Kein nachhaltiger Ersatz für Palmfett

Palmöl ist eine beliebte Zutat der Nahrungsmittelindustrie. Es ist günstig und leicht zu verarbeiten. Der Anbau der Ölpalmen geht jedoch auf Kosten des Regenwalds. Deswegen setzen einige Handelsketten auf „palmölfreie“ Produkte und verwenden andere Fette. Ökologisch nachhaltig ist diese Strategie jedoch nicht.

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Frisches Gebäck und Kuchen, Schokoladepralinen und Chips, Tiefkühlpizza und Fertiggerichte - Palmöl ist in beinahe jedem zweiten Produkt im Supermarkt enthalten. Das ist seit Dezember 2014 offensichtlich. Seit damals gilt eine EU-weite Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel. Ist Palmöl ein Bestandteil, dann muss es namentlich angeführt werden. Die Angabe „pflanzliche Fette“ reicht nicht mehr.

Weder gesund noch nachhaltig

Die Nahrungsmittelindustrie verbraucht fast 70 Prozent der weltweiten Palmölproduktion. Dass Palmfett so beliebt ist, liegt an seinen chemischen Eigenschaften. Da es anders als viele andere pflanzliche Fette hauptsächlich aus gesättigten Fettsäuren besteht, ist es bei Zimmertemperatur cremig und nicht flüssig. Früher verwendete man anstelle des Palmfetts gehärtete Pflanzenöle. Doch bei diesen Härtungsverfahren entstehen gesundheitsschädliche Transfette.

Also hat sich die Nahrungsmittelindustrie nach einer günstigen Alternative umgesehen und das Palmfett für sich entdeckt. Doch das ist mittlerweile ebenfalls in Verruf geraten. Erstens gibt es Hinweise auf krebserregende Ester, die im Palmöl enthalten sind - vorerst allerdings nur im Tierversuch. Zweitens werden für die große Nachfrage nach Palmfett riesige Flächen des Regenwaldes in Südostasien abgeholzt und damit die ökologische Vielfalt gefährdet.

Verzicht prinzipiell positiv

Eines der prominentesten Opfer dieser Produktionsweise ist der Orang-Utan, dessen natürlicher Lebensraum durch die Ölpalmen-Plantagen zerstört wird. Das hat dem Image des Palmfetts geschadet. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten, die beim Lebensmitteleinkauf auf Nachhaltigkeit achten, versuchen palmölhaltige Produkte zu vermeiden. Ein Trend, den einige Handelsketten aufgegriffen haben und jetzt mit palmölfreien Produkten werben.

Auf Palmöl zu verzichten, sei prinzipiell eine gute Idee, sagt Michaela Knieli von der Wiener Umweltberatung. Aber das bedeute nicht, dass man das Palmöl durch ein anderes Fett ersetzen soll. „Wir müssen nicht über das Fett in der Haselnusscreme diskutieren, sondern über die Haselnusscreme an sich“, so Knieli. Und die Ernährungswissenschaftlerin ergänzt, dass Menschen in diesem Sinn so oft wie möglich auf Fertigprodukte und Convenience Food verzichten sollten.

Kokos ist keine Alternative

Weil Palmfett in Verruf geraten ist, setzen viele Produzenten auf Kokosfett. Aber auch für den Anbau von Kokospalmen werden Regenwälder abgeholzt. Und die Ausbeute der Kokospalmenplantagen ist wesentlich geringer, als jene der Ölpalmen. Die liefern sechsmal so viel Fett auf der gleichen Fläche wie die Kokospalme, wie Sonnenblumen oder Raps. Importiertes Palmöl durch regional angebautes Sonnenblumen- oder Rapsöl zu ersetzen, wäre in Österreich unmöglich. Der Flächenbedarf wäre viel zu groß.

Palmfett durch andere Fette zu ersetzen, verbessert den ökologischen Fußabdruck der Produkte also nicht. Die einzig sinnvolle Maßnahme sei, auf fetthaltige Fertigprodukte zu verzichten, so Knieli. Das gilt nicht nur für Abgepacktes aus dem Supermarkt, sondern auch allerlei frische Backwaren. „Die optimale Ernährung, für einen selbst und die Umwelt, ist frisch gekocht“, betont die Ernährungswissenschaftlerin. Das heißt, man sollte im Idealfall naturbelassene Lebensmittel guten Fetten, wie kaltgepressten Ölen, verarbeiten.

Versteckte Palmöle vermeiden

Auch bei konventionell produziertem Geflügel- und Schweinefleisch ist oft Palmfett mit im Spiel. Das günstige Fett wird den Tieren ins Futter gemischt. Gleiches gilt für Waschmittel, Kosmetika oder Seifen. Auch hier ist oft Palmfett enthalten, es muss aber im Gegensatz zu Lebensmitteln nicht deklariert werden. Hier empfiehlt die Umweltberatung auf Bio-Produkte zu setzen. Selbst wenn Palmfett enthalten ist, wurde es zumindest nachhaltig angebaut.

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