Richtig Starthilfe geben: Auf den Pol kommt es an

Wenn das Auto im Winter nicht anspringt, liegt es meist an einer leeren Batterie. Schnelle Starthilfe muss her - doch wie führt man diese richtig durch: erst das rote Kabel anklemmen, dann das schwarze? Oder umgekehrt? Auf die richtige Reihenfolge und die richtigen Pole kommt es an. Fehler können teure Elektronikschäden nach sich ziehen.

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Schwache bzw. leere Batterien gehören im Winter zu den häufigsten Problemen bei Autos. Eine schwache Batterie liefert dem Anlasser nicht genug Strom, der Motor springt nicht an. Doch nicht nur bei Kälte wird Starthilfe benötigt. Auch die Hitze macht der Batterie zu schaffen. Durch die immer engere Bauweise und Bestückung des Motorraums erhitzt sich dieser bei sommerlichen Temperaturen stark und das wirkt sich wiederum negativ auf die Leistung der Batterien aus.

Starterhilfe bei einem Auto

Getty Images/jarih

Ein Drittel der jährlichen ÖAMTC-Panneneinsätze entfallen auf Starthilfe

Dieselautos besonders gute Starthelfer

Um Starthilfe zu geben oder zu erhalten, werden Starthilfekabel benötigt. „Idealerweise hat man die Kabel in der richtigen Dimension parat“, so Martin Müller, Leiter der technischen Schulung beim ÖAMTC. „Dieselfahrzeuge brauchen dickere Kabel als Autos mit Benzinmotor.“

Dieselautos eignen sich besonders gut als Stromspender. Sie haben eine starke Batterie, die liegen gebliebene Diesel- wie Benzinfahrzeuge mit Leichtigkeit starten kann. Batterien in Benzinmotoren sind schwächer und schaffen es bei liegen gebliebenen Dieselautos nicht immer den nötigen Strom zu liefern.

Funkenschlag kann Elektronik angreifen

Hat man Wagen und Kabel parat, gilt es die Batterie unter der Motorhaube zu finden. Das ist bei vielen modernen Fahrzeugen gar nicht so einfach. Nach dem Öffnen sieht man oft nur eines: Plastikabdeckungen, die erst entfernt werden müssen, um an die Batterie zu gelangen.

„Generell ist die die Starthilfe nicht mehr so einfach, wie sie es früher einmal war“, so Müller vom ÖAMTC. „Die Fahrzeuge sind vollgestopft mit Elektronik. Wenn man da irgendwas falsch anschließt oder einen Funken zieht, kann man teilweise die elektronische Steuerung des Fahrzeugs zerstören und das kann massive Kosten verursachen.“

Rotes Kabel an die Plus-Pole der Batterien

Und so funktioniert die Starthilfe: Die beiden Autos sollten zuerst in eine gute Position gebracht werden. Sie sollten dabei nah beieinander stehen, so dass die Kabel von einem Motorraum zum anderen reichen. Zündung sowie alle anderen Stromverbraucher (Standheizung, Licht, Radio, etc.) an beiden Fahrzeugen sollten ausgeschaltet sein.

Beim Anklemmen der Kabel kommt es auf die richtige Reihenfolge an. Zuerst wird das rote Kabel an den Pluspol der Batterie des Spenderfahrzeugs und den Pluspol der Batterie des liegen geblieben Wagens geklemmt.

Schwarzes Kabel an Motorblock des streikenden Autos

„Aufpassen heißt es beim Minus-Kabel,“ so ÖAMTC-Techniker Müller. Das schwarze Kabel wird mit einem Ende an den Minus-Pol der Batterie im Spenderfahrzeug geklemmt.

Das andere Ende des schwarzen Kabels darf aber nicht an die Batterie, sondern muss an ein Metallteil im Motorraum, das möglichst weit weg von der Batterie ist, des streikenden Wagens geklemmt werden. Grund dafür ist, dass sich Knallgas bilden kann, das hochexplosiv ist. Würde beim Anschließen des Kabels ein Funken erzeugt, könnte die Batterie explodieren. „Das kommt zwar nicht oft, aber es kommt vor. Und wenn, kann das zu massiven Verletzungen führen“, so Müller vom ÖAMTC.

Danach: Spenderauto starten

Wenn alles richtig verbunden ist, kann das Spenderauto gestartet werden und sollte erst einmal zehn Minuten laufen, damit sich die Batterie im liegen gebliebenen Auto etwas auflädt. Dann kann ein Startversuch durchgeführt werden.

Ist dieser erfolgreich und das Auto springt an, sollten die Kabel auf beiden Seiten trotzdem noch einige Minuten angeschlossen bleiben, so dass etwas Strom in die leere Batterie geladen wird und Spannungsspitzen beim Abziehen der Kabel vermieden werden.

Abklemmen in umgekehrter Reihenfolge

Das Abziehen der Kabel erfolgt in genau umgekehrter Reihenfolge – beginnend beim schwarzen Kabel am Metallteil. Im Anschluss sollte das gestartete Auto nicht gleich um die Ecke geparkt, sondern eine Zeit lang gefahren und die Batterie zur Sicherheit in der Werkstatt überprüft werden.

Tipp: Elektroautos sollten selbst keine Starthilfe geben

Auch moderne Elektroautos - ob Tesla, Renault Zoe oder BMW i3 - können trotz voller Akkus einmal Starthilfe benötigen. Denn auch hier ist eine ganz normale 12-Volt-Batterie Voraussetzung dafür, dass das Hochvoltsystem, das Antriebssystem des Elektroautos, hochfährt. Ist diese 12-Volt-Batterie defekt, kann man hier genauso Starthilfe empfangen, wie mit einem anderen Fahrzeug.

Selbst sollten Elektroautobesitzer aber besser keine Starthilfe geben - weder anderen Elektroautos, noch Autos mit Verbrennungsmotor - rät ÖAMTC-Techniker Müller. Zu groß sei die Gefahr, dass es zu Fehlern in der elektronischen Steuerung kommt.

Beate Macura, help.ORF.at

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