Elektronik soll wieder langlebiger werden

Im Auftrag des Umweltministeriums wurde in den vergangenen Jahren ein neues Gütezeichen entwickelt. Dieses soll Produzenten im Elektronikbereich dazu ermuntern langlebigere Produkte zu produzieren. Der Erfolg hält sich in Grenzen. Eine neue EU-Norm könnte das ändern.

Seit etwa 20 Jahren kämpft man im Reparatur-und Service-Zentrum in Wien (RUSZ) gegen die so genannte geplante Obsoleszenz. Elektrogeräte, die bewusst so konstruiert werden, dass sie schon nach wenigen Jahren kaputt gehen und ausgetauscht werden müssen. Eine Vergeudung von Rohstoffen mit erheblichen Folgen für die Umwelt, sagen Kritiker, wie der RUSZ Gründer Sepp Eisenriegler.

Im Jahr 2006 hat das RUSZ-Team, im Auftrag des Umweltministeriums, ein neues Gütesiegel zur Kennzeichnung langlebiger und reparaturfreundlicher Elektrogeräte erarbeitet. Kooperationspartner war das österreichische Normungsinstitut, Austrian Standards. Hierfür wurden Kriterien entwickelt, die festlegen, welche Standards Elektrogeräte hinsichtlich Haltbarkeit und Reparierbarkeit einhalten müssen. Die Kriterien wurden mittlerweile überarbeitet – die überarbeitete Fassung wurde im August 2014 veröffentlicht.

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Waschmaschinen: Aktuelle Modelle schlechter als die Vorgänger

Dieses Nachhaltigkeitssiegel dürfte den Produzenten aber bislang gleichgültig sein, wie ein Test von 28 Waschmaschinen aus dem Jahr 2015 zeigt. RUSZ Geschäftsführer Sepp Eisenriegler meint gegenüber help.ORF.at:

„Die Testergebnisse waren desaströs. Wir haben bei keiner einzigen der getesteten Waschmaschinen das Gütezeichen verleihen können. Jede einzelne Waschmaschine ist schlechter, als ihr eigenes Vorgängermodell.“

Die technische Dokumentation sei völlig unzureichend gewesen, so Eisenriegler. Darunter versteht man Informationen, die unabhängige Techniker benötigen, um eine Reparatur durchführen zu können. Ist die technische Dokumentation unvollständig, könne man das Gerät zwar reparieren, nicht aber funktionstüchtig machen, erklärt der Experte.

Stereoanlagen warten in einem Regal auf ihre Reparatur

Help.ORF.at/Paul Blaha

Reparieren zahlt sich meistens aus

Software macht Gerätereparatur wirkungslos

Das liege daran, dass unabhängigen Technikern der Zugang zur Diagnosesoftware verwehrt wird. Viele moderne Elektrogeräte sind heutzutage mit Computertechnik ausgestattet. Inklusive Software. Eine Software könne dafür sorgen, dass ein mechanisch tadelloses Gerät trotzdem nicht funktioniert. Erst müsse der Fehlercode beseitigt werden, erklärt Sepp Eisenriegler:

„Um den Fehlercode beseitigen zu können, müssen sie den Kundendienst des Herstellers informieren. Ein Servicemitarbeiter kommt mit einem Laptop, hängt sich mittels Infrarotschnittstelle an das Gerät, und drückt zwei Tasten. Der Fehlercode ist gelöscht und alles funktioniert wieder.“

Um selbst Zugang zu der Diagnosesoftware zu erhalten, müsse man Servicepartner werden, meint Eisenriegler. Damit verbunden seien Händlerschulungen, die die künftigen Servicemitarbeiter absolvieren müssten. Dies bedeute das Ende der Unabhängigkeit als Reparaturbetrieb.

Ab 2020: Europäische Norm soll geplante Obsoleszenz minimieren

Dass die ÖNORM für langlebige Produkte von internationalen Herstellern nicht beachtet wird, führt der Experte drauf zurück, dass der österreichische Markt zu unwichtig ist.

Sendungshinweis:

„Help“, das Ö1-Konsumenten- magazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Österreich 1

Das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) ist momentan dabei, eine derartige Norm für den gesamten, europäischen Markt zu erarbeiten. Das RUSZ ist an dem Projekt beteiligt Die Norm soll ab 2020 gültig sein. Sepp Eisenriegler setzt große Hoffnungen in das Vorhaben. Ab 2020 hätten internationale Händler ein Interesse daran, dass sich ihre Produkte deutlich von Wegwerfprodukten unterscheiden. Dies werde dazu führen, dass im gesamten, europäischen Wirtschaftsraum zunehmend langlebige und reparaturfreundlich konstruierte Produkte auf den Markt kommen. 2020 werde ein magisches Jahr, ist Eisenriegler überzeugt.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at