Bienenschutz beginnt beim Einkaufen

Jeder Einzelne kann etwas tun, um dem Bienensterben entgegenzuwirken: zum Beispiel mit einem bienenfreundlichen Garten bzw. Balkon. Auch auf Pestizide kann man leicht verzichten und beim Einkaufen Bioprodukte bevorzugen. Doch nicht alles, was der Handel zum Schutz von Wildbienen, Schmetterlingen und Co. anbietet, ist sinnvoll.

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Insekten sterben lautlos - mittlerweile ist fast die Hälfte aller Insekten weltweit in Gefahr, für immer zu verschwinden. Es trifft nicht nur die vielen Wildbienenarten, zu den auch die Hummel gehört, auch Schmetterlinge und Käfer finden immer weniger Raum zum Überleben.

Auf Pestizide in Garten und Haus verzichten

„Eine der Ursachen für das Verschwinden der Insekten ist der massive Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft“, so Bernadette Pokorny, Biologin bei der Umweltberatung. Konsumentinnen und Konsumenten könnten eine nachhaltige Landwirtschaft fördern, wenn sie hauptsächlich Bioprodukte kauften.

Biene auf Borretsch

APA/dpa/Silas Stein

Kräuter wie Borretsch liefern Nahrung für viele Insektenarten

Wer Lebensmittel und Textilien aus biologischer Landwirtschaft bevorzugt, unterstützt damit auch die Bienen und andere Insekten, weil der Biolandbau mit deutlich weniger Spritzmittel auskommt. Auch aus dem eigenen Haushalt sollten Pestizide verbannt werden. „Sie schädigen nicht nur jene Insekten, die man treffen will, sondern auch viele andere“, so Pokorny. Oftmals sei auch gar nicht genau bekannt, welche Auswirkungen Insektizide und Herbizide auf die Umwelt und die eigene Gesundheit haben.

Die Einteilung in Nützlinge und Schädlinge ist aus der Sicht des Menschen verständlich, aus jener der Natur kurzsichtig – denn viele „lästige“ Insekten wie Wespen und Gelsen sind Nahrungsgrundlage für andere Tiere wie Vögel und Fledermäuse.

Schmetterlinge mögen Blau, Violett und Rosa

Damit Wildbienen und Schmetterlinge genug Nahrung finden, kann man ihnen im Garten, auf Balkon und Fensterbrett den Tisch decken. Das geht auch in der Stadt mit einem Blumenkisterl voller Pflanzen, die diese Insekten anlocken. Krokusse, Traubenhyazinthen, Glockenblumen, Wiesenmargeriten, Lavendel, Mauerpfeffer, Sonnenhut und Katzenminze eignen sich besonders gut dafür.

Segelfalter auf einem Sommerflieder

Manfred Pendl

Schmetterlinge fliegen auf violetten Sommerflieder

Auch Kletterrosen und Gehölze wie Veitschi und Efeu werden gerne angenommen; ebenso die Blüten von Küchenkräutern wie Thymian, Oregano, Salbei und Schnittlauch. Schmetterlinge mögen vor allem blaue, violette und rosa Blüten. Wichtig ist, dass die Insekten die ganze Gartensaison über etwas Blühendes vorfinden.

„Viele Pflanzen aus Gartencentern sind stark mit Pestiziden behandelt. Die Pflanze nimmt das auf und gibt das Gift über den Nektar an Insekten weiter“, so die Biologin. Mit fatalen Folgen: Die Bienen verlieren die Orientierung, finden nicht mehr in den Stock zurück und gehen zugrunde.

Ungefüllte Blüten sind nahrhafter

Insekten verhungern aber auch, wenn sie nur hochgezüchtete Pflanzen vorfinden, die zwar viele bunte Blütenblätter haben, jedoch keinen Pollen mehr enthalten. Die Umweltberatung empfiehlt Pflanzen, die ungefüllte Blüten haben, zu kaufen sowie Wildpflanzen, wie sie in der heimischen Natur vorkommen.

Das gilt auch für Samenmischungen, die im Handel als Blumenwiesen für Insekten angeboten werden: Manche enthalten Gattungen, die bei uns nicht heimisch sind, Insekten weniger anziehen oder sich nicht selbst wieder aussäen.

Bienen wollen keine Untermieter im Insektenhotel

Insekten wie Wildbienen brauchen neben bestimmten Pflanzen auch einen geeigneten Unterschlupf. Das können Bereiche mit viel Totholz sein, Trockensteinmauern und ungenutzte, sandige Flächen, wo sie ungestört nisten und ihre Brut aufziehen können. Insektenhotels verkaufen sich zwar gut, sind aber nicht alle gleich gut geeignet. Ältere Modelle bieten verschiedenen Insektenarten auf engem Raum Unterschlupf. „Das ist nicht sinnvoll, weil hier räuberische Arten wie Marienkäfer mit Bienenlarven zusammengebracht werden“, so die Biologin. Nisthilfen für Wildbienen sollten am besten nur diesen Insekten Platz bieten.

Insektenhotel aus Holzblöcken und Halmen

Brigitte Passel/umweltberatung.at

Nisthilfe für Wildbienen aus Hartholzblöcken und Halmen

Andere Modelle wiederum hält die Biologin wegen zu großer Niströhren für ungeeignet. Nisthilfen lassen sich auch leicht selbst bauen. Am besten eignen sich Hartholzblöcke, die an der Längsseite des Holzes mit Bohrgängen versehen werden. Löcher an der Querseite, wo die Baumringe zu sehen sind, würden Nässe aufsaugen und rissig werden. Auch gebündelte Halme bieten guten Unterschlupf. Der Durchmesser der Röhren sollten jedoch nicht größer als neun Millimeter sein.

Bienenstöcke zum Mieten nur für Profis

Einen Boom erlebt derzeit die Vermietung ganzer Bienenvölker, sogar in der Stadt. Wer sich für ein paar Monate im Sommer leihweise einen Bienenstock in den Garten stellen will, sollte sich gut auskennen und viel Zeit in die Pflege investieren - sonst breiten sich Krankheiten rasch aus, auch auf andere Bienenvölker, warnt Pokorny.

Eine Mauerbiene vor einer Nisthilfe

Monika Kupka/umweltberatung.at

Weltweit gibt es etwa 30.000 Wildbienenarten, in Österreich fast 700

Was bequeme Gärtnerinnen und Gärtner gerne hören werden: Nicht jedes Unkraut muss sofort entfernt, nicht jeder Rasen ständig gemäht werden. Brennnesseln sind Nahrungsquelle für viele Schmetterlingsarten. Zu viel Ordnung hingegen lässt den Insekten keinen Lebensraum. Aus der Sicht des Naturschutzes sei ein möglichst vielfältiger Garten mit vielen Strukturen, wo man der Natur viel freien Raum lässt, zu bevorzugen, so die Umweltberatung.

„Das heißt nicht, dass die Gärten total ungepflegt sein müssen. Aber es ist immer gut, wenn es bestimmte Bereiche gibt, wo auch Pflanzen wachsen dürfen, die vielleicht in anderen Bereichen keinen Platz haben“, so Pokorny. Mit Gärten, die nur aus Thujenhecken und grünem Rasen bestehen, könnten Insekten gar nichts anfangen.

Karin Fischer, help.ORF.at

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