Was gegen Gelsen wirklich wirkt

Sie nerven, stechen und können Krankheiten übertragen. Gelsen können einem den Sommer im Freien so richtig vermiesen. Anti-Gelsen-Sprays sollen den Blutsaugern den Appetit verderben. Die deutsche Stiftung Warentest hat untersucht, welche Sprays die Gelsen wirklich vertreiben - und welche nicht.

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Sie ist nur wenige Millimeter klein, aber schon ein einziges Exemplar im Schlafzimmer kann einem den Schlaf rauben. Hört man das unheilvolle Surren, hilft auch kein Verstecken unter der Bettdecke mehr. Früher oder später sticht der Blutsauger gnadenlos zu.

Im Freien an einem lauen Sommerabend ist es noch schlimmer. Unzählige der Plagegeister schwirren herum, immer auf der Suche nach der nächsten Blutmahlzeit. Warum manche Menschen komplett zerstochen werden und andere nicht, ist noch nicht restlos erforscht. Fest steht nur, dass das Kohlendioxid der Atemluft und die im Schweiß enthaltene Milch- und Fettsäure, die Tiere anlockt.

Familie grillt im Garten

Getty Images/Westend61

Um ihre Opfer aufzuspüren, folgen die Gelsen der Kohlendioxid-Fahne

Test: Erster Stich erst nach acht Stunden

Wer sich von den kleinen Biestern nicht die Lust auf Wasser, Wald und Wiese vermiesen lassen möchte, kann sich mit Anti-Gelsen-Sprays schützen. Die deutsche Stiftung Warentest hat zehn dieser Sprays untersucht und dafür zwei gängige Gelsenarten als Testtiere eingesetzt: Die tagaktive Gelbfiebermücke (Aedes Ägypti) und die nachtaktive südliche Hausmücke.

Fünf Probanden, Frauen und Männer, ließen sich im Auftrag der Konsumentenschützer von den Blutsaugern stechen. Sie behandelten ihren Unterarm streng nach Herstellerangaben mit jeweils einem Spray und stoppten dann die Zeit bis zum ersten Stich. „Das zog sich teilweise bis zu acht Stunden hin, bis wir wussten, ob dieses Mittel an Wirksamkeit verliert oder ob es noch länger wirkt“, so Hans-Peter Brix von der Stiftung Warentest im Gespräch help.ORF.at.

Testsieger: Antibrumm Forte und Autan Protection Plus

Die gute Nachricht: Es gibt zuverlässigen Schutz. Bei den besten Anti-Gelsen-Sprays trauten sich die ersten Tiere erst nach langem Zögern an den eingesprühten Unterarm heran. Das Produkt Antibrumm Forte (0,70 Euro pro zehn Milliliter) konnte die Plagegeister sieben bis acht Stunden fernhalten, dicht gefolgt von Autan Protection Plus (0,40 Euro pro zehn Milliliter). Beide wirken nicht nur gegen Gelsen, sondern wehrten als Kombipräparate auch Zecken mehr als sechs Stunden ab.

Gelse sticht Menschen

APA/dpa/Patrick Pleul

Profis am Werk: Insgesamt mehr als 2.300-mal stachen die Gelsen im Test zu

Für die beste Wirksamkeit sollten die Sprays nicht auf die Kleidung, sondern direkt auf die Haut aufgetragen werden. Die Stiftung Warentest empfiehlt, den Spray direkt auf die Hände zu sprühen und dann auf die frei liegenden Hautstellen zu schmieren. Für einen Unterarm werden etwa fünf bis sieben Sprühstöße benötigt. „Wenn man das wirklich gleich auf die Haut sprüht, dann hat man hohe Verluste“, so Brix. Circa 30 Prozent des Sprays verbleiben sonst in der Raumluft, ohne dass der Arm getroffen wurde.

Nach Rückkehr aus der Natur, Spray wieder abwaschen

Die Sprays gegen die kleinen Blutsauger sind gesundheitlich aber nicht ganz unbedenklich. Antibrumm Forte beinhaltet das chemische Insektenabwehrmittel Diethyltoluamid (DEET), das Augen- oder Schleimhautreizungen hervorrufen oder auch Allergien auslösen kann. Der in Autan Protection Plus verwendete Wirkstoff Icaridin ist zwar etwas schonender, kann aber ebenfalls die Augen reizen. Der Experte empfiehlt, das Mittel wirklich nur gezielt einzusetzen, wie etwa direkt vor dem Wandern. Nach der Rückkehr aus der Natur sollte es wieder abgewaschen werden, damit die Haut den reizenden Wirkstoffen nur möglichst kurz ausgesetzt ist.

Natürliche Wirkstoffe wie ätherische Öle stellten sich im Test als wenig effektiv heraus. Sie können die lästigen Insekten, wenn überhaupt, nur etwa eine halbe Stunde bis Stunde abhalten (wie etwa das Lavandin-Öl). Frei von Nebenwirkungen ist aber auch das schlecht wirkende Lavandin nicht. Es reizt ebenfalls Haut, Augen und Schleimhäute. „Andere natürliche Mittel wie Geraniol oder die Zitrusgeranie im Blumenkisterl vor dem Fenster oder das Auslegen von Walnussblättern - das hilft alles überhaupt nicht“, so Experte Brix.

Zitruskerzen wirkungslos

Auch die beliebten Kerzen mit Zitrusduft mögen zwar für eine stimmungsvolle Atmosphäre beim Grillabend sorgen, hungrige Gelsen lassen sich von ihnen aber nicht abhalten. Genauso wenig wirksam ist es, Bierhefe oder Knoblauchzehen zu verspeisen. Um zumindest im eigenen Zuhause Ruhe zu haben, montiert man am besten Gelsengitter. Warentester Brix rät außerdem zu hellem Gewand. Dunkle Kleidung wirke auf die Insekten besonders anziehend.

Wer trotz aller Vorsichtsmaßnahmen einen Stich erwischt, sollte vor allem eins tun: nicht kratzen. Sonst verlängert man das Übel nur. Denn es kann zu einer Zusatzinfektion kommen, die deutlich schwieriger im Verlauf ist als nur der Stich einer Gelse.

Beate Macura, help.ORF.at

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