Frisch geerntete Oliven
APA/AFP/RODGER BOSCH
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Olivenöl im Test: Qualität deutlich gesunken

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat 18 Olivenöle der höchsten Güteklasse „nativ extra“ aus heimischen Supermärkten, Diskontern und Feinkostgeschäften getestet. Die Ergebnisse waren ernüchternd: Nur zwei Erzeugnisse erhielten eine gute Bewertung, die Hälfte war enttäuschend. Im Vergleich zu den Vorjahren habe die Qualität des Olivenöls deutlich nachgelassen, so der Test.

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Olivenöl darf nur dann als „nativ extra“ verkauft werden, wenn es sensorisch einwandfrei ist. „Das Olivenöl der höchsten Güteklasse muss völlig fehlerfreie in Geruch und Geschmack sein“, so Nina Eichberger, Projektleiterin beim VKI.

Fruchtig, leicht kratzig und etwas bitter

Schmeckt Olivenöl nicht nur fruchtig, sondern auch leicht kratzig und ein bisschen bitter, ist das kein Fehler. Ganz im Gegenteil: Gutes, frisches Olivenöl hat diese Geschmacksnoten, jedoch gefällt das nicht jedem.

Der VKI ließ die Produkte deshalb sowohl von Laienverkostern als auch von Profis beurteilen. Zusätzlich gab es chemische Analysen, mit deren Hilfe die Frische und mögliche Verunreinigungen festgestellt werden können.

Diverse Flaschen mit Olivenöl
vki.at
Die Hälfte der Olivenöle schneidet enttäuschtend ab, nur zwei Produkte sind „gut“

Eigenmarken und Bioprodukte am besten

Kein einziges Produkt schaffte eine Topbewertung. Am besten schnitten noch Bioprodukte und Eigenmarken ab. Immerhin zweimal vergaben die Tester ein „Gut“, und zwar an Eigenmarken von Hofer und Spar. „Eigenmarkenprodukte, die meist günstiger sind als Markenprodukte, haben hier den Test gewonnen“, so Eichberger.

Testsieger ist das „Griechisches Olivenöl extra nativ“ der Marke Lyttos von Hofer um 9,90 Euro je Liter. Platz zwei geht an das „Griechisches natives Bio-Olivenöl extra“ der Marke Spar Natur Pur um 13,98 Euro je Liter.

„Bei der Qualität wird auch getrickst“

Sieben Produkte waren durchschnittlich, darunter auch das teuerste Öl im Test um 39,80 Euro pro Liter. „Der Preis sagt wenig über die Qualität des Öls aus.“ Für die Hälfte der Erzeugnisse gab es schlechtere Noten, sie waren entweder „wenig zufriedenstellend“ oder „nicht zufriedenstellend“.

Die chemische Analyse ergab, dass bei vier Produkten die Alterung bereits weit fortgeschritten war. Das Mindesthaltbarkeitsdatum dürfte hier ohne Qualitätseinbußen kaum erreicht werden. Die Ursache kann unter anderem eine längere oder nicht sachgemäße Lagerung sein. Bei zwei Ölen ergab sich zudem der Verdacht auf unerlaubte Wärmebehandlung mit der unerwünschte Aromakomponenten entfernt werden können.

„Leider scheuen einige Firmen offenbar nicht davor zurück, ein paar Tricks anzuwenden, um ihre Öle, die vielleicht nicht ganz der Topqualität entsprechen, etwas besser darzustellen“, so die VKI-Projektleiterin.

Durch Mineralölrückstände verunreinigt

Noch unerfreulicher waren die Ergebnisse der Schadstoffprüfung. Im Fokus standen hier die Mineralölrückstände. Acht Produkte wiesen derart hohe Anteile an Mineralölrückständen auf, dass sie letztlich nur mit „weniger zufriedenstellend“ oder „nicht zufriedenstellend“ bewertet werden konnten. „Das hat uns schon überrascht, da besteht dringender Handlungsbedarf“, so Eichberger.

Ein Produkt war im Test besonders auffällig: das „Olivenöl extra nativ aus Portugal“ der Marke Nuri um 15,98 Euro je Liter. Es fiel sowohl chemisch als auch sensorisch durch und enthielt auch sehr hohe Mineralölrückstände. Dafür gab es den letzten Platz mit null Punkten. Das Olivenöl „Kalamata PDO“ der Marke Iliada und das „Natives Olivenöl extra“ von Yörem waren ebenfalls „nicht zufriedenstellend“.

Deutlicher Preisanstieg

Die Teuerung machte auch vor Olivenöl nicht Halt. Der Durchschnittspreis liegt nun bei 12,10 Euro pro Liter, vor drei Jahren waren es noch 10,20 Euro. Und dies bei sinkender Qualität.

„Wir hätten uns ein besseres Testergebnis erwartet, doch dieser Test hat gezeigt, dass die Qualität beim Olivenöl deutlich nachgelassen hat“, so Eicherger.

Olivenöl rasch verbrauchen

Da die Angaben zum Mindesthaltbarkeitsdatum bei einigen Erzeugnissen zumindest fragwürdig waren, sollte Olivenöl nicht in zu großen Mengen gekauft und gelagert werden. „Wer die Marke öfters wechselt, kann eventuell so die Schadstoffbelastung verringern“, so Eichberger.

Auch Olivenöl der höchsten Güteklasse kann zum Kochen verwendet werden. Man sollte es jedoch nicht über den Rauchpunkt von 170 Grad hinaus erhitzen. Wird es erst nach dem Kochen beigefügt, bleibt der Geschmack erhalten.