Windows 10: Wie man Spionagefunktionen deaktiviert
Wer zeitgemäße interaktive Dienste nutzen möchte, kommt an einer gewissen Freizügigkeit im Umgang mit persönlichen Daten kaum vorbei. Wer Cloud-Dienste verwendet wird seine Dateien meist einem fremden Server anvertrauen. Wer das Smart-Phone oder den PC mittels Stimmaktivierung steuern möchte, muss zwangsläufig zulassen, dass das Gerät den Besitzer abhört.
Praxistest: Deaktivieren oft wirkungslos
Auch Microsofts Betriebssystem Windows 10 sendet eine erhebliche Datenmenge an den Konzern. Um das Sendebedürfnis etwas einzuschränken, muss man während der Installation einige weitreichende Entscheidungen treffen und selbstständig diverse Spionagefunktionen deaktivieren.
Help.ORF.at bat einen IT-Experten, das System so aufzusetzen, dass möglichst wenige Daten an Microsoft gesendet werden. Er möchte aus beruflichen Gründen nicht namentlich genannt werden. Obwohl bei der Installation die meisten Funktionen deaktiviert wurden, laufen die entsprechenden Dienste im Hintergrund weiter. Sie sind zwar für den Nutzer quasi unsichtbar aber weiterhin aktiv", so das Fazit.
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Microsoft: Daten werden nicht gesendet
Die Ergebnisse des Tests, also welche Dienste trotz Deaktivierung weiterhin im Hintergrund laufen, liegen help.ORF.at im Detail vor. In dem Bericht heißt es: „Laut Aussage von Microsoft werden diese Dienste zwar nicht deaktiviert, aber sie senden keine Daten mehr. Dies kann man jetzt glauben oder nicht. Eine Überprüfung ist schwierig, da die übermittelten Daten verschlüsselt sind und somit nicht nachvollzogen werden kann, ob und welche Daten an Microsoft gesendet werden.“
Auf Nachfrage bestreitet Microsoft, dass die Daten deaktivierter Dienste an den Konzern gesendet werden. „Windows folgt den Einstellung des Benutzers. Wenn der Benutzer das Service nicht nutzt, dann werden auch keine Daten übertragen“, heißt es in ener Stellungnahme. Aber selbst wenn keine Daten gesendet werden – der Bericht des IT-Experten zeigt, dass die Dienste aktiv sind und eine Übetragung weiterhin theoretisch möglich ist.
Windows 10 richtig installieren
Wer Windows installiert landet zunächst auf dem Installationsbildschirm. Unser Experte rät, keinesfalls die Express Einstellungen zu verwenden. Klicken sie stattdessen auf „Einstellungen anpassen“. Auf diese Weise können sie das System während des Installationsprozesses konfigurieren.
Screenshot Installationsbildschirm
Folgen sie anschließend den Konfigurationseinstellungen, wie auf den folgenden Abbildungen angegeben.
Screenshot Installationsprogramm
Screenshot Installationsbildschirm
Screenshot Installationsbildschirm
Screenshot Installationsbildschirm
Sie werden nun aufgefordert ein Microsoft-Konto zu erstellen. Sollten sie nicht bereits über ein solches verfügen, rät unser Experte, es dabei zu belassen und statdessen ein lokales Konto zu erstellen.
Screenshot Installationsbildschirm
Wählen sie nun die Option „Diesen Schritt überspringen“. Danach können sie ein lokales Konto erstellen, dass nur für Ihren PC gültig ist.
Screenshot Installationsbildschirm
Danach wird Windows 10 auf ihrem Rechner installiert. Die Microsoft Cloud „One Drive“ lässt sich standardmäßig nicht deaktivieren. Dies können sie aber mittels spezieller Antispy-Software nachholen. Wie bereits erwähnt bleiben darüber hinaus etliche Dienste im Hintergrund aktiv, obwohl sie im Zuge des Inastallationsprozesses deaktiviert worden sind.
Deaktivieren der meisten Datensender
Im Internet gibt es zahlreiche Gratis-Tools, die geeignet sind bei Windows 10 das Sammeln und Versenden personenbezogener Daten deutlich einzuschränken. Allerdings sind nicht alle dieser Programme uneingeschränkt empfehlenswert. Manche nehmen Änderungen am System vor die sich nicht mehr rückgängig machen lassen, andere installieren diverse Toolbars. Unser Experte empfiehlt das Programm
„Shut Up 10“, von O&O Software. Das Programm zeigt an, welche Datendienste im Hintergrund laufen. Unter den aktiven Diensten finden sich auch Funktionen, die wir im Rahmen des Installationsprozesses deaktiviert haben. Auf den folgenden Abbildungen kann man sehen, welche Dienste aktiv sind. Die Farbe „Rot“ weist in diesem Fall darauf hin, dass die Dienste aktiv sind.
Screenshot Shut Up 10
Screenshot Shut Up 10
Screenshot Shut Up 10
Auf den folgenden Abbildungen sehen sie die empfohlenen Einstellungen von Shut Up 10. Die Farbe Grün zeigt in diesem Fall an, dass die entsprechenden Funktionen und Dienste deaktviert wurden.
Screenshot Shut Up 10
Screenshot Shut Up 10
Screenshot Shut Up 10
Windows sendet keine Telemetrie-Daten mehr
Nachdem sie diese Einstellungen vorgenommen haben, sind die entscheidenden Datendienste tatsächlich deaktiviert. Bestimmte Funktionen, wie der Windows Sprachassistent Cortana, können danach allerdings nicht mehr verwendet werden. Auf der anderen Seite werden aber auch keine Telemetrie-Daten mehr an Microsoft übertragen. Das Senden der Telemetreie Daten kann in der Windows 10-Version für Privatanwender standardgemäß zwar eingeschränkt, nicht aber vollständig deaktiviert werden. Das ist nur in der Enterprise-Version für Unternehmen möglich.
Mit der Telemetrie werden Feedback und Diagnosedaten an Microsoft gesendet. Manche Anwender befürchten, dass Microsoft mit Hilfe der Telemetrie auch persönliche Dateien und E-Mails bei Bedarf speichern könnte. Wie immer das Unternehmen mit den gesammelten Daten umgeht: Fest steht, dass Microsoft personenbezogene Daten erhebt und diese auch mit Partnern teilt. Wer diese Partner sind bleibt in der Regel vage.
Microsoft nicht schlimmer als andere Unternehmen
Der Internet-Experte Thorsten Behrens vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) hält die Aufregung, rund um die Datenschutzbestimmungen von Microsoft für übertrieben. „Ich gehe davon aus, dass mit Windows 10 nicht mehr oder weniger Daten gesammelt werden, als mit anderen kommerziellen Betriebssystemen.“ Tatsächlich sei Microsoft der erste Konzern der transparent mit seinen Datenschutzrichtlinien umgehe, meint Internetombudsmann Behrens. Denn anders als Apple oder Google weise Microsoft auf die datenschutzrelevanten Funktionen hin. So habe das US-Unternehmen eine Diskussion um Datenschutz in Betriebssystemen entfacht, die so zwar neu sei aber keine wirklich neue Entwicklung betreffe.Diese Diskussion hätte spätestens bei der Einführung der ersten Smartphones geführt werden können, so Behrens. Aus der Sicht des Internet-Experten hat Mocrosoft vielleicht sogar eine Debatte angestossen, die das Thema Datenschutz in eine konsumentenfreundliche Richtung lenken könnte.
Paul Urban Blaha, help.ORF.at
Publiziert am 22.09.2016