Ein Zeck läuft über menschliche Haut
Getty Images/Rbkomar
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Drehen oder ziehen? Zecken richtig entfernen

Die Zecken sind wieder unterwegs. Mit passender Kleidung und Insektensprays kann man sich die lästigen Parasiten einigermaßen vom Leib halten. Sticht die Zecke doch einmal zu, sollte sie möglichst rasch entfernt werden. Drehen, rütteln oder einfach nur herausziehen – wie man die Zecke am einfachsten aus der Haut bekommt, erklärt Georg Duscher von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

In Österreich gibt es eine Handvoll Zeckenarten, die mit 95 Prozent am häufigsten vorkommende Art ist der gemeine Holzbock. Auf der Suche nach einem Wirt lauert der Parasit in 50 Zentimeter bis einem Meter Höhe im Gras und Buschwerk.

Gemeiner Holzbock lässt sich abstreifen

Kommt ein Tier oder Mensch vorbei und streift das Gebüsch, klammert sich der Parasit fest. Durch Gewand können Zecken nicht stechen. Aber sie halten sich daran fest und krabbeln weiter zu einer geeigneten, gut durchbluteten Stelle auf der Haut. Springen oder sich von Bäumen fallen lassen können Zecken nicht, notwendig ist ein direkter Kontakt.

Zecke ritzt erst Haut auf und sticht dann zu

Zecken verfügen über scharfkantige Mundwerkzeuge und einen Stechrüssel, das so genannte Hypostom. Doch beißen oder stechen sie?

„Eigentlich heißt es Zeckenstich, weil die Zecken erst mit ihrem kleinen Mundwerkzeug die Haut aufritzen und dann den mit Widerhaken versehenen Stechrüssel einstechen“, so Georg Duscher von der AGES. „In letzter Zeit wird aber immer mehr der Begriff Zeckenbiss verwendet, das leitet sich aus dem Englischen ab. Aber korrekterweise wäre es im Deutschen eigentlich Zeckenstich.“

Die AGES hierzulande die Verbreitung von Zecken und forscht zu neu eingewanderten Zeckenarten sowie zu Krankheitserregern, die durch Zecken übertragen werden.

Schnelle Entfernung kann Borrelien-Infektion verhindern

Mit dem Einstich kann die Zecke auch gefährliche Krankheitserreger übertragen. Während FSME-Viren (Frühsommer-Meningoenzephalitis) sofort mit dem Stich in den Körper gelangen, dauert es bei Borrelien mehrere Stunden bis die Erreger übertragen werden. Eine rasche Zecken-Entfernung kann also eine Infektion mit Lyme-Borreliose verhindern, an der allein hierzulande jährlich bis zu 70.000 Menschen erkranken.

Kein Öl oder Klebstoff auf den Zeck

Hat man die Zecke entdeckt, sollte man sie auf keinen Fall, wie früher oft empfohlen, mit Öl oder Klebstoff beträufeln, um sie vorgeblich zu ersticken. „Das Ersticken von Zecken ist ein sehr langwieriger Prozess. Die Zecken können unter Wasser zwei bis drei Wochen überleben“, so Duscher.

Um die Zecke rauszuziehen, kann man entweder eine Pinzette, spezielle Zeckenhaken oder -karten oder unterwegs auch einfach die Finger verwenden. Wichtig ist nur, dass man dabei nicht mit ihren Körperflüssigkeiten in Berührung kommt. Ein Zerstören oder Zerquetschen der Zecke beim Rausziehen sollte also vermieden werden.

Eine Zecke („Gemeiner Holzbock“) saugt in menschlicher Haut
IMAGO/blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecker

„Ziehen oder Drehen, das ist im Prinzip egal“

Die Debatte, ob Rausdrehen oder Rausziehen zum Erfolg führt, sieht Windhager von der AGES gelassen. „Ziehen oder Drehen, das ist im Prinzip egal, wichtig ist nur, dass die Zecke so rasch wie möglich entfernt wird“, so Duscher. Beide Methoden führten zum Ziel. Wichtig sei nur, den Zeckenkörper dabei nicht zu zerstören, weil sich dann die Erreger in die Wunde ergießen.

