Missbrauchsvorwürfe gegen Video-App Musical.ly

Über die Video-App Musical.ly kann jeder kurze Playback-Musikvideos aufnehmen und mit anderen teilen - vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist die App sehr beliebt. Die Nutzerkonten sind standardmäßig für jeden einsehbar. Verbraucherschützer warnen nun vor Missbrauch und sexueller Nötigung auf der Plattform.

Nach einem Bericht über Missbrauch bei der Video-App Musical.ly will das Unternehmen seine Schutzmaßnahmen ausbauen. Zugleich räumten die Betreiber der besonders bei Kinder und Jugendlichen beliebten App mit mehr als 200 Millionen Nutzern Mängel ein.

Kinder mit anzüglichen Kommentaren konfrontiert

Am Wochenende hatte das von der deutschen Bundesregierung unterstützte Infoportal Mobilsicher.de vor Missbrauch und sexueller Nötigung auf der App gewarnt. Über die Kommentarleisten würden manche Nutzer anzügliche Kommentare zu den Videos der teils erst acht- bis neunjährigen Mädchen abgeben („Du bist so heiß!“ „So sexy“), und versuchen, direkten Kontakt mit den Kindern aufzunehmen. Auch würden die Mädchen aufgefordert, mehr und freizügigere Videos zu machen und den fremden Nutzern zu schicken.

Screenshots von Musical.ly

Screenshot Musical.ly

Vor allem bei jungen Mädchen ist die App beliebt

Kritik: Account standardmäßig „öffentlich“

Außerdem prangerte das Portal die Voreinstellungen und den Umgang des Dienstes mit Nutzerdaten an. So sei etwa jeder neu angelegte Account standardmäßig auf „öffentlich“ eingestellt, obwohl auch eine rein private Nutzung, bei der die Videos nur von Freunden und nicht von jedem gesehen werden können, möglich ist. Auch gäbe es zwar eine theoretische Altesgrenze von 13 Jahren, so ist es in den Nutzungsbedingungen angegeben, kontrolliert wird diese aber nicht.

Musical.ly: „Komplexes Problem“

„Musical.ly gewährleistet eine Moderation rund um die Uhr, um die Möglichkeiten einer missbräuchlichen Nutzung der App zu reduzieren“, teilte das Unternehmen mit. „Leider sind diese Schutzmaßnahmen nicht immer tadellos.“ Musical.ly sprach von einem „komplexen Problem“, das es als Industrie zu lösen gelte.

Über 200 Millionen Kinder- und Teenie-Nutzer

Musical.ly wurde 2014 gegründet und wurde durch kurze selbst gefilmte Clips populär, bei denen die Nutzer ihre Lippen synchron zu Popsongs oder Filmzitaten bewegen. Inzwischen zählt die App mehr als 200 Millionen Nutzer weltweit. Die deutschen Zwillinge Lisa und Lena schafften es über die App zur Bekanntheit und sind mit mehr als 28,5 Millionen Fans inzwischen gefeierte Stars der Teenie-Generation. 2017 wurde der Dienst von einer chinesischen Firma für rund eine Milliarde Euro gekauft.

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