Lieferengpässe bei Medikamenten häufen sich

In Österreich kommt es immer öfter zu Lieferengpässen bei Medikamenten, auch bei lebenswichtigen Präparaten. Derzeit fehlen Dutzende Medikamente in den Apotheken. Patientenanwalt Gerald Bachinger warnt davor, dass sich die Situation noch verschärfen könnte.

Für Patientinnen und Patienten, die eine Transplantation hinter sich haben, fehlt das lebensnotwendige Medikament „Imurek“, berichtet die Tageszeitung „Kurier“. Es soll verhindern, dass der Körper das eingepflanzte Organ abstößt. Das Medikament ist seit Wochen in Österreich nicht lieferbar. Im Vorjahr gab es ähnliche Engpässe bei „EpiPen“, das Wespenallergiker als lebensrettende Injektion benötigen. Bei fast 80 Medikamenten lagen heuer bereits Meldungen über Lieferschwierigkeiten vor.

Lebenswichtige Medikamente fehlen

„Wir bemühen uns derzeit, das für Transplantationspatienten so wichtige Medikament ‚Imurek‘ aus Italien zu importieren“, so Christa Wirthumer-Hoche vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz im Ö1-Mittagsjournal. Laut Apothekerkammer wird nächste Woche zumindest ein Generikum erhältlich sein. Bei Lieferschwierigkeiten werde stets versucht, Nachschub aus anderen europäischen Ländern zu besorgen, der dann in der Originalverpackung des jeweiligen Landes in die Apotheken komme, so Wirthumer-Hoche.

„Das grundsätzliche Problem kann Österreich aber nicht alleine lösen“, sagt Patientenanwalt Bachinger. Pharmafirmen seien teilweise auf Billigproduktionsländer wie China und Indien ausgewichen. Probleme in einer Fabrik hätten dann weltweite Lieferengpässe zur Folge. Da in Österreich eher niedrige Preise für Medikamente bezahlt würden, belieferten Firmen bei Lieferschwierigkeiten zuerst andere Länder.

Produktion nach Europa zurückholen

Patientenanwalt Bachinger drängt auf einen besseren Informationsaustausch zwischen Pharmafirmen, Ärzten und Apotheken. „Damit es nicht passiert, dass ein Patient ein vom Arzt verschriebenes Medikament in der Apotheke holen will und dann dort erfährt, dass es wochenlang nicht lieferbar ist“, so Bachinger. Engpässe ließen sich entschärfen, wenn es Ärzten erlaubt werde, Wirkstoffe statt Medikamente zu verschreiben. Apotheker könnten dann auf ein lagerndes Präparat mit demselben Wirkstoff ausweichen.

Langfristig lasse sich das Problem nur dadurch lösen, dass die Produktion der Medikamente teilweise wieder nach Europa zurückgeholt werde, so Bachinger. Wirthumer-Hoche erwartet dann allerdings auch höhere Preise für Medikamente. Eine Taskforce im Gesundheitsministerium erarbeitet derzeit Maßnahmen zur besseren Versorgung der Patienten. Pharmafirmen sollen Engpässe rascher melden müssen und die Verteilungswege transparenter machen.

Auch Deutschland kämpft mit Lieferschwierigkeiten. Sogar Schmerzmittelklassiker wie der Wirkstoff „Ibuprofen“ sind davon betroffen. Im Juni gab es in Deutschland 226 Meldungen über eine eingeschränkte Verfügbarkeit oder einen Lieferengpass von Medikamenten.

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