Erster Handyvertrag mit Roamingausschluss

Die Telekom Austria (A1, Bob) schließt als erster heimischer Mobilfunker Roaming aus: Der Tarif „Superbob“ beim Diskontangebot Bob gilt nur innerhalb der Landesgrenzen. Branche und Verbraucherschützer sehen darin eine Reaktion auf das kommende Roaming-Aus in der EU.

„Hinweis: Roaming in diesem Tarif nicht möglich“ heißt es knapp zum Tarif „Superbob“. Um knapp 15 Euro pro Monat bietet der Mobilfunkdiskonter Bob neben 2.000 Gesprächsminuten ein inkludiertes Datenvolumen von 20 Gigabyte. Offenbar zu viel um zu wenig, wenn Roaminggebühren wie geplant im kommenden Sommer in der EU Geschichte sein werden: Das Roamingende gilt nur für Verbraucher, die Betreiber werden einander auch nach dem Sommer 2017 Roamingeinheiten in Rechnung stellen dürfen. Österreichs Mobilfunker, die im europäischen Vergleich eher großzügige Datenvolumen zu eher niedrigen Preisen anbieten, fürchten Verluste. Der Roamingausschluss bei der Telekom-Austria-Marke Bob darf als erste Reaktion darauf gewertet werden.

Mobilfunkbranche fordert Großmarktregulierung

Die EU muss nicht nur bei den Verbraucher-, sondern auch bei den Großhandelspreisen stärker eingreifen, heißt es aus der Mobilfunkbranche gegenüber help.ORF.at in einem seltenen Wunsch nach mehr Regulierung. Das befürchtete Worst-Case-Szenario: Die günstigeren österreichischen Verträge werden auch im Ausland zum Verkaufsschlager, man roamt zu österreichischen Inlandsbedingungen während die Betreiber mit den höheren Großhandelspreisen pro Roamingeinheit zu kämpfen haben. Fazit: Wenn hier nicht auch ähnlich radikal reguliert wird, werde es Konsequenzen geben. Höhere Servicepauschalen, weniger Servicemitarbeiter und längere Wartezeiten, Preiserhöhungen und ähnliche Roamingausschlüsse wie jetzt schon bei der Telekom Austria.

Screenshot www.bob.at

Screenshot www.bob.at

www.bob.at: Dezenter Hinweis aufs Roaming-Aus

Konsumentenschützer um Diskonter-Roaming besorgt

Ähnliche Forderungen stellen auch Verbaucherschützer. Man fürchte, „dass Diskontanbieter Probleme haben werden, ein Geschäftsmodell fürs Roaming anzubieten, sobald ab Mitte nächsten Jahres ‚Roam like at Home‘ gilt, aber die regulierten Höchstgrenzen für die Großhandelspreise, die sich die Gastnetzbetreiber untereinander verrechnen dürfen, gleichzeitig viel zu hoch bleiben“, so Telekomspezialistin Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer Wien gegenüber help.ORF.at. Noch ist nicht im Detail entschieden, in welcher Höhe die Großhandelspreise gedeckelt werden - man habe sich „diesbezüglich nochmals an die EU-Kommission gewandt“, so Zimmer. Auch Details zu Fair-Use-Regeln, mit denen missbräuchliches Roaming erschwert werden soll, sind noch nicht fixiert.

Eine endgültige Entscheidung soll noch im Dezember fallen, und zwar von Europäischem Parlament und Europäischem Rat. Das Europaparlament hat dazu am Dienstag eine Vorlage geliefert: Nach dem Votum des zuständigen Industrieausschusses sollen die Obergrenzen für Großmarktpreise auf 0,03 Cent für Sprachanrufe sinken, und bei Daten schrittweise von 4 auf 1 Euro pro Gigabyte zurückgehen. Für SMS sollen sie bei einem Cent liegen. Jetzt müssen EU-Parlament und die Mitgliedsländer im Rat diesbezüglich verhandeln. In der heimischen Mobilfunkbranche sieht man das zwar grundsätzlich als einen Schritt in die richtige Richtung. EU-weit einheitliche Preise seien jedoch wegen der unterschiedlichen Herstellungspreise problematisch. Ein Handynetz im gebirgigen Österreich zu betreiben sei aufwendiger als im nordeuropäischen Flachland, die Großhandelspreise müssten das wiedergeben können.

TA-Konkurrenz noch ohne Roamingausschluss

Davon wird abhängen, ob der Vorstoß der Telekom Austria Schule machen wird. Noch steht sie mit dem Roamingausschluss bei Ihrer Diskontmarke alleine da: Bei T-Mobile/Telering heißt es auf Anfrage, dass bei allen bestehenden Vertragstarifen Roaming im vollen Umfang möglich sei, bei Wertkarten sei das Datenroaming ausgeschlossen. Auch bei Drei sei in allen derzeit gültigen Tarifen Roaming inkludiert. Ausnahmen in beiden Fällen: Angebote für stationäres Internet. Zu zukünftigen Roamingangeboten wollte man sich hier wie dort gegenüber help.ORF.at nicht äußern.

Die Telekom Austria hängt den Roamingausschluss bei Bob nicht an die große Glocke. In TV- und Radiospots fehlt ein direkter Hinweis, es wird auf die online verfügbaren AGB verwiesen. Vor Vertragsabschluss werde nochmals auf den Punkt „exklusive Roaming“ verwiesen, so die Telekom gegenüber help.ORF.at. Bei anderen Handytarifen des Konzerns sei derzeit kein Roamingausschluss geplant.

Matthias Däuble, help.ORF.at