Ein leichtes Drehen oder auch sanftes Hin- und Herbewegen beim Rausziehen, könne aber durchaus dabei helfen, dass sich die Widerhaken besser lösen. Nach dem Entfernen sollte man die Stichstelle desinfizieren.

Reißt die Zecke ab, macht das nichts

Reißt die Zecke beim Rausziehen ab, muss man sich keine Sorgen machen. Bei dem rausgerissenen Teil, zu sehen meist als schwarzer Punkt in der Haut, handelt es um das Mundwerkzeug der Zecke. Es enthält keine Erreger und wird in der Regel vom Körper von alleine wieder abgestoßen.

Töten oder in Klebeband fixieren und wegwerfen

Ist die Zecke entfernt, muss man sie noch entsorgen. Das Hinunterspülen im Klo ist keine Option, da sie dort überleben und unter Umständen sogar wieder herausklettern und erneut zustechen könnte. Auch mit den Fingern zerdrücken sollte man die Zecke nicht, da man sonst mit dem Sekret in Berührung kommt. Eine Möglichkeit ist es, die Zecke in ein zusammengefaltetes Papier einzuklappen und dann mit einen Glas fest drüberzufahren und sie so zu zerquetschen.

Verbrennen ist ebenfalls eine Option und auch das Übergießen mit mindestens 40 prozentigem Alkohol überleben Zecken nicht. Eine weitere Möglichkeit ist es, den Blutsauger zwischen zwei Klebestreifen zu fixieren, so dass er nicht entkommen kann, und dann im Hausmüll zu entsorgen.

Tropische Riesenzecke erkennbar an gestreiften Beinen

In Zukunft muss man sich hierzulande wohl auf noch weit größere Zecken gefasst machen. „Wir beobachten derzeit das Auftreten einer neuen Zeckengattung, der sogenannten tropische Riesenzecke, die mit Zugvögeln eingeschleppt wird“, so Duscher von der AGES.

Ein tropischer Riesenzeck (Hyalomma)auf einer Pinzette
picturedesk.com/dpa/Marijan Murat

Erstmals 2018 in Österreich und anderen Ländern Europas aufgetreten, werden seither jedes Jahr ein bis drei tropische Riesenzecken in Österreich entdeckt. Heuer wurde bereits Ende Jänner ein Exemplar in Vorarlberg gefunden. Gut erkennbar ist sie an ihren gestreiften Beinen.

Ist vollgesogen 2,5 Zentimeter groß

Während der gemeine Holzbock 3 bis 4 Millimeter misst, bringt es die Riesenzecke auf 4 bis 6 Millimeter, vollgesogen sogar auf 2,5 Zentimeter Größe. „Ja die Zecken sind um einiges größer. Das ist die gute Nachricht, man sieht sie dann leichter,“ so Duscher.

Die schlechte Nachricht sei, dass sie auch andere, sehr gefährliche Erreger wie das das Fleckfieber oder auch das Krim-Kongo-Fieber übertragen können. Noch hatte aber keine in Österreich untersuchte Riesenzecke einen dieser Erreger in sich.

Riesenzecke geht aktiv auf Jagd und verfolgt ihre Opfer

Und es gibt eine weitere schlechte Nachricht. „Die tropische Riesenzecke geht aktiv auf Jagd, sie hat Augen und verfolgt einen auch. Das ist eine ganz andere Jagdstrategie und eine ganz andere Wirtsfindung, als beim gemeinen Holzbock“, so Duscher.

Bis zu neun Meter weit können die Parasiten ihr Opfer wahrnehmen und dieses wenn nötig auch über hundert Meter verfolgen. Dank ihrer vergleichsweise langen Beine sind sie dabei durchaus flott unterwegs.

Tropische Zeckenfunde an AGES melden

Um die Tropische Zeckenpopulation hierzulande im Auge zu behalten, bittet die AGES um die Unterstützung der Bevölkerung.

„Wenn jemand eine Zecke sieht, die sehr groß ist, die lange gestreifte Beine hat, dann bitte ein Foto davon machen, an die E-Mail-Adresse zecken@ages.at schicken und die Zecke sicher verwahren“, so Duscher. „Dann können wir die Verbreitung besser beobachten und die Zecken gegebenenfalls auch auf Krankheitserreger untersuchen.“