Handyversicherung meist teuer und unnötig

Nachdem ihr letztes Handy durch einen Schaden kaputt wurde, wollte eine Wienerin beim Kauf ihres neuen teuren iPhones auf Nummer sicher gehen und schloss eine Handyversicherung ab. Doch als das Handy gestohlen wurde, verweigerte die Versicherung die Zahlung. „Ein typischer Fall“, so Konsumentenschützer. Geräteversicherungen seien so gut wie immer überflüssig.

Diebstahl ist nach wie vor das häufigste Delikt in Österreich. Allein im letzten Jahr wurden hierzulande über 130.000 Anzeigen wegen Diebstahls eingebracht. Auch in anderen Ländern, besonders in den Urlaubshochburgen, sind viele Diebe unterwegs.

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Da sie in nächster Zeit einige Reisen vorhatte, war der Wienerin der Punkt Diebstahl beim Abschluss der Handyversicherung besonders wichtig. Sie fragte beim Verkäufer nach und dieser bestätigte ihr, dass Diebstahl von der Versicherung abgedeckt sei, berichtet die Frau im Gespräch mit help.ORF.at. Knapp zehn Euro monatlich sollte die A1-Handygarantie kosten, die Wienerin willigte ein und schloss die Versicherung, überzeugt von ihrem Nutzen, ab.

Trickdieb ergaunerte sich Handy

Nur zwei Monate später passierte es tatsächlich. Kurz nach ihrer Ankunft in Berlin saß die Wienerin auf der Terrasse eines Kaffeehauses, das Handy vor sich auf dem Tisch, als ein Bettler mit einem Zettel in der Hand auf sie zukam. „Ich hab mir gedacht, ich geb ihm halt ein bisserl Geld,“ so die Frau. Sie kramte in ihrer Handtasche nach Geld und gab dem Mann ein paar Münzen. Als sie wieder nach ihrem Handy greifen will, folgt der Schock: „Ich hab bemerkt, mein Handy ist nicht mehr da“.

Straßenszene in Wien zeigt Passanten vor einem A1 Shop

ORF.at/Dominique Hammer

In den Shops werde verkauft und nicht beraten, so die Kritik des VKI

Die Wienerin machte sofort eine Diebstahlsanzeige und rief bei der A1-Hotline in Wien an, um den Diebstahl zu melden und die SIM-Karte sperren zu lassen. Als alle Formalitäten erledigt waren, war sie sich sich, noch Glück im Unglück gehabt zu haben. Schließlich hatte sie erst kurz zuvor die Handyversicherung abgeschlossen. Zurück in Wien schickte sie ihre Unterlagen an die Versicherung und hoffte auf baldige Entschädigung. Doch die Versicherung lehnte eine Kostenübernahme mit der Begründung ab, dass es sich bei dem Vorfall in Berlin nicht um Raub, sondern um Diebstahl gehandelt habe.

Nur Raub, nicht Diebstahl abgedeckt

Anders als vom Verkäufer erklärt, deckt die A1 Handyversicherung nämlich nur Raub - also die Wegnahme von Sachen mittels Drohungen oder Gewalt - ab, den viel häufigeren Diebstahl aber nicht. Die falsche Beratung im Handyshop sei es, die sie am meisten ärgere, erklärt die Wienerin, räumt aber gleichzeitig ein, dass sie die genauen Vertragsbedingungen nicht durchgelesen habe. Sie habe sich auf die mündliche Zusicherung des Verkäufers verlassen, so die Frau. Die restlichen Bedingungen habe sie später zu Hause studieren wollen.

Auf Nachfrage von help.ORF.at erklärte A1 in einer Stellungnahme: „Wir verstehen die Verärgerung der Kundin, aber den Vorwurf, dass unsere Shop-Mitarbeiter falsch beraten, weisen wir entschieden zurück. Wer welche Begriffe in welchem Zusammenhang im Gespräch verwendet oder gemeint hat, lässt sich Monate danach nicht mehr nachvollziehen. Website und Unterlagen, die die Kunden bekommen und auch durchlesen sollten, sind jedenfalls sehr klar und eindeutig formuliert und unsere Verkäufer sind sehr gut ausgebildet, die Kunden dahingehend zu beraten.“

Kritik: Keine Beratungs-, sondern Verkaufsgespräche

Genau dem widerspricht Walter Hager vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Die Mitarbeiter im Handyshop seien zwar gut ausgebildet, aber nicht um zu beraten, sondern um zu verkaufen, so der Experte. „Es handelt sich hier nicht um Beratungs-, sondern um Verkaufsgespräche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder Shop-Mitarbeiter eine versicherungstechnische Ausbildung hat“, so Hager. Versicherungen seien eine komplexe Angelegenheit, es gäbe etwa Haftung, Risiko, Risikoausschlüsse und andere Fragen zu berücksichtigen.

Rechnungen und Hand mit Mobiltelefon

ORF.at/Zita Klimek

Rechnet man genau, lohnt sich eine Handyversicherung meist nicht

Bei einer wirklich guten Beratung sollte immer zuerst eine Bedarfserhebung gemacht werden, so der Experte. Dabei wird geschaut, ob der Kunde überhaupt noch eine weitere Versicherung braucht oder ob er ohnehin schon eine andere hat, zum Beispiel die Haushaltsversicherung, die ihm im Handy-Schadensfall weiterhelfen würde. Diese Bedarfserhebung fehle im Handyshop komplett, kritisiert der Konsumentenschützer. Und tatsächlich: Im Fall der Wienerin war es schließlich die Visa-Reiseversicherung, seit Jahren bei ihrer Kreditkarte dabei, die ihr den Betrag für das gestohlene Handy ersetzte.

Zeitwert und Selbstbehalt reduzieren Leistung weiter

Selbst wenn die Versicherung doch zahlt, wird meist nur der sogenannte Zeitwert ersetzt. Mit jedem Monat wird das Handy aber älter und damit weniger Wert. Hinzu kommt, dass in den meisten Fällen ein Selbstbehalt verlangt wird. So kann es sein, dass der Handybesitzer für ein 600-Euro-Smartphone nach eineinhalb Jahren gerade noch 110 Euro bekommt, 200 Euro für das Handy abzüglich 90 Euro Selbstbehalt. Die eingezahlten Prämien übersteigen hier die Versicherungsleistung.

„Finger weg von diesen Versicherungen,“ rät auch Konsumentenschützer Hager. Eine Extra-Handyversicherung sei grundsätzlich nur für die Anbieter ein gutes Geschäft, die Provisionen bei jedem Abschluss kassieren, so VKI-Experte Hager. Für die Kunden lohne sich die teure Versicherung in der Regel nicht.

Beate Macura, help.ORF.at

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