Kleinanzeigen-Betrug: Die Masche mit dem Brexit

Kleinanzeigen- und Gebrauchtwagenplattformen ziehen Betrüger an. Sie geben sich als Kaufinteressenten aus, oft mit Sitz in Großbritannien, und versuchen mit ausgeklügelten Geschichten, den Verkäufern Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Argumentation der Betrüger in einem jüngsten Trick ist hochaktuell: Wegen des Brexits müssten Bankgebühren vorgestreckt werden. Anfragen zu dieser Masche häufen sich bei Verbraucherschützern.

Ein Vorarlberger bekam zu Weihnachten eine Apple Watch geschenkt, die er nicht verwenden konnte, da er kein iPhone besaß. Er beschloss, sie auf der Kleinanzeigen-Plattform Willhaben.at zu verkaufen und inserierte sie um 410 Euro, 60 Euro weniger als der Handelspreis.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Er bekam zahlreiche Anfragen von Interessentinnen und Interessenten, die alle den Preis drücken wollten. Die erste, die sich sofort bereit erklärte, den vollen Betrag zu bezahlen, gab sich als Engländerin aus. Sie wolle die Uhr als Geschenk für ihren Sohn an dessen Schule schicken lassen. Um den Termin einhalten zu können sei es notwendig, das Paket so schnell wie möglich los zu schicken. Sie würde das Geld dann sofort überweisen.

Gefälschte Mails von der Bank

Der Konsument wollte zuerst nicht darauf eingehen, da ihm die Vorgehensweise merkwürdig erschien. Er ließ sich aber überzeugen, als er ein professionell aussehendes E-Mail mit dem Logo der US-amerikanischen Citi Bank erhielt. Darin wurde ihm mitgeteilt, dass der Kaufpreis bei der Bank eingetroffen sei und dort deponiert werde: „Zur gegenseitigen Absicherung“, wie es hieß. Man würde ihm das Geld innerhalb von 48 Stunden überweisen, sobald er eine Versandbestätigung geschickt habe.

„Brexit-Gebühr“ für „Europatransfer“

Der Verkäufer tat wie ihm geheißen, erhielt aber kein Geld sondern stattdessen ein weiteres E-Mail: Man habe den Transfer nochmal überprüft und dabei festgestellt, dass aufgrund des Brexits das Bankgeschäft stark beeinträchtigt sei. Der Transfer müsse auf einen „Europatransfer“ upgegradet werden, wofür der Vorarlberger eine Transitgebühr von 440 Euro überweisen müsse. Der Betrag würde ihm dann selbstverständlich zuzüglich der Kauf-summe und 100 Euro für die Unannehmlichkeiten zurücküberwiesen. Der Vorarlberger wurde skeptisch, ein Anruf bei der Arbeiterkammer (AK) brachte Gewissheit: Er war einer Betrugsmasche auf den Leim gegangen.

Anfragewelle bei Verbraucherschützern

Allein bei der AK Steiermark ist seit Mitte Jänner eine Flut solcher Anfragen eingetroffen, sagt Bettina Schrittwieser, Leiterin der dortigen Konsumentenschutzabteilung. Die meisten Fälle betreffen die Onlineplattformen Willhaben.at und Gebrauchtwagen.at. Die Vorgehensweise sei dabei immer dieselbe: „Die Betrüger sitzen angeblich in Nigeria, Großbritannien oder anderen Nicht-EU-Staaten. Die Bestätigungen kommen scheinbar von Banken, die tatsächlich existieren“, so Schrittwieser. Die Arbeiterkammer geht davon aus, dass sämtliche Bankbestätigungen gefälscht sind.

AK: „Erst fragen, dann verschicken“

Helfen könne man nur jenen, die fragen, bevor sie Waren verschicken und Geld überweisen. Wer sein Paket bereits versendet hat, könne davon ausgehen, dass er es nicht mehr wieder bekommt. Dasselbe gilt für bereits überwiesenes Geld. „Da die Betroffenen selbst das Geld überweisen, gibt es keine rechtliche Möglichkeit, es von der Bank zurückholen zu lassen“, so Schrittwieser. Um Betrüger vorzeitig zu erkennen, rät die Konsumentenschützerin zur Vorsicht bei Käuferinnen und Käufern, die sich aus dem Ausland melden, den angegebenen Preis sofort akzeptieren und zusätzlich von sich aus anbieten, sämtliche Spesen zu übernehmen: „Immer dann, wenn das Geld nicht tatsächlich auf dem eigenen Konto einlangt und behoben werden kann, raten wir von Verkäufen ab.“

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