindet. Die intransparente Datenauswertung vertieft laut Konsumentenschützern das Ungleichgewicht zwischen Anbietern und Kunden.

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