gelbe Fisolen
Karin Fischer, help.ORF.at
Karin Fischer, help.ORF.at

Selbstversorgergärten: Tipps für den Einstieg

Angesichts immer höherer Preise im Supermarkt spielen manche Menschen mit dem Gedanken, sich rund ums Jahr mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten zu versorgen. Ob sich der Aufwand lohnt, hängt von vielen Faktoren ab. Eine gut durchdachte Planung und passende Pflanzen erleichtern den Einstieg. Anfängerinnen und Anfänger sollten sich nicht zu viel auf einmal vornehmen.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Wer sich teilweise oder sogar komplett mit Hilfe seines Gartens versorgen will, muss einiges beachten, wenn die Ernte reich ausfallen soll. Das beginnt schon bei der Auswahl des passenden Standorts. Dieser sollte leicht erreichbar sein, am besten nicht weiter als zwei Kilometer vom Wohnort entfernt.

Wasserversorgung sicherstellen

„Bei der Wahl des Grundstücks stellt sich zuallererst die Frage nach der Wasserversorgung“, so Mara Müller, Umweltbildnerin und Gärtnerin beim Verein Arche Noah. Gerade in trockenen Sommern brauchen die Pflanzen ausreichend Wasser.

Zum Gießen genügt schon eine Regentonne, in der sich das Wasser sammeln kann. Pflanzen lieben Regenwasser.

Schrebergärten
Karin Fischer/help.ORF.at
Verpachtete Parzellen in einem Schweizer Kleingartenverein

Bodenbeschaffenheit prüfen

Ideal ist ein Gartenboden mit einem hohen Humusanteil. Wie der Boden beschaffen ist, lässt sich anhand einer Bodenprobe feststellen. Dazu nimmt man ein wenig Erde in die Hand, befeuchtet sie und rollt sie auf der Handfläche. „Lehmige Erde lässt sich gut dünn ausrollen, sandige Erde zerfällt“, so Müller.

Lehmiger Boden kann das Wasser besser halten, ist aber nicht so gut durchlüftet. Sandiger Boden hält das Wasser nicht so gut, ist dafür aber gut durchlüftet. Beides hat Vor- und Nachteile. Wurzelgemüse wie Karotten mögen zum Beispiel lieber sandige Böden.

Pflegeleichte Sorten für den Anfang

Bei der Auswahl der Pflanzen hilft die Frage nach den eigenen Vorlieben: Was schmeckt mir? Was esse ich gerne? Müller rät, sich bei Gartennachbarn zu erkundigen, was diese anbauen. Eventuell gibt es dann die Möglichkeit, diverse Sorten auch zu verkosten.

Kohlrabi im Hochbeet
Karin Fischer, help.ORF.at
Kohlrabi sind einfach anzubauen und können bald geerntet werden

Für den Einstieg eignen sich Pflanzen, die leicht zu handhaben sind und öfter beerntet werden können wie zum Beispiel Pflücksalate, Zucchini und Tomaten. Kohlrabi, Porree, Bohnen und diverse Kräuter sind ebenfalls einfach anzubauen.

Größere Sortenvielfalt mit eigener Anzucht

Man kann Jungpflanzen kaufen oder die Pflanzen selbst aus Samen ziehen. Jungpflanzen sind robuster und haben einen Entwicklungsvorsprung. Die Anzucht aus Samen ist aufwendiger, dafür kostengünstiger. Und die Auswahl an Sorten ist um ein Vielfaches größer. Es können Sorten angebaut werden, die im Handel meist gar nicht erhältlich sind, wie zum Beispiel die sehr schmackhaften, echten Ochsenherzparadeiser.

„Ochsenherzparadeiser haben eine so dünne Schale und sind so druckempfindlich, dass sie fast nicht mehr im Regal zu finden sind, weil sie ganz schlecht transportiert werden können“, so Müller. Im eigenen Garten lassen sich die verschwundenen Raritäten wieder zurückholen.

Tomaten, Paprika und Chili
Karin Fischer, help.ORF.at
Bunte Sortenvielfalt aus dem eigenen Garten

Spalierobst braucht wenig Platz

Obst wie Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Ribisel sind einfach zu pflegen und sollten in keinem Selbstversorgergarten fehlen.

Apfelbäume und andere Obstbäume benötigen viel Platz. Spalierobst ist eine Lösung für alle Hobbygärtnerinnen, die wenig freie Fläche zur Verfügung haben. Diese Obstbäume sind auf einer Unterlage veredelt, die klein bleibt. Sie tragen früher, sind allerdings nicht so langlebig.

Klein anfangen, schrittweise vergrößern

Wie groß ein Selbstversorgergarten sein soll, lässt sich nicht so einfach sagen. Es hängt davon ab, wie viele Personen versorgt werden sollen. Empfohlen werden zwischen 40 und 100 Quadratmeter pro Person. „Ich rate, klein anzufangen und den Speiseplan zunächst mit zwei, drei Sorten selbst gezogenem Obst und Gemüse zu ergänzen“, so Müller. Das geht auch auf Terrasse und Balkon.

Wer noch nie gegartelt hat, sollte sich nicht gleich den großen Schritt zur kompletten Selbstversorgung vornehmen. „Lieber langsam anfangen, reinwachsen und sich nicht überfordern.“

Eine Stunde Gartenarbeit pro Tag einplanen

Was häufig unterschätzt wird, ist der Zeitaufwand. Täglich oder zumindest mehrmals die Woche eine Stunde sollte man einplanen. Bei Trockenheit dauert allein das Gießen lange. Und gerade in der Urlaubszeit ist meist viel zu tun im Garten.

Nicht jeder und jede kann oder möchte gleich in ein eigenes Grundstück investieren. Hier gibt es die Möglichkeit, auf Selbsterntefeldern und in Mietgärten auszuprobieren, ob die Arbeit Freude macht. Selbst wenn manches nicht auf Anhieb klappt – im nächsten Gartenjahr kann wieder Neues angebaut werden.