Kabelbündel aus Glasfaser
APA/dpa-Zentralbild/Jan Woitas
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Glasfaserausbau

Breitbandzugang für Mehrparteienhäuser

In Städten wie Wien und Graz erhalten Hausverwaltungen, beziehungsweise Hauseigentümerinnen und -eigentümer Angebote, ihre Mehrparteienhäuser an das Glasfasernetz anzuschließen, und zwar kostenfrei. Für die Mieterinnen und Mieter bedeutet das, Zugang zu schnellem Breitbandinternet zu bekommen – in vielen Fällen jedoch nur von einem Internetanbieter.

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Österreich hinkt beim Ausbau des Glasfaser- bzw. Breitbandnetztes hinterher. Was den Zugang zu den besten Datenübertragungsraten betrifft, liegt Österreich im EU-Vergleich am drittletzten Platz. Doch der Ausbau läuft, auch in den Städten. Insgesamt wollen Unternehmen wie A1, Magenta, die Allianz-Tochter österreichische Glasfaserinfrastrukturgesellschaft oder Speedconnect um die sechs Milliarden investieren. Dabei geht es nicht nur um Regionen, die bis dato von mobilem Internet abhängig sind, sondern auch um Städte wie Wien und Graz.

Alte und neue Kabel

Hausverwaltungen und Hausbesitzer von Mehrparteienhäusern bekommen Angebote, der Liegenschaft und den darin befindlichen Wohnungen Zugang zum Breitbandinternet und damit zu höheren Datenübertragungsraten zu verschaffen. Aus Sicht der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) sei das eine wünschenswerte Entwicklung, Denn es handle sich um ein erklärtes Infrastrukturziel, sagt Gregor Goldbacher von der RTR.

Die alten Kupferkabel gerieten bei ständig steigendem Datenverkehr an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Glasfaser-Technologie sorge für höhere Übertragungsraten, so Goldbacher. Gerade in Städten werden alte und neue Technologien typischer Weise miteinander kombiniert. Leitungen werden etwa bis zum Hauptverteiler über Glasfaser errichtet, auf dem letzten Stück zum Wohnhaus und dann zu den Wohnungen kommen bestehende Kupfer- oder Koaxialkabel zum Einsatz. Das ankommende optische Lichtsignal der Glasfaserkabel wird in Verteilerkästen in ein elektrisches Signal umgewandelt und weitergeleitet.

Angebote für kostenfreien Anschluss

Internetanbieter können anbieten, diese Anschlüsse kostenfrei einzurichten. „Wenn diese Leitungen unterputz gelegt werden müssen, sofern mit dem Hauseigentümer vereinbart, kann es natürlich auch zu Stemmarbeiten kommen, oder zu Malarbeiten“, sagt Goldbacher. Das könne einen gewissen Aufwand mit sich bringen. Teilweise könnten auch bestehende Infrastrukturen, wie vorhandene Kabelkanäle für die Zuleitungen genützt werden, ergänzt Goldbacher.

Sofern vertraglich vereinbart sollten hier aber keine Kosten für die Hausbesitzer entstehen. Internetanbieter wie A1 oder Magenta machen hier Angebote, alle für die Zuleitung entstehenden Kosten zu übernehmen. In den Wohnungen selbst sei das Internet wie bisher über Modem und Router nutzbar.

Exklusives Nutzungsrecht für Anbieter

Der Anbieter, der diesen kostenfreien Ausbau vornimmt, hat dann ein exklusives Nutzungsrecht. Das heißt die Mieterinnen und Mieter einer Liegenschaft, können Breitbandinternet dann nur über diesen Anbieter beziehen. Und hier könne es auch zu Preissteigerungen kommen, sagt Goldbacher. „Hier kann es zu leichten Preiserhöhungen kommen, weil ja auch der Wettbewerb wegfällt“, so Goldbacher weiter. In den meisten Fällen werde ein solches Angebot jedoch die einzige Möglichkeit sein, ein Mehrparteienhaus an das Glasfasernetz anzuschließen. Aus Sicht der RTR sei es sehr unwahrscheinlich, dass zwei oder mehrere Internetanbieter das Glasfasernetz an demselben Standort ausbauen.

Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer können das Angebot, eine Liegenschaft kostenfrei an das Netz eines Internetanbieters anzuschließen, ablehnen. Netzbetreiber haben in Österreich allerdings die Möglichkeit, Leitungsrechte juristisch zu erzwingen. Umgekehrt haben Hauseigentümerinnen und -eigentümer bzw. Mieterinnen und Mieter nicht die Möglichkeit, Zugang zum Breitbandinternet einzufordern. Die Entscheidung, ein Haus kostenfrei anzuschließen, liegt bei den Internetanbietern.

Besprechung an Ort und Stelle

Solche Angebote ergehen derzeit etwa vom Unternehmen Magenta an Hausbesitzer in Wien und Graz. Auf Nachfrage bei Magenta heißt es, dass der Anschluss an das Glasfasernetz des Unternehmens vollkommen kostenfrei erfolgt. Bei einer Begehung werde entschieden, ob Glasfaser bis in die Wohnung gelegt werden kann oder ein Koaxialkabel verlegt werde. Dabei würden auch alle baulichen Maßnahmen geklärt, der ursprüngliche Zustand würde in jedem Fall wieder hergestellt.

Und ob an dem Standort dann auch Internet über einen anderen Anbieter bezogen werden könne, sei von Fall zu Fall unterschiedlich. Man arbeite österreichweit mit anderen Unternehmen beim Breitbandausbau zusammen – gebe es eine Kooperation, könnten auch andere Provider Angebote machen.