Wie Duftkerzen die Raumluft belasten

Vor allem um die Weihnachtszeit sind Duftkerzen sehr beliebt. Das warme Licht und die Aromen gehören für viele zur heimeligen Atmosphäre im Advent dazu. Doch Duftkerzen belasten die Raumluft, nicht jeder verträgt die Gerüche. Die Inhaltsstoffe in den Kerzen können Kopfschmerzen, Schwindel und sogar Allergien auslösen.

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Frauen im Alter von 19 bis 49 Jahren kaufen die meisten Duftkerzen, oft spontan beim Shopping in großen Möbelhäusern, das will eine Umfrage der Kerzenindustrie herausgefunden haben. Fast 1,5 Kilogramm Kerzen werden pro Kopf und Jahr in Europa verbraucht, rund 15 Prozent davon sind Duftkerzen. Die Nachfrage steigt, die Auswahl wird immer größer. Auch die Preise ziehen mit: Edle Designerduftkerzen kosten bis zu 150 Euro pro Stück.

Kopfschmerzen und Allergien durch Düfte

Die Wohlgerüche vermitteln nicht nur Weihnachtsstimmung, empfindliche Menschen können darauf mit Atemnot, Schwindel, tränenden Augen und Kopfschmerzen reagieren. „Die Duftstoffe gelten als Allergieauslöser, die bei Hautkontakt zu Reizungen und Ekzemen führen können“, so Harald Brugger, Chemiker bei der Umweltberatung Wien.

verschiedene Duftkerzen auf einem Fensterbrett

Karin Fischer/help.ORF.at

Mit Kerzen lässt sich eine behagliche Stimmung schaffen

Schon beim Abbrennen einer unparfümierten Kerze entstehen Ruß und Feinstaub. Bei den Duftkerzen würden sich aus den beigemischten Aromen bei der Verbrennung zusätzliche Chemikalien bilden, die die Raumluft belasten und die Schleimhäute reizen, so der Chemiker. Dabei sei es egal, ob es sich um synthetisch hergestellte oder um natürliche Duftstoffe handle.

Dicke Luft durch reizende Chemikalien

Etwa 2.500 Chemikalien werden verwendet, um Kerzen zu parfümieren. 26 davon gelten als besonders allergieauslösend, vor allem Zimt- und Zitrusdüfte. Anders als bei Kosmetika müssen Duftstoffe bei Kerzen nicht deklariert werden. Viele Hersteller würden aber dazu übergehen, freiwillig auf allergene Duftstoffe in ihren Produkten hinzuweisen, so Brugger.

„Hände weg von den Duftkerzen“, rät der Umweltexperte trotz der besseren Kennzeichnung. Am besten verzichte man generell auf parfümierte Kerzen. Duftstoffe sind nach Nickel mittlerweile die zweithäufigste Ursache für Kontaktallergien. Einen vorweihnachtlichen Raumduft könne man auch mit weniger schädlichen Zutaten herbeizaubern.

Bienenwachs und Tannenreisig als Alternativen

Die Umweltberatung rät, Bioorangenscheiben auf die Heizung zu legen und Tannenzweige ins Zimmer zu stellen. Kerzen aus 100 Prozent Bienenwachs seien die beste und natürlichste Alternative zu Duftkerzen, so Brugger. Gute Bienenwachskerzen haben allerdings ihren Preis. „Eine 200 Gramm schwere Bienenwachskerze kostet ungefähr zehn Euro“, so Kurt Wilhelm, der in seinem Geschäft Wald & Wiese in Wien selbst Kerzen aus 100 Prozent natürlichem Bienenwachs fertigt. Dafür würden diese Kerzen auch länger brennen und ein natürliches Aroma von Blütenpollen und Honig verströmen, so der gelernte Imker.

leere Kerzenformen werden mit flüssigem Bienenwachs befüllt

Karin Fischer/help.ORF.at

Das heiße Bienenwachs wird in die vorbereiteten Formen gegossen

Mit der Billigkonkurrenz großer Ketten könnten die kleine Produzenten nicht mithalten. Nur 0,5 Prozent des Marktes entfallen auf Bienenwachskerzen, die überwiegende Mehrzahl der Kerzen besteht aus Paraffin oder Stearin. Die Herstellung von Bienenwachskerzen ist aufwändig. „In unserem Geschäft können wir pro Stunde sechs große Kerzen per Hand gießen“, so Wilhelm.

Nach dem Abbrennen von Duftkerzen lüften

Für ein Kilo Bienenwachs müssen die Bienen 50 Millionen Blüten bestäuben. Das entspricht fünf Kilo Honig. Gute Bienenwachskerzen erkennt man an ihrer natürlichen Farbe. „Alles, was rötlich wird oder ganz orange, das ist meist gefärbt“, so Wilhelm. Weißes Bienenwachs wird ohne Chemie mit Aktivkohlefiltern erzeugt. Stark gebleichte Bienenwachskerzen verlieren dadurch aber einen Teil ihrer ätherischen Öle. Hochwertige Bienenwachskerzen sollten nahezu rußfrei verbrennen, was auch von der Qualität und der richtigen Größe des Dochtes abhängt. „Mit dem falschen Docht wird auch die Bienenwachskerze zur Dreckschleuder“, so der Imker.

eine brennende Bienenwachskerze

Karin Fischer/help.ORF.at

Gute Bienenwachskerzen brennen länger und rußen nicht

Wer trotz der Gesundheitsbedenken zu Duftkerzen greifen will, solle zumindest Rücksicht auf empfindliche Personen nehmen und die Wohnräume nach dem Gebrauch gründlich lüften, rät die Umweltberatung. „Statt schlechte Gerüche einfach zu überdecken, ist es wichtiger, zuerst die Quelle für den Mief zu beseitigen“, so Brugger. Natürliches ätherisches Öl, das ohne Erhitzung im Raum verdampfen kann, sei ebenfalls eine gute Alternative. „Zwei, drei Tropfen auf einen Bimsstein oder in eine Wassersschale genügen“, so die Umweltberatung.

Karin Fischer.help.ORF.at

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