Problemstoff Talk in Babypuder und Kosmetika
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Talk ist in der Regel der Hauptbestandteil von Köper- und Babypudern, wobei diese auch parfümiert sein können. Produkte auf Basis von Talk sind generell pulverförmig, da es sich um ein zerriebenes Mineral handelt und stauben beim Schütten stark. Bei der Produktkennzeichnung werden die Schreibweisen Talk, Talkum, Talc oder Talcum verwendet, gemeint ist dasselbe.
Gefahr durch Talk in Babypuder
Bestimmte Anwendungen von Talk stehen im Verdacht gesundheitsgefährdend zu sein. „Gefährlich ist Talk, wenn man ihn einatmet, vor allem in großen Mengen“, so Birgit Schiller, Projektleiterin für Chemie und Kosmetik beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Deshalb müsse auf Produkten, die für Kinder unter drei Jahren ausgelobt sind, auch eine Warnung stehen, dass Talk nicht in Nase und Mund des Kindes gelangen darf.
Natalia Kolesnikova / AFP
Beim Einatmen des Puders kann es zum Ersticken kommen. Von der Anwendung an Babys wird ohnedies seit Jahrzehnten abgeraten, da die Nutzung keinen medizinischen Mehrwert hat. So spricht auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung von „schweren Gesundheitsstörungen bei unsachgemäßem Gebrauch“ und rät von der Nutzung bei Kleinkindern ab.
Beliebtes Hausmittel gegen Hautreizungen
Körperpuder sind in der Intimpflege von Frauen beliebt. Teilweise werden sie als Hausmittel gegen diverse Beschwerden genutzt, im englischsprachigen Raum ist deren Anwendung weit verbreitet. Auch in Österreich gibt es Nutzerinnen, die seit Jahrzehnten auf dieses Hausmittel vertrauen.
Benutzt werden Körperpuder, um Hautreizungen nach dem Rasieren zu beruhigen und die Schweißproduktion zu mindern. Die Nutzung von Körperpudern wird als angenehm empfunden, da Talk Schweiß bindet und Hautstellen trocknen und weich machen kann. Langjährige Nutzerinnen könnten jedoch zur Risikogruppe von Eierstockkrebs zählen: Seit den Siebzigern wird in der Wissenschaft diskutiert, ob Talk im Zusammenhang mit Eierstockkarzinomen steht.
Krebsrisiko von Talk umstritten
Widersprüchliche Aussagen bezüglich des Krebsrisikos führt Chemikerin Schiller auf Unterschiede im Studiendesign zurück. „Es gibt Studien, die keinen Zusammenhang sehen und es gibt Studien, die sagen, dass durch die häufige Anwendung von Talk vor allem im Genitalbereich ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Eierstockkrebs vorliegt", so die VKI-Expertin. Ob Talkumpuder das Risiko an Eierstockkarzinomen zu erkranken erhöht, wird in der Wissenschaft hauptsächlich in Bezug auf die Anwendung im vaginalen Bereich, diskutiert. Andere Anwendungen am Körper, bei denen das Produkt auch nicht eingeatmet wird, seien unbedenklich, so Schiller.
Franck Fife / AFP
Die Debatte um die eventuell kanzerogene Wirkung von Talk kam 2017 auf Grund diverser Gerichtsurteile in den USA auf. Langjährige Nutzerinnen von Talkumpuder zur Intimpflege hatten den Konzern „Johnson & Johnson“ wegen mangelnder Kennzeichnung des Krebsrisikos geklagt. Die Frauen nutzten das Produkt mehrere Jahrzehnte lang und waren an Eierstockkrebs erkrankt. Hierzulande gehören dem Konzern Marken wie „Penaten“ und „Bebe Young Care“.
Puder als Ersatz für Trockenshampoo
Für Babypuder und Körperpuder gibt es auch andere Verwendungsmöglichkeiten, die meist über das Internet oder Lifestyle-Magazine verbreitet werden. Puder auf Talkbasis werden als billigere Alternative zu Trockenshampoo oder aluminiumfreier Deo-Ersatz vorgeschlagen. Birgit Schiller vom VKI schätzt das als ungefährlich ein, solang dafür geachtet werde, das Puder nicht einzuatmen.
Desiree Martin / AFP
Auch bei sogenannten Holi-Festivals werden teilweise Farbstäube aus Talk verwendet. Diese indischen Festivals erfreuen sich in Europa wachsender Popularität, dabei werden Puder aus bunten Farben in die Luft geworfen. Die Stäube sind meist direkt bei der Veranstaltung käuflich oder im Internet bestellbar. Auch hier empfiehlt Schiller, auf Produkte auf Maispulver Basis zurückzugreifen. Von der Anwendung talkumhältigen Puders im Intimbereich rät die VKI-Expertin generell ab. Wer nicht darauf verzichten will, sollte das Produkt zumindest nicht einatmen oder großflächig verstreuen, so dass sich der Staub in der Luft verteilt.
Franziska Schwarz, help.ORF.at
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Publiziert am 02.12.2017