Einwegwindeln: Ökoprodukte nur mittelmäßig

Elf Einwegwindeln für Babys wurden, unter anderem vom Verein für Konsumenteninformation (VKI), getestet. Große Unterschiede zeigten sich dabei, ob die Windeln Urin tatsächlich aufnehmen können oder ob er ausläuft. Ökoprodukte, die auf natürliche Materialien wie Baumwolle setzen, schnitten am schlechtesten ab. Der Test ist in der Zeitschrift „Konsument“ erschienen.

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Viele Modelle sind inzwischen sehr leicht, einige sind mit Rüschen versehen, die ein Auslaufen verhindern sollen. Andere Windeln haben ausgeklügelte Systeme mit kleinen Kanälen, die den Urin schnell dorthin leiten, wo er auch aufgenommen werden kann.

Ökoprodukte überzeugten nicht

Zwei der getesteten Windeln schnitten mit „durchschnittlich“ ab, zwei mit „sehr gut“ und der Rest mit „gut“. Auf den ersten beiden Plätzen landeten Produkte von Pampers – die Modelle „premium protection“ und „baby-dry“. Neben dem Labortest wurde ein Praxistest von Eltern durchgeführt, die ihre Kinder mit den Produkten wickelten. Sie waren in der Bewertung großzügiger als die Fachleute und vergaben durchwegs gute Noten.

Produktabbildungen zweier Pampers-Packungen

Procter & Gamble

Die beiden Testsieger von Pampers

„Bei der Geschwindigkeit der Urinaufnahme gibt es große Unterschiede“, so Birgit Schiller vom VKI. Am besten schnitten dabei Modelle mit „Superabsorbern“ ab, wie etwa die Testsieger. Dabei werden besonders saugfähige synthetische Stoffe verwendet. Andere Windeln hatten weniger gute Ergebnisse. Dazu zählten auch Ökoprodukte die auf natürliche Materialien setzen, wie etwa Cellulose- oder Baumwollfasern. „Da wird die Flüssigkeit nicht so schnell aufgenommen und kann ausrinnen“, so Birgit Schiller. Die beiden Ökoprodukte von den Herstellern Naty und Moltex schnitten mit „durchschnittlich“ am schlechtesten ab.

Keine Deklarationspflicht bei Duft- und Pflegestoffen

Erfreulich sei das Ergebnis der chemischen Prüfung. „Keines der getesteten Produkte enthält Glyphosat oder andere Schadstoffe aus den textilen Bestandteilen“, sagt die VKI-Expertin. Glyphosat und ein Abbauprodukt davon waren zwar in drei Produkten enthalten, allerdings unter den Grenzwerten. Das hatte im Test keine drastische Abwertung zur Folge.

Drei Babys in Windeln

Getty Images/Corbis/VCG

Eltern gaben die Praxis-Profis und testeten ebenfalls

Schwierig sei es als Konsument Produkte mit Duft- oder Pflegestoffen zu erkennen. Birgit Schiller verweist darauf, dass es keine Deklarationspflicht gibt. Wer also selbst bestimmen will, was an die Haut des Kindes kommt, oder bestimmte Stoffe meiden muss, hat es schwer. Nur manche Hersteller geben an, was die Windeln duften lässt und womit genau sie pflegen. Birgit Schiller rät, bei nicht passender Windel nicht gleich die Größe zu wechseln. Die Schnitte variieren stark und manchmal passt einfach ein anderes Modell zum Kind.

Ökobilanz von Mehrwegwindeln unklar

Einwegwindeln machen unbestreitbar viel Müll, so Birgit Schiller vom VKI. Allein in Wien machen sie laut Informationen der Stadt rund sechs Prozent des Haushaltsmülls aus. In der EU werden jährlich 25 Milliarden Einwegwindeln hergestellt. Aneinander gereiht ergibt das rund 300 Äquatorumrundungen. Immer mehr Eltern setzen auf Mehrwegwindeln, die man waschen kann. Sie kommen, auf die durchschnittliche Dauer der Windelphase gerechnet, günstiger. Bei Einwegwindeln zahlt man während der zweieinhalb bis drei Jahre zwischen 700 und 1.500 Euro. Das ist davon abhängig, ob man zu Markenprodukten oder günstigeren Eigenmarken greift. Mehrwegwindeln belaufen sich auf etwa 650 Euro, die verschiedenen Überhosen und zusätzliches Windelvlies mit eingerechnet.

Ob waschbare Mehrwegwindeln wirklich umweltfreundlicher sind, haben Wissenschaftler der University of Queensland in Australien untersucht. „Es gibt sehr viele Faktoren die da mitspielen, ob eine waschbare Windel tatsächlich ökologisch sinnvoller ist“, so Birgit Schiller vom VKI. Dazu zählen der Strom- und Wasserverbrauch der Waschmaschine, das Waschmittel, ob man einen Trockner verwendet oder nicht und vieles mehr. Daher lasse sich keine genaue Berechnung erstellen. Am umweltfreundlichsten sei vermutlich, die Windelphase so früh wie möglich zu beenden, so Schiller. Die Entwöhnung könne zum Beispiel mit so genannten Windelslips vereinfacht werden. Die Kinder können sie selbst ausziehen und, wenn sie es rechtzeitig merken, aufs Klo gehen.

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