Wie Hobbygärtner Laus und Co. loswerden

Blattläuse und Schnecken machen auch vor Hausgärten und Balkonen nicht halt. Die Plagegeister lassen sich jedoch auch ohne den Einsatz von Gift vertreiben. Der Handel bietet dafür biologische Pflanzenschutzmittel und Nützlinge an. Diese nützlichen Käfer und Larven fressen die Schädlinge auf und schützen so die Pflanzen. Nützlinge gibt es abgepackt in Fachmärkten und über das Internet zu kaufen.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Gestern noch ein prächtige Blüte, heute ein welker, kümmerlicher Rest im Topf: So mancher Hobbygärtner hat schon eine unliebsame Überraschung erlebt, wenn Schädlinge seine Arbeit zunichte gemacht haben. Oft wird dann zu chemischen Pflanzenschutzmitteln gegriffen, obwohl ausreichend umweltfreundliche Alternativen angeboten werden.

Schneckenkorn gefährlich für Kinder und Haustiere

„Wer Spritzmittel mit Gift verwendet, tut sich und der Umwelt nichts Gutes“, so Manuela Lanzinger, Biologin bei der Umweltberatung Wien. Gerade bei diesen synthetischen Pflanzenschutzmitteln werde sehr viel verstreut oder versprüht, meist komme es gar nicht dorthin, wo es eigentlich gedacht ist. Stattdessen werde das Grundwasser und die Umgebung belastet.

Blattläuse und Ameisen auf einer Pflanze

Markus Fischer

Blattläuse saugen an den Pflanzen und entziehen ihnen die Nährstoffe

Schneckenkorn zum Beispiel enthält viele Giftstoffe, die für Kinder gefährlich, für Haustiere sogar tödlich sein können. Oft werden Erdbeeren, Radieschen und Salat angebaut, um sich gesünder zu ernähren. Da sei es kontraproduktiv, die Pflanzen vorher mit chemisch-synthetischen Mitteln zu behandeln, so die Expertin.

Glühwürmchen fressen Schädlinge auf

Nicht alles, was auf Pflanzen krabbelt, ist erwünscht. Das Gleichgewicht im Garten lässt sich wieder herstellen, indem die Arbeit den natürlichen Fressfeinden der Schädlinge überlassen wird. Diese Nützlinge wirken gegen viele Plagegeister: Die Larven von Marienkäfern und Florfliegen vertilgen Blattläuse und Spinnmilben. Fadenwürmer, sogenannte Nematoden vernichten die Larven des Dickmaulrüsslerkäfers, die gerne die Wurzeln von Erdbeeren, Rosen und Rhododendren auffressen. Gühwürmchen sehen nicht nur hübsch aus, ihre Larven vertilgen auch Schnecken.

Marienkäferlarve frisst Blattläuse

Manfred Pendl

Marienkäferlarven fressen während ihrer Entwicklung bis zu 800 Blattläuse

Nützlinge gibt es im Fachhandel und bei Baumärkten zu kaufen, man kann auch über das Internet beziehen. Florfliegenlarven etwa werden in einem kleinen Karton geliefert, der wie eine Bienenwabe aussieht. Jede Wabe enthält eine Florfliegenlarve und ist mit einem Gazesteifen verschlossen. Der Streifen wird entfernt und der Karton bei der befallenen Pflanze ausgeschüttelt. Um sicher zu sein, das keine Larven in der Verpackung zurückbleiben, lässt man den Karton am besten über Nacht dort liegen.

Mit Schnecken gegen Nacktschnecken

Die hungrigen Larven fressen die Schädlinge innerhalb weniger Tage auf. Winzige Fadenwürmer wiederum werden wie ein Pulver dem Gießwasser zugegeben. Sind alle Schädlinge vernichtet sterben die Nützlinge oder machen sich aus dem Staub, um woanders weiter zu fressen. Wichtig sei, beim Einsatz von Nützlingen keine Pflanzenschutzmittel zu verwenden, egal ob chemische oder biologische. Denn diese Mittel greifen sonst auch die Nützlinge an. „Dann haben Sie eigentlich Ihr Geld für die Nützlinge umsonst ausgegeben“, so Lanzinger.

Glühwürmchenlarve frisst Nacktschnecke

Bernhard Haidler, die Umweltberatung

Glühwürmchenlarven überwältigen Schnecken durch Giftbisse

Eine kleine Packung Florfliegenlarven oder Fadenwürmer kostet ungefähr 17 Euro. Auch gegen die rote spanische Nacktschnecke helfen Nützlinge. Da kommen die Larven von Glühwürmchen zum Einsatz sowie Weinbergschnecken und der sogenannte Tigerschnegel, eine schwarzgrau gefleckte Nacktschnecke. Sie fressen die Eier der spanischen Wegschnecke. Um die roten Schnecken erfolgreich zu bekämpfen helfen auch ein paar Tricks: Gießen nur in der Früh, feiner Kies rund um die Pflanzen sowie ein Brett, unter dem sich die Schnecken sammeln und dann abgeklaubt werden können. Gute Erfahrungen machte die Umweltberatung auch mit Bierfallen - kleine, mit Bier gefüllte Schalen, die in den Boden versenkt werden - doch sei das Entfernen der ertrunkenen Schnecken nicht jedermanns Sache, so die Expertin.

Robuste Pflanzen, passender Standort

Biologischer Pflanzenschutz beginnt aber bereits früher und zwar bei der Planung des Gartens und bei der Auswahl der richtigen Pflanzen. „Wenn ich Thujen setze, muss ich davon ausgehen, dass ich eigentlich nur ein einziges Tier habe, das sich gerne auf der Thuje aufhält und das ist die Thujenminiermotte – ein Schädling“, so die Biologin. Empfehlenswerter sei ein vielfältiger Garten mit einer kleinen Blumenwiese und Totholz, wo sich Nützlinge aufhalten können.

Gemüseanbau am Balkon

Getty Images/FedericoChiccoDodiFC

Tomaten sind anfällig für Spinnmilben und Weiße Fliegen

Balkone haben meist ein trockenes Klima, das nicht alle Pflanzen vertragen. Wer dort feuchtigkeitsliebende Schattengewächse haben möchte, wird wenig Freude daran haben. Pflanzen, die auf dem falschen Standort stehen, seien anfällig und würden auch mithilfe von Pflanzenschutzmitteln nicht lange überleben, meint Lanzinger. Die Umweltberatung empfiehlt, robuste Jungpflanzen aus der Region zu kaufen, die bereits an das Klima gewöhnt und dadurch weniger anfällig sind. Wenn Blumen, Obst und Gemüse trotzdem verkümmern, könne das auch an zu viel Dünger und Gießwasser liegen. „Je mehr ich dann dünge und gieße, desto mehr pflege ich die Pflanze eigentlich zu Tode“, so Lanzinger.

Besser seien Pflanzenstärkungsmittel wie Brennnessel- und Schachtelhalmbrühe. Diese lassen sich leicht selbst herstellen. Es gibt sie aber auch als fertige Lösung zu kaufen. Und wenn das alles nichts hilft: Oft hat schon ein kräftiger Rückschnitt Wunder gewirkt.

Karin Fischer, help.ORF.at

Links:

Mehr zum Thema: