Sieben Fragen zum Elektroauto

Ab 2030 soll es in Deutschland keine Neuzulassungen von Benzin- und Dieselautos mehr geben. Österreich möchte hier zwar keine Vorreiterrolle übernehmen, aber auch bei uns werden Elektroautos mittlerweile gefördert und sollen Benzin- und Dieselkutschen letztendlich ins Museum befördern. Aber wie weit ist die Technik tatsächlich? Kann ein Elektrofahrzeug das herkömmliche Auto bereits ersetzen?

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Wer heute ein Elektroauto kauft muss im Vergleich zu einem Wagen mit Verbrennungsmotor etwas tiefer in die Tasche greifen. Der Neupreis liege im Schnitt bei etwa 40.000 Euro, sagt Rudi Skarics, langjähriger Motorjournalist, unter anderem bei der Fachzeitschrift “Autorevue“. Er betreibt mit E-Move eine Infowebseite für Elektroauto-Interessierte. Dies klinge auf den ersten Blick nach einem enormen Betrag, man müsse aber bedenken, dass man bei einem herkömmlichen PKW auch bald in eine ähnliche Preiskategorie komme, wenn man ein paar Extras dazukauft, meint Skarics.

Moderne Modelle schaffen 300 Kilometer und mehr

Beim Thema Elektroauto verweisen Skeptiker gerne auf die langen Ladezeiten, die eine Batterie benötigt. Und tatsächlich: Mit einem fünf bis zehnminütigen Tankstopp ist es bei Elektroautos nicht getan, nicht einmal mit Schnellladefunktion. Im Schnelllademodus dauere es etwa eine Stunde, um 80 Prozent der Batterie wieder zu laden, je nach Größe der Batterie, so der Experte. Nach einer Stunde Ladezeit könne man aber wieder eine beachtliche Strecke zurücklegen. Konnte man mit Elektroautos der ersten Generation etwa 150 km fahren, bevor man wieder an die Steckdose musste, so schaffen heutige Modelle mittlerweile bis zu 300 Kilometer mit einer Ladung. Fahrzeuge mit besonders großen Batterien kämen sogar noch weiter.

Ladestation kann ins Geld gehen

Den Wettkampf um schnelle Ladezeiten kann Rudi Skarics übrigens nicht nachvollziehen. Denn von der Urlaubsreise einmal abgesehen, würden Elektrofahrzeuge meist an der eigenen Ladestation zu Hause oder am Arbeitsplatz mit der notwendigen Energie versorgt. Und schließlich habe jeder Mensch Tagesphasen von acht bis zehn Stunden, an denen er nicht mit dem Auto unterwegs ist. Dies sei ausreichend Zeit, um den Wagen komplett zu laden.

Elektroauto an Ladestation

APA/HELMUT FOHRINGER

Eine volle Ladung reicht bei modernen E-Autos für 300 Kilometer und mehr

Eine eigene Ladestation benötige nicht viel Platz, man könne sie, sofern man eine eigene Garage besitzt, ganz einfach an die Wand hängen, so Skarics. Die Anschaffungskosten betragen etwa 600 bis 2.000 Euro, je nach Ausstattung. Dazu komme noch die Installation. Diese sei in Einfamilienhäusern, etwa auf dem Land, oft leichter möglich, da die Zugänge einfacher wären und die Häuser oft über einen eigenen Starkstromanschluss verfügen würden. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten muss man für die Installation der Ladestation noch einmal mit etwa 500 bis 2.000 Euro rechnen.

Hersteller geben acht Jahre Garantie auf Batterien

Dafür seien die Ladekosten im Anschluss durchwegs überschaubar. Wie viel ein Ladevorgang genau kostet, könne man leicht errechnen, so Skarics. Der Energieinhalt einer Batterie betrage bei einem kleinen oder kompakten Elektroauto zwischen dreißig und vierzig Kilowattstunden. Die Batterie werde in der Regel nicht leer gefahren, sondern mit etwa 30 Kilowattstunden nachgeladen. Bei einem Preis von 20 Cent pro Kilowattstunde käme das Tanken also auf einen Preis von sechs Euro, meint der Experte.

Viele Handybesitzer haben mit ihren Akkus nicht immer die besten Erfahrungen gemacht. Diese werden schnell defekt, ein Austausch ist teuer. Die Batterien von Elektroautos könne man mit einem Smartphone-Akku allerdings kaum vergleichen, so Skarics: Die Hersteller würden für die Batterie normalerweise acht Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie geben. Im Regelfall sei die Batterie nach Ablauf dieser Zeit aber noch nicht kaputt, sondern sie habe dann lediglich eine etwas geringere Kapazität. Normalerweise müsste eine Batterie auch 200.000 Kilometer und mehr verkraften, meint Skarics. Und damit sei man bereits bei der Lebensdauer, die in etwa auch für ein herkömmliches Auto gelte.

„Elektroautos für ländliche Gebiete perfekt geeignet“

Für Vielfahrer, die häufig lange Strecken mit dem Auto zurücklegen, ist ein Elektrofahrzeug wohl noch nicht die erste Wahl. Für Personen, die regelmäßig kürzere Strecken fahren, etwa auch für Pendler, kann ein batteriebetriebenes Gefährt das klassische Automobil mittlerweile aber durchaus ersetzen. Dass das Elektroauto sich primär für die Großstadt eignet, wie oft behauptet, ist für Rudi Skarics übrigens nur ein weit verbreiteter Mythos. Gerade am Land seien die leisen Beschleunigungswunder eine ideale Alternative. Einerseits könne man die Sache mit den Ladestationen wesentlich einfacher regeln, und zweitens würde gerade die Landbevölkerung häufig und regelmäßig dieselben kurzen Strecken zurücklegen, so Skarics: „Viele Leute am Land haben nicht einmal ein Autobahnpickerl. Das heißt: Sie fahren nicht weit. Warum sollten sie also kein Elektroauto verwenden?“

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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