AK warnt vor unseriösen „Kreditvermittlern“

Wer im Internet nach Krediten sucht, stößt auf Anzeigen, die eine rasche Finanzierung anbieten. Für den Kauf eines Autos wollte ein Steirer ein solches Angebot in Anspruch nehmen. Doch statt des Geldes bekam er einen Schuldenregulierungsvorschlag zugeschickt, für den er 500 Euro zahlen sollte. Kein Einzelfall, so die Arbeiterkammer (AK) Steiermark.

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Der Konsument stieß bei der Suche nach einer günstigen Kreditfinanzierung im Internet auf das Unternehmen Exilium Finanz mit Sitz in Deutschland. Geworben wurde auf der Webseite mit günstigen Konditionen und flexiblen Rückzahlungsmöglichkeiten: „Sie benötigen einen Kredit zur freien Verwendung? Wählen Sie zwischen 1.000 und 300.000 Euro“.

Ein dickes Kuvert, aber kein Geld

Weiters seien eine unkomplizierte Abwicklung ohne Vorsprache bei einer Bank versprochen worden, so der Steirer. Er entschied sich für einen Kredit über 13.000 Euro und füllte dazu das erforderliche Onlineformular aus. Geld bekam er keines, es wurde ihm stattdessen ein dickes Kuvert mit einer „Finanzsanierung“, einem Vorschlag zur Schuldenregulierung, zugeschickt. Per Nachnahme sollte er knapp 500 Euro dafür bezahlen, doch er weigerte sich. Nach mehreren Mahnungen und einem Inkassoschreiben, wandte er sich an die AK Steiermark.

Aus Sicht der AK besteht die Zahlungsaufforderung zu Unrecht, weil der Konsument einen Kredit und keine Finanzsanierung beantragt hat. Exilium Finanz wurde aufgefordert, die Zahlungsaufforderung zurückzunehmen und dem Konsumenten eine Bestätigung zukommen zu lassen, dass dieser dem Unternehmen nichts schulde. Um auf Nummer Sicher zu gehen, berief sich die AK auch auf das gesetzliche 14-tägige Rücktrittsrecht für im Fernabsatz geschlossene Verträge. „Dieser Vertrag war nie rechtswirksam, da der Konsument einen Kredit beantragt, aber nicht erhalten hat“, so Bettina Schrittwieser, Leiterin der Konsumentenschutzabteilung der AK Steiermark.

Dutzende Fälle bei der AK Steiermark

Exilium Finanz bestritt gegenüber der AK Steiermark, dem Steirer vertraglich einen Kredit zugesichert zu haben. Dieser habe vielmehr einen „Finanzsanierungsauftrag zur sukzessiven Schuldenregulierung“ beantragt und auch bekommen. Die Originaldokumente seien dem Konsumenten zugeschickt worden. Dieser habe sich aber vertragswidrig geweigert, die Nachnahmesendung anzunehmen. Dreimal habe man ihn gemahnt, dann habe man die Forderung einem Inkassobüro übergeben, so Exilium Finanz. Aus Kulanzgründen sei man aber bereit, ohne Anerkennung einer Rechtspflicht, auf die Forderung zu verzichten und das Mahnverfahren einzustellen.

Exilium Finanz ist kein Einzelfall. Seit Jahren führt die Arbeiterkammer eine Liste von knapp 20 Unternehmen aus Deutschland, der Schweiz und England, die alle mit derselben Masche arbeiten: Sie locken mit günstigem Geld und bitten dann kräftig zur Kasse. Allein im vergangenen Jahr konnte die AK Steiermark in mehr als 40 Fällen erfolgreich intervenieren. Selbst dann, wenn bereits Geld überwiesen wurde.

Vorsicht bei Angeboten für „Sofortkredit“

Um sich derlei Scherereien im Vorhinein zu ersparen, rät Schrittwieser allen Kreditsuchenden, sich an ihre Hausbank oder andere Banken in der Umgebung zu wenden und unterschiedliche Angebote einzuholen. Wem es nicht gelinge, bei den umliegenden Banken einen Kredit zu lukrieren, der würde ihn auch ganz sicher nicht über das Internet bekommen.

Selbstverständlich gäbe es Internetbanken, die ausschließlich über das Internet werben, aber bei Kreditvermittlern, die selbst keine Bank sind, ist nach Meinung der AK Vorsicht geboten. Hellhörig solle man bereits bei der Formulierung „Sofortkredit“ werden. „Kreditabwicklungen innerhalb von Sekunden, nur über ein paar Mausklicks gibt es im realen Leben nicht“, so Schrittwieser.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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