Virenschutz: Windows Defender reicht aus

Antivirensoftware gehört zur Standardausrüstung von PCs. Mit dem Windows Defender hat Microsoft ein eigenes Antivirenprogramm entwickelt. Dessen Zuverlässigkeit war zunächst allerdings bescheiden. Das soll sich Experten zufolge mittlerweile aber gebessert haben. Kann der Defender heute tatsächlich mit großen Virenspezialisten wie Symantec und Kaspersky mithalten?

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Seit der Einführung von Windows 8 im Jahr 2012 hat Microsoft ein eigenes Antivirenprogramm fix im Betriebssystem integriert: den Windows Defender. Die Zuverlässigkeit war anfangs allerdings überschaubar, in einem Test des Fachmagazins „c’t“ des deutschen Verlags Heise aus dem Jahr 2014 erreichte der Defender gerade mal eine Trefferquote von 60 Prozent. Diese Situation habe sich seitdem jedoch grundlegend geändert, sagt „c’t“-Redakteur Ronald Eikenberg. Seit etwa einem Jahr seien die Virenschutzfunktionen des Windows Defender durchaus auf einem ähnlichen Niveau wie die Programme namhafter Hersteller wie Symantec, Kasperski und Avira.

Wer Gratissoftware nutzt, muss mit Werbung leben

Der Defender steht Windowsanwendern kostenlos zur Verfügung, da er ja mit dem Betriebssystem mitgeliefert wird. Zwar bieten auch die anderen großen Hersteller Gratisversionen ihrer Produkte an, ein Umstieg auf diese lohne sich aber nicht mehr, meint Eikenberg. Der eigentliche Zweck dieser Angebote bestehe in erster Linie darin, die diversen kostenpflichtigen Versionen der entsprechenden Anbieter zu bewerben, so Eikenberg. Wer also zu diesen Gratisprodukten greife, müsse meist mit einer Vielzahl von Werbeeinblendungen leben.

Computervirus Quellcode

APA/dpa/Sebastian Kahnert

Quellcode von einem Computervirus

Die Auswahl an kostenpflichtigen Virenschutzpaketen ist groß, sie werden meist als Abo angeboten. Je nach Ausstattung kosten sie zwischen 30 und 160 Euro pro Jahr. Die eigentliche Schutzleistung der Bezahlprogramme sei dabei nicht wesentlich besser als bei Gratisvarianten, so der „c’t“-Redakteur, die Hersteller würden primär versuchen, mit diversen Zusatzfunktionen wie Passwortmanagern, Back-Up-Funktionen und speziellen Sicherheitsvorkehrungen für das Onlinebanking die Gunst der Anwenderinnen und Anwender zu gewinnen.

Verbesserter Support für zahlende Kunden

Neben solchen Zusatzfunktionen erhalten zahlende Konsumentinnen und Konsumenten oft auch spezielle Zusatzleistungen beim jeweiligen Kundensupport. So bietet etwa der Hersteller des Programms Norton-Antivirus, die Firma Symantec, an, dass Kunden ihr Geld zurückbekommen, sollte es nicht gelingen, mit Hilfe des Supports den Rechner von einem eventuellen Virenbefall zu befreien.

Ein gewisses Grundvertrauen in die jeweiligen Softwarehersteller sei in jedem Fall zwingend, so Eikenberg, da man zwangsläufig persönliche Daten teilen müsse, wenn man Zusatzdienste in Anspruch nehmen möchte. Etwa Informationen darüber, welche Programme auf dem Computer installiert sind und mit welchen Dateien man arbeitet. Zwar ließen sich viele dieser Datenaustauschfunktionen deaktivieren, das habe aber häufig zur Folge, dass die Virenschutzfunktion der Programme nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet werden könne. Der Microsoft Defender beispielsweise überprüfe verdächtige Dateien zunächst in der firmeneigenen Cloud. Ist der Zugriff des Cloud-Servers also deaktiviert, könne das Programm nicht mehr einwandfrei arbeiten, so Eikenberg.

Virenschutz am Smartphone ist unnötig

Neben den herkömmlichen Schutzprogrammen werden auch Virenscanner für mobile Geräte wie Smartphones und Tablets angeboten. Diese Investition lohne jedoch kaum, so der Experte. Vor allem bei Apple-Produkten gebe es nur sehr wenige bekannte Schädlinge, bei iPhones oder iPads benötige man keinesfalls einen zusätzlichen Virenscanner, so Eikenberg.

Ein wenig anders sei die Situation bei Geräten, die mit dem Betriebssystem Android betrieben werden, doch auch hier sei das Risiko durchwegs überschaubar, so der „c’t“-Experte. Wichtig sei, dass man Programme für Android nur aus dem offiziellen Google-Play-Store installiere und keine Dateien oder Apps aus Foren oder anderen unsicheren Quellen auf das Gerät lässt. Wer diesen Ratschlag befolgt, könne auch bei Android-Geräten getrost auf einen Antivirenscanner verzichten, so Eikenberg.

Gesundes Misstrauen schützt vor Gefahren im Netz

Man sollte aber bedenken, dass selbst der beste Virenscanner nicht gegen alle Gefahren im Netz immun machen könne, sagt der Experte. Wer etwa einen infizierten E-Mail-Anhang öffnet oder auf einen unbekannten Link klickt, der könne sich einen Erpressertrojaner auf den Rechner holen. Auch wer Fremden, beispielsweise Anrufern, die sich als Softwarehersteller oder Sicherheitsfirmen ausgeben, per Remote Control Zugang zum Computer gewährt, könne schon bald unangenehme Überraschungen erleben. Cyberkriminelle könnten solche Fernangriffe nutzen, um Kontodaten auszuspionieren oder um den Rechner mit Trojanern zu infizieren.

Dringend empfohlen werden daher regelmäßige Datensicherungen und Updates, sowohl für das Betriebssystem als auch für die installierten Programme. Und um der ständig größer werdende Flut an Benutzernamen und Passwörtern Herr zu werden, rät c’t-Redakteur Eikenberg zum Einsatz eines Passwortmanagers.

Boot-Probleme durch Windows-Defender-Update

Laut einem Bericht von Heise.de vom 31. Jänner bereitet ein Update des Windows-Defender so manchem Windows-10-Anwender zur Zeit Schwierigkeiten. Die Aktualisierung (KB4052623) hindere manche PCs daran, zu starten, wie es heißt. Außerdem führe das Update dazu, dass die AppLocker-Funktion von Windows viele Downloads blockiert. Von dem Fehler ist auch die Windows-Server-Version 2016 betroffen. Microsoft hat mittlerweile eine Fehlerbeschreibung veröffentlicht, durch die sich der Fehler beheben lässt.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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