AK warnt vor unseriösen Methoden bei Viagogo

Wer im Internet nach Tickets für ein Konzert, Fußballspiel oder Festival sucht, stößt schnell auf die Seite Viagogo. Sie erweckt den Eindruck einer offiziellen Verkaufsplattform, in Wirklichkeit verkaufen dort Privatpersonen ihre Tickets. Die Arbeiterkammer Steiermark (AK Steiermark) warnt vor Viagogo, es häufen sich die Beschwerden.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1

Auf der Suche nach Eintrittskarten für Veranstaltungen aller Art ist die Schweizer Onlinefirma Viagogo in Suchmaschinen im Internet ganz oben gereiht. Aufgrund ihrer professionellen Aufmachung kann man die Seite leicht mit einer offiziellen Verkaufsplattform verwechseln. Tatsächlich handelt es sich um eine Onlinebörse, über die bereits gekaufte Tickets von Privatpersonen wiederverkauft werden.

Ticketpreis steigt mit jedem Buchungsschritt

Erst wenn es Probleme gibt, erfahre man als Kunde, dass man nicht bei einer offiziellen Verkaufsplattform gelandet ist, so Birgit Auner, Rechtsreferentin in der Konsumentenschutzabteilung der AK Steiermark. Sie betreut seit drei Jahren Konsumenten, die bei der Viagogo Eintrittskarten gekauft haben. Zuletzt wandte sich eine Konsumentin aus der Steiermark an sie, die sich ein Fußballspiel von Bayern München anschauen wollte.

Screenshot Viagogo

Screenshot Viagogo

Viagogo wird oft mit offiziellen Verkaufsplattformen verwechselt

Der ursprüngliche Kartenpreis auf Viagogo habe bei rund 180 Euro gelegen, weshalb die Konsumentin die Buchung von zwei Tickets aufnahm. Während sie ihre Daten eingab, sei der Preis allerdings bei jedem Buchungsschritt erhöht worden. Erschreckt habe die Steirerin schließlich die Kreditkartenrechnung von insgesamt 478 Euro, 62 Euro pro Karte mehr als der ursprünglich angegebene Preis, so Auner.

Countdown lenkt ab

Das sei kein Einzelfall. Dass Konsumenten mehr bezahlen als ihnen bewusst ist, liege an psychologischen Tricks, mit denen Viagogo arbeite, so die AK-Expertin. Zum Einsatz kommen Schriftzüge wie: „Verkauft sich schnell“ oder „Jetzt nur noch ein Ticket übrig“. Hat man sich für ein Ticket entschieden, läuft ein Countdown ab. Es bleiben genau zehn Minuten, um in vier Schritten seine Daten bekannt zu geben. Schaffe man es nicht in dieser Zeit, würde das Ticket verfallen.

„Das macht natürlich Druck, und die Leute sind noch interessierter an der Karte, weil sie offenbar auch viele andere haben wollen“, so Auner. Besonders gefährlich sei der letzte Schritt, bei dem man seine Kreditkartendaten bekannt geben muss. Weil es sich dabei um sensible Daten handelt, sei man hier besonders konzentriert und könne leicht übersehen, dass Viagogo ganz zum Schluss noch hohe Bearbeitungsgebühren anrechnet, so die Konsumentenschützerin.

Trotz Tickets vom Match ausgesperrt

Verunsichert durch Negativberichte über Viagogo wandte sich die Steirerin direkt an Bayern München. Dort antwortet man ihr prompt: Man rate ihr ganz klar davon ab, Tickets bei Viagogo zu erwerben. Die Zusammenarbeit mit dem Anbieter habe man bereits im Juli 2014 beendet. Die dort angebotenen Eintrittskarten würden somit alle auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Es sei keinesfalls sicher, dass sie mit den Tickets Zutritt zum Stadion erhalte. Das Einzige, was man für sie tun könne, sei, eine Prüfung ihrer Karten vorzunehmen, so Bayern München.

Mit der Prüfung durch den Veranstalter kann sich die Konsumentin vielleicht folgendes Szenario ersparen, das einem anderen Konsumenten aus Graz widerfahren ist, den Birgit Auner ebenfalls beriet. Auch der Grazer hatte Fußballtickets bei Viagogo gekauft und war gemeinsam mit drei Freunden zum Spiel nach Hamburg geflogen. Beim Stadium leuchtete das Gerät zur Kontrolle der Tickets rot auf, die Gruppe musste draußen bleiben. Der Veranstalter erklärte ihnen, dass die Karten zwar echt seien, der ursprüngliche Käufer allerdings seine Kreditkartenzahlung zurückgezogen habe und man sie deshalb gesperrt habe, so Auner.

Klage gegen Viagogo läuft

Viagogo überwies dem Konsumenten das Geld für die Tickets zurück. Auf die Forderung der AK Steiermark, auch Schadenersatzzahlungen wie Flugtickets oder Hotelkosten zu übernehmen, blieb jede Antwort aus. Help.ORF.at bat Viagogo um eine Stellungnahme, bis Redaktionsschluss gab es keine Reaktion.

Im Mai dieses Jahres erhob die Verbraucherzentrale Bayern Klage gegen das Unternehmen. Ergebnis gibt es noch keines. Um derlei Situationen von Vornherein zu verhindern, empfiehlt AK-Expertin Auner Karten nach Möglichkeit direkt beim Veranstalter zu kaufen. „In den meisten Fällen erspart man sich Zusatzkosten und viel, viel Ärger“, so Auner.

Jonathan Scheucher, help.ORF.at

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