Neue Leitlinie für essbare Insekten

Gestern noch widerlich - heute schon Trend: Viele Insektenarten gelten aufgrund ihres hohen Proteingehalts als gesundes Nahrungsmittel. In Österreich müssen diese neuen Lebensmittel zum Schutz der Konsumenten allerdings als „essbar“ gekennzeichnet sein. Das Gesundheitsministerium hat nun eine Leitlinie erarbeitet.

Der Trend Insekten als Nahrungs- und Genussmittel für Menschen, statt nur als Tierfuttermittel zu verwenden, hat auch Österreich erreicht. Viele der Tiere gelten aufgrund ihres hohen Nährstoffgehaltes als gesund. Als mögliche, neue Nahrungsmittel müssen sie jedoch zum Schutz der Konsumenten als essbar gekennzeichnet sein und bestimmte Sicherheitskriterien erfüllen.

Wie die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) in einer Aussendung mitteilte wurden solche Vorgaben nun vom Bundesministerium für Frauen und Gesundheit (BMGF) gemeinsam mit dem Institut für Fleischhygiene, sowie dem Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Vienna erarbeitet und in einer Leitlinie zusammengefasst. Damit kann zukünftig die Sicherheit beim Verzehr der essbaren Insekten, auch im Hinblick auf bislang unerforschte Allergierisiken, gewährleistet werden.

Kennzeichnungspflicht für essbare Insekten

Insekten werden im europäischen Raum bislang entweder wie die Bienen als nützlich, oder zumeist als ekelig oder lästig empfunden. In anderen Teilen der Welt, wie in Afrika oder Asien, gelten sie dagegen, aufgrund des hohen Eiweißgehalts, als proteinreiche Nahrungsquelle oder Delikatesse. So findet man auf asiatischen Märkten viele Stände, die frittierte Heuschrecken, Zikaden oder Käfer als Snack anbieten. Insekten werden aber mittlerweile auch in Europa und somit Österreich immer öfter als Nahrungs- oder Genussmittel angeboten.

Insekten am Spieß

Vetmeduni Wien

Leitlinie für den Käfer am Spieß wurde erarbeitet

Schutz für Allergiker muss gewährleistet sein

Wie bei jedem Nahrungsmittel müssen jedoch Sicherheit und Verträglichkeit gewährleistet, sowie das Gesundheitsrisiko für den Konsumenten, etwa durch Giftstoffe oder Allergene, abschätzbar sein, so Vertreter der VETMED in der Aussendung. Essbare Insekten würden innerhalb der EU als sogenanntes „Novel-Food“, also als neuartiges Lebensmittel eingestuft, da sie vor dem 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang in der Europäischen Union verzehrt wurden. Ihre Sicherheit müsse deher vor einem Inverkehrbringen erst belegt werden.

Ganze Insekten und ihre Zulassung als Lebensmittel fallen erst ab 1. Jänner 2018 unter die Novel Food Verordnung. Aufgrund einer Übergangsfrist müssen sie auch erst mit Beginn 2020 ein Zulassungsverfahren durchlaufen, um ihre Sicherheit zu belegen. Damit sei es nötig gewesen, für bis dahin bereits vertriebene, ganze essbare Insekten eine eindeutige Regelung zu erstellen, so die Vetmeduni. Das Bundesministerium für Frauen und Gesundheit beauftragte deshalb eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Instituts für Fleischhygiene und Mitarbeit von AllergieexpertInnen des Messerli Forschungsinstitutes der Vetmeduni Vienna mit der Erstellung einer Leitlinie.

Hinweise über Verarbeitung müssen auf die Verpackung

In der neu veröffentlichten Leitlinie ist festgehalten, dass für Insekten als Nahrungsmittel eine Erkennbarkeit gegeben sein muss. Auf der Verpackung sollen außerdem Hinweise zu Art und Verarbeitung angegeben werden. Außerdem müssen essbaren Insekten auf Bakterien, Viren, und Giftstoffe getestet sein, erklärt Arbeitsgruppenleiter Friedrich Bauer vom Institut für Fleischhygiene. Eine Erweiterung der Leitlinie in Hinblick auf Fütterung und Haltung von Insekten sei ebenfalls angedacht, so Bauer.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei das mögliche Allergiepotential von proteinreichen Insekten, sagt Isabella Pali-Schöll vom Messerli Forschungsinstitut. Es besteht laut der Expertin für Nahrungsmittelallergien ein hohes Risiko, dass Patienten mit Allergie gegen Krustentiere wie Shrimps, oder gegen Hausstaubmilben eine Kreuzreaktion gegen Insekten wie Mehlwürmer und Wanderheuschrecke erleiden können. Die Erforschung weiterer Kreuzreaktionen sowie den Einfluss der Verarbeitung von Insekten würden in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien untersucht, so Pali-Schöll. Die konkrete Zahl zu Nahrungsmittelallergien gegen Insekten isei derzeit völlig unbekannt.

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