Staubsauger-Urteil: Stromverbrauchtests müssen nicht transparent sein

Hersteller von Staubsaugern müssen nicht angeben, unter welchen Bedingungen der Stromverbrauch ihrer Geräte ermittelt wird. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) urteilte, dass die entsprechende EU-Verordnung dies nicht vorsieht.

Hintergrund des EuGH-Urteils ist eine Klage der britischen Firma Dyson, die beutellose Staubsauger herstellt. Sie hatte der Münchner BSH Hausgeräte - dem Hersteller von Bosch- und Siemens-Staubsaugern - vorgeworfen, beim Siemens-Staubsauger „VSQ8POWER4“ und jedem anderen Modell mit denselben technischen Merkmalen mangelhafte Angaben zum Stromverbrauch zu machen.

Dyson verweist dabei auf Untersuchungen, nach denen der Stromverbrauch mancher Staubsauger steige, je voller der Beutel wird. Es sei jedoch nach der EU-Verordnung nicht irreführend für die Verbraucher, wenn ihnen diese Information vorenthalten wird, urteilten die Luxemburger Richter (Rechtssache C-632/16).

Brauchen Staubsauger mit vollen Beutel mehr Strom?

Bei Haushaltsgeräten erfolgt die Einteilung meist in sieben Effizienzklassen von A+++ (niedriger Energieverbrauch) bis D (hoher Energieverbrauch). Der Unterschied zwischen den Effizienzklassen beträgt etwa sechs Kilowattstunden. Das EU-Label für Staubsauger bezieht sich auf einen durchschnittlichen Stromverbrauch. Dieser Wert gilt für eine Standardfläche von 87 Quadratmetern bei 50 Saugvorgängen pro Jahr - mit leerem Staubbeutel.

Ob ein voller Staubbeutel den Stromverbrauch steigert, lässt sich Verbraucherschützer zufolge nicht eindeutig sagen. „Wir können in den meisten Fällen keinen signifikanten Unterschied sehen“, sagte Jörg Siebolds von der deutschen Stiftung Warentest der dpa. Das betroffene BSH-Modell wurde von Stiftung Warentest nicht untersucht. 2015 bewertete die Stiftung einen anderen „VSQ8“-Staubsauger von Siemens, den „VSQ8SEN72C“. Im Testbericht steht, dass der Staubsauger im Vergleich die beste Saugleistung habe - aber auch „etwas mehr Strom“ brauche, „da er bei vollem Staubbeutel die Leistung hochdreht“.

Praxisferne Tests auch bei Waschmaschinen und Trocknern

Eine Sprecherin der Industrie-Initiative Hausgeräte+ sagte dagegen, der Stromverbrauch erhöhe sich sicherlich mit vollen Beuteln, „wie groß der Unterschied ist, lässt sich jedoch nicht pauschal sagen, da das von vielen Faktoren abhängt, zum Beispiel, was und wie viel aufgesaugt wurde.“ Praxisferne Stromverbrauchtests gibt es nicht nur bei Staubsaugern: Bei Waschmaschinen und Spülmaschinen etwa wird der Stromverbrauch im Energiesparprogramm gemessen. Bei Verbraucherschützern stößt das auf Kritik: Die meisten Leute würden dieses Programm nicht nutzen, weil es deutlich länger brauche als die konventionellen Programme, heißt es etwa vom deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).