In einer groß angelegten Untersuchung wurde analysiert, wie es um grüne Werbeversprechen rund ums Thema Recycling bei Trinkwasserflaschen bestellt ist. Drei Behauptungen beziehungsweise Werbestrategien seien europaweit wiederkehrend und wurden als besonders bedenklich eingestuft, so der VKI in einer aktuellen Aussendung.
VKI: Irreführende Werbeaussagen
Die Bezeichnung „100 % recycelbar“ erwecke den Eindruck, dass die Nutzung von Einweg-Plastikflaschen unproblematisch sei, weil sie ja in den Materialkreislauf zurückgeführt würden, um daraus wieder neue Flaschen herzustellen, so der VKI. Schätzungen zufolge liege die tatsächliche Recyclingrate für PET-Flaschen in der EU aber nur bei 55 Prozent und die Wahrscheinlichkeit, dass daraus wieder eine neue Flaschen produziert würden, nur bei rund 30 Prozent.
VKI: „Zu 100 Prozent recycelt“
Die Aussage „zu 100 % recycelt“ suggeriere fälschlicherweise, dass die Plastikflaschen vollständig aus Recyclingmaterial bestehen. Tatsächlich sei es gängige Praxis, bei der Produktion neuen (nicht recycelten) Kunststoff beizumischen, um eine gleichbleibende Produktqualität zu gewährleisten. Zudem dürfen die Flaschenverschlüsse nach EU-Recht gar nicht aus Recyclingmaterial hergestellt werden. Auch die Etiketten bestünden nur selten aus recyceltem Material, argumentiert der VKI.
Symbolbilder für geschlossene Kreisläufe, grüne Markenlogos oder Bilder mit Naturmotiven werden europaweit für das Branding von Wasserflaschen verwendet. Diese Bildsprache vermittle fälschlicherweise die Anmutung von endlosen Kunststoffkreisläufen und Umweltneutralität.
„Idyllische Naturbilder sollen Müllproblem verschleiern“
In Europa werden pro Jahr und Person durchschnittlich 118 Liter Wasser aus Flaschen getrunken. 97 Prozent davon sind Plastikflaschen. Viele dieser Flaschen werden nicht recycelt. Sie verschmutzen Wälder, Flüsse und landen oft im Meer. Einweg-Plastikflaschen sind eines der größten Müllprobleme an Europas Stränden. Wer offensiv mit vereinfachenden Aussagen zum Plastikflaschen-Recycling werbe, versuche genau diese Bilder von vermüllten Stränden von den Köpfen potenzieller Kundinnen und Kunden fernzuhalten, um stattdessen zu suggerieren, dass ein unendliches Recycling von Plastikflaschen möglich oder sogar bereits Realität sei, so die Verbraucherorganisation.
Die Europäische Kommission und die Consumer Protection Cooperation (CPC) wurden aufgefordert, eine Untersuchung einzuleiten, da diese Werbebotschaften nach Ansicht der der Dachorganisation der europäischen Verbraucherschutzorganisationen BEUC (Bureau Européen des Unions de Consommateurs) nicht in Einklang mit den EU-Vorschriften zu unlauteren Geschäftspraktiken stehen, heißt es in der VKI-Aussendung.