Flaschen zu Fetzen: Sinn und Unsinn von Recyclingmode

T-Shirts aus PET-Flaschen, Bademode aus alten Fischernetzen und Sneakers aus Plastikmüll vom Strand: Immer mehr Hersteller bieten Kleidung aus Recycling-Kunststoffen an und vermarkten diese als besonders umweltfreundlich. „Grün“ verkauft sich gut - doch wie funktioniert die Wiederverwertung und welche Probleme gibt es damit?

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Recycling-PET schont die Ressourcen

PET, kurz für Polyethylenterephthalat, ist eine Polyesterart, die zum Beispiel für Einwegflaschen verwendet wird. Es basiert auf Erdöl und ist nicht biologisch abbaubar. Statt es zu verbrennen oder gar auf Deponien einzulagern, wird es deshalb zunehmend wiederverwertet, um etwa Kleidung daraus herzustellen. Für ein T-Shirt braucht es beispielsweise etwa sechs PET-Flaschen, für ein Paar Socken reicht eine halbe PET-Flasche.

Dafür werden die Flaschen zuerst geschreddert und unter hohen Temperaturen zu Granulat verarbeitet. Anschließend wird dieses erneut aufgeschmolzen und durch eine feine Düse gedrückt, sodass Polyester-Faden entsteht, aus dem neue Textilien gefertigt werden können.

„Der Energieaufwand für wiederverwertetes PET ist geringer, als wenn man es neu erzeugen würde“, erklärt Georg Gübitz, Leiter des Departements für Agrarbiotechnologie der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Tulln. Insbesondere der CO2-Abdruck des Recycling-Kunststoffes sei schwächer, weil dafür kein neues Erdöl verwendet wird.

Mikroplastik entsteht auch aus Recycling-Kunststoffen

Je länger ein Kunststoff im Verwertungskreislauf bleibt, desto weniger Ressourcen werden verbraucht und umso besser sei dies für die Umwelt, so Gübitz. Allerdings verursachen sowohl wiederverwertetes als auch neues Polyester umweltschädliches Mikroplastik. Greenpeace rät deshalb von Kleidung aus Recycling-Kunststoff ab: Es nutze nichts, grobmaschige Fischernetze aus dem Meer zu holen und zu Kleidung zu verarbeiten, nur um beim Waschen dann winzige, noch gefährlichere Fasern ins Meer zu spülen.

Das betreffe aber nicht nur Kleidung, denn auch PET-Flaschen gelangen in die Flüsse, wodurch Mikroplastik entstehe. „Das liegt an der Natur des synthetischen Polyesters. Unserer Ansicht nach muss man auf bioabbaubare Polymere umstellen“, so Gübitz, der an Recycling-Prozessen forscht.

Sortenreine Sammlung von Plastikabfall notwendig

Damit die Wiederverwertung von Kunststoffen überhaupt funktioniert, ist es wichtig, sie sortenrein zu sammeln. Ein Pfandsystem für PET-Flaschen, wie es in Deutschland existiert, sei dafür gut geeignet, so BOKU-Professor Gübitz. Nur sortenrein verfügt das wiederverwertete Material über die gleichen Eigenschaften, wie solches, das direkt aus Erdöl gewonnen wird.

Abfälle, die aus mehreren Materialien bestehen, lassen sich dagegen nur schwer recyceln, da die unterschiedlichen Bestandteile nicht oder nur aufwändig voneinander getrennt werden können. Das ist beispielsweise bei mehrschichtigen Kunststofffolien von Vakuumverpackungen oder Polyester-Textilien mit Baumwollanteil der Fall. Doch selbst wenn reines PET verwertet wird, verringert sich nach mehreren Recycling-Durchläufen die Qualität, weshalb Produkte aus wiederverwertetem Kunststoff zum Ausgleich oft einen Teil „frischen“ Materials enthalten.

Irreführende Angaben zu Recycling-Plastik

Die deutsche Umwelthilfe weist darauf hin, dass Konsumentinnen und Konsumenten bei Verpackungen aus Recyclingplastik oft in die Irre geführt würden. So sind manche Produkte mit eigenen Labels gekennzeichnet, die einen besonders hohen Anteil an Recycling-Kunststoff in der Verpackung versprechen. Tatsächlich stammt der verwendete Kunststoff häufig aus eigenen Produktionsabfällen der Hersteller und nicht aus dem Recyclingsystem.

Recycling-Kollektionen werden zudem häufig teurer verkauft als solche aus konventionellen Materialien. Eine Tatsache, die sich nicht auf den Rohstoffpreis zurückführen lässt, da wiederverwertetes PET gegenwärtig kostengünstiger ist als Polyester aus frischem Erdöl.

„Reduce, reuse, recycle“

BOKU-Professor Gübitz empfiehlt, sich für einen möglichst umweltfreundlichen Umgang mit Ressourcen an einen einfachen Merksatz zu halten: „Reduce, reuse, recycle“ (Reduzieren, Wiederverwenden, Wiederverwerten).

So sei es am wichtigsten, den Konsum zu reduzieren und zum Beispiel auf unnötige Kunststoffverpackungen zu verzichten. Das Wiederverwerten von Produkten und Verpackungen sei der nächste Schritt. Erst wenn das unmöglich ist, sollten Materialien recycelt werden, so Gübitz.

Jana Wiese, help.orf.at

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