Kritik an Obst und Gemüse aus der Plastiktasse

Obst und Gemüse aus dem Supermarkt wird immer öfter vorverpackt angeboten. Plastiktassen, Folien und Co. vergrößern die Abfallberge. Doch nicht immer ist es tatsächlich im Sinn der Umwelt, auf diese Verpackungen zu verzichten.

Kunststoffverpackungen sind praktisch: Sie sollen frische Lebensmittel, wie Obst oder Gemüse vor schädlichen Einflüssen schützen. Bei der Entsorgung werden die Folien und Tassen jedoch zum Problemfall. Der deutsche Naturschutzbund hat vor kurzem eine Studie zum Einsatz von Verpackungsmaterial in Supermärkten veröffentlicht. Unser Nachbarland kommt jährlich auf mehr als 17 Millionen Tonnen Verpackungsmüll und die Tendenz ist steigend.

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Keine Verpackung ist auch keine Lösung

Werden empfindliches Obst und Gemüse lose angeboten, wird die Ware allerdings nicht nur beim Transport leichter beschädigt. Ob die Nektarine tatsächlich reif ist, stellen Konsumenten gerne durch mehr oder weniger festes Drücken fest. Bis man die Tomatenrispe der Wahl in Händen hält, wird der ganze Behälter einmal auf den Kopf gestellt.

Dass sich Verbraucher so verhalten, sei verständlich, führe aber dazu, dass sehr viel Obst und Gemüse weggeworfen werden muss, sagt Christian Pladerer vom Österreichischen Ökologie Institut. „Wenn wir über Lebensmittel reden, dann ist in erster Linie wichtig, dass das Lebensmittel geschützt wird, lange hält und nicht als Abfall anfällt“, so der Ökologe gegenüber help.ORF.at.

Da in Österreich jedes Jahr fast eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll landen, sei es wichtig, bereits im Geschäft sorgsam mit den Produkten umzugehen. „Da kann mitunter auch eine Verpackung dazu dienen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum ein bisschen verlängert wird und dass weniger Abfälle anfallen“, sagt Pladerer. Der Ökologe betont aber, dass das natürlich keine Empfehlung sei, jedes Obst und Gemüse zu verpacken.

Plastiktassen oder Plastiksackerl

Die Studie des deutschen Naturschutzbundes kritisiert eine Form der Verpackung besonders: Feste Kunststofftassen, in denen etwa Weintrauben, Beeren oder Champignons angeboten werden. Hier kommen zwischen 15 und 20 Gramm Plastik auf die Waage. Verwendet man die kleinen Säckchen, die im Supermarkt beim Obst und Gemüseregal zur Verfügung stehen, sind es nur rund 2,5 Gramm.

Aber auch hier gelte es wieder den Schutz der Ware gegen das Müllaufkommen abzuwägen, sagt Pladerer. In einigen Fällen sei die zusätzliche Verpackung auf jeden Fall absurd - wie etwa bei geschälten Bananen verpackt in Styropor und Folie.

Aufgeschnittenes Obst in Styropor

Die Bananen waren ein Einzelfall, doch andere aufgeschnittene Obstsorten wie Melonen oder Ananas findet man heute in vielen Supermärkten. Das habe auch mit der Größe der Früchte zu tun, wie die Handelskette Rewe, zu der u.a. Billa und Merkur gehören, auf Anfrage schreibt: „Bei diesen Produkten ist für viele Konsumenten ein ganzes Stück einfach zu viel und ein Teil davon würde in den Müll wandern. Um dieser Lebensmittelverschwendung entgegen zu treten werden Produkte in den Filialen portioniert.“

Auch bei Spar werden Melonen oder Kohlköpfe aus diesem Grund halbiert oder geviertelt. Noch kleinere Portionen gebe es auf Wunsch der Konsumenten, heißt es dazu von „Spar“. Das habe mit den veränderten Verzehrgewohnheiten zu tun. „Geschnittenes Obst holt man sich als Mittagessen oder als gesunden Snack zwischendurch, wenn man kein entsprechendes Schälwerkzeug zur Hand hat.“

Bio-Folien in den Hauskompost

Bei „Billa“, „Spar“ und „Hofer“ machen lose angebotenes Obst und Gemüse momentan 30 bis 40 Prozent des Sortiments aus. Das heißt der Großteil kommt vorverpackt ins Regal. Alle drei Unternehmen setzen zumindest bei der der Verpackung der Bio-Eigenmarken auf biologisch abbaubare Materialien wie Zellulose. Das schone fossile Ressourcen entlang der gesamten Produktionskette, wie „Hofer“ in einer Stellungnahme erklärt. Die Entsorgung der Zellulosefolie sei über Bio-Müll oder Hauskompost möglich.

Zur Menge des Plastikmülls in Österreich, der wegen Obst- und Gemüseverpackungen zustande kommt, gibt es keine Zahlen. Dieser Abfall kommt in den meisten Bundesländern in den Restmüll und wird verbrannt.

Frisch kaufen und Verpackung mitbringen

Wer dazu beitragen möchte, den Plastikabfall zu reduzieren, sollte sich im Supermarkt auf das lose Angebot konzentrieren oder auf den Markt gehen. Damit Obst und Gemüse nicht im Müll landen, sollte der Einkauf gut geplant und die Lebensmittel frisch konsumiert werden.

Auf Plastik- und Styroportassen kann man leicht verzichten, wenn man sich Obst und Gemüse selbst aufschneidet und keine Produkte kauft, die lange Transportwege hinter sich haben. Und im besten Fall bringt man zum Einkaufen wiederverwendbare Verpackungen und Taschen mit.

Marlene Nowotny, help.ORF.at

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