Was gegen Motten in Mehl und Müsli hilft
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Flattern beim Öffnen des Küchenkastens kleine, graubraune Falter auf ist es meist schon passiert: Lebensmittelmotten haben sich eingenistet. Die Insekten vermehren sich bei feuchtwarmem Wetter besonders stark und können sich rasch in der gesamten Küche ausbreiten.
Daran sind Motten in Lebensmitteln zu erkennen
„Oft sieht man nur einen strichförmigen, ein bis zwei Zentimeter großen Falter an der Wand - eine Dörrobstmotte“, so Harald Brugger, Chemiker und Ökotoxikologe bei der Umweltberatung. Da haben die Larven des Insekts bereits Lebensmittel befallen. Zu erkennen ist das an klebrigen, weißen Gespinstfäden in den Verpackungen. Die Plagegeister fliegen entweder durchs offene Fenster zu oder sie werden beim Einkaufen mit den Nahrungsmitteln eingeschleppt.
Angelika Konecky
Wählerisch sind die Motten nicht. Sie befallen Getreide, Müsli, Mehlwaren, Schokolade, Nüsse (vor allem geriebene), Hülsenfrüchte und Kekse. „Sie nisten sich auch in Trockenfutter von Haustieren ein, das wird häufig als Quelle vergessen“, so Brugger. Die Motten machen auch nicht vor Kartonverpackungen und Kunststofffolien halt und quetschen sich sogar durch schlecht sitzende Schraubdeckel. Ihre Larven wandern dann zur Verpuppung in Ritzen und Scharniere im Küchenkasten, hinter Regalbretter, unter Schrankpapier und hinter Tapeten.
Giftspray löst das Problem nicht
Um die Motten wieder loszuwerden braucht es Geduld. Alle befallenen Lebensmittel sollten weggeworfen, die Küchenkästen mit Essigwasser ausgewischt und alle Ritzen gründlich ausgesaugt werden. „Bei Mottenbefall in Panik zu verfallen und zur Chemiekeule zu greifen wäre jedoch falsch“, so der Ökotoxikologe. Wer mit einer Spraydose Gift auf einzelne Motten sprüht, werde den Befall damit nicht dezimieren. Denn dieser findet direkt im Lebensmittel statt: „Also müssen Sie die Nahrungsquelle der Motten entfernen und die befallenen Lebensmittel sofort wegwerfen“.
Die in den chemischen Mitteln enthaltenen Pyrethroide wirken zwar als Nervengift gegen die Motten, sie töten aber alle fliegende Insekten, auch Bienen und Schmetterlinge. Laut Umweltberatung sind diese Mittel für Menschen zwar nicht giftig, können aber bei empfindlichen Personen Kopfschmerzen, Hautreizungen und Atembeschwerden verursachen. Eine umweltfreundliche Methode, um Lebensmittelmotten zu bekämpfen, ist der Einsatz von Nützlingen wie der Schlupfwespe - obwohl es zunächst paradox klingt, sich Wespen in die Wohnung oder ins Haus zu holen.
Schlupfwespen als natürliche Feinde
Die fliegenähnliche Schlupfwespe ist der natürliche Feind der Schädlinge. Sie ist kleiner als die Motte und sticht nicht.
Andermatt Biocontrol
„Man kann sie nicht mit anderen Wespenarten vergleichen“, so Brugger. Sind die Motten dezimiert verschwindet auch die Schlupfwespe wieder. Geeignet sei diese Art der Bekämpfung vor allem bei massivem Befall. Diese Nützlinge gibt es inzwischen in vielen Baumärkten und über das Internet zu kaufen.
Der Handel bietet auch Pheromonfallen zur Mottenbekämpfung an. Das sind Papierstreifen, die mit dem Sexuallockstoff der Weibchen getränkt sind und männliche Motten anlocken, die dann dort kleben bleiben. Am wirksamsten ist aber immer noch die Vorbeugung. Nach dem Einkaufen sollten die Lebensmittel zunächst kontrolliert werden. „Achten Sie auf intakte Verpackungen“, so der Experte. Feine Löcher könnten Fraßspuren, Spinnfäden in der Verpackung und Mehlreste im Regal Hinweise auf Motten sein.
Umfüllen, putzen, saugen, wegwerfen
Wer auf Nummer sicher gehen will füllt Lebensmittel nach dem Einkauf in luftdicht verschließbare Glas-, Keramik- oder Plastikgefäße. Hat man die Plagegeister trotzdem eingeschleppt ist der Schaden wenigstens auf ein Gefäß begrenzt. Die Umweltberatung empfiehlt, auch regelmäßig zu lüften. Fliegengitter vor den Fenstern verhindern, dass neue Schädlinge zufliegen. Mottenbefall ist hartnäckig. Damit die Insekten nicht doch im hintersten Winkel überleben rät der Experte, Ecken und Ritzen in der Küche alle 14 Tage gründlich mit der Fugendüse zu saugen und auch auf die Brotdose nicht zu vergessen.
Monika Kupka, Die Umweltberatung
Motten in Mehl, Müsli und Schokolade sind nicht nur lästig und unappetitlich, für manche Personen können sie auch eine Gesundheitsgefahr sein. „Die Insekten übertragen zwar selbst keine Krankheiten, können aber Pilze und Milben einschleppen“, so Chemiker Brugger. Empfindliche Menschen würden darauf mit Allergien oder Magen-Darm-Erkrankungen reagieren. Befallene Lebensmittel sollten daher auf jeden Fall entsorgt werden.
Karin Fischer, help.ORF.at
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Publiziert am 21.07.2018