Mistkübel mit Lebensmitteln
APA/dpa-Zentralbild
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Wie man Lebensmittelverschwendung vorbeugen kann

Jedes Jahr landen in Österreich rund eine Million Tonnen genießbare Lebensmittel im Müll, der größte Teil dieses Abfallberges stammt von den Haushalten. Viele Produkte sind etwa länger schmackhaft und genießbar, als mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben. Doch es gibt auch Hinweise, wann Lebensmittel unbedingt in den Abfall sollten.

Bei der Produktion, beim Transport, im Handel und in den Haushalten fallen Lebensmittelabfälle an – würden diese genießbaren Lebensmittel auf einen Haufen geworfen, käme in Österreich jedes Jahr ein Berg mit einem Gewicht von einer Million Tonnen zustande. Diese Lebensmittelverschwendung ist angesichts 800 Millionen hungernder Menschen auf der Welt ein großes ethisches Problem. Hinzu kommt die massive Klimabelastung durch die Ressourcenverschwendung und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen.

Einkauf besser planen

Die Europäische Union hat ihren Mitgliedsstaaten das Ziel gesetzt, vermeidbare Lebensmittelabfälle bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Soll das gelingen, müssen auch Konsumentinnen und Konsumenten dazu beitragen, die in Österreich den größten Anteil bei Lebensmittelabfällen haben. Es beginnt mit dem Einkauf: Daheim sollte man sich einen Überblick über die vorhandenen Lebensmittel verschaffen, eine Einkaufsliste schreiben und im Idealfall nicht hungrig einkaufen gehen, denn auch das führt bekanntermaßen dazu, zu viel vom Falschen zu kaufen.

Sonderangebote wie drei Produkte zum Preis von einem, sollte man nur in Anspruch nehmen, wenn sie tatsächlich gebraucht werden, denn im Mistkübel löst sich der Rabatt dann sowieso in Luft auf. Und wer weiß, dass ein frisches Produkt, Joghurt zum Beispiel, oder Fleisch, am selben Tag gegessen werden wird, könne auch im Supermarkt dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel im Müll landen, sagt Gabriele Homolka von der Umweltberatung. Hier sollte man nicht zu Produkten mit der längsten Haltbarkeit greifen, sondern solche kaufen, die am selben oder nächsten Tag ablaufen.

Viele Produkte sind länger genießbar

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist oft in der Kritik. Denn es handelt sich nicht um ein Ablaufdatum, vielmehr um eine Frischegarantie. Über die Länge der Mindesthaltbarkeitsdaten entscheiden Hersteller, teilweise unter Mitsprache des Handels. Sie wird oft kürzer angesetzt als notwendig, um sich beispielsweise vor Haftungsfragen zu schützen.

Viele Lebensmittel sind auch nach Ablauf noch einwandfrei, sofern sie richtig gelagert werden bzw. verschlossen bleiben. Die Umweltberatung empfiehlt daher, vor dem Gang zum Mistkübel die eigenen Sinne einzusetzen. „Sehen, riechen, schmecken, so sollte man sich herantasten“, sagt Homolka. Bei einem Joghurt solle man etwa die Oberfläche kontrollieren, ob die glatt sei. Dann am Prdoukt riechen. Und wenn auch der Geruch einwandfrei ist, kosten,

Logistik im Kühlschrank beachten

Was beispielsweise frische Eier betrifft, gab es Ende des vergangenen Jahres eine Neuerung. Auf Antrag der Grünen hat die Europäische Kommission die Mindesthaltbarkeit verlängert. Eier dürfen nicht mehr nur 21 Tage, sondern 28 Tage lang verkauft werden. Und die EU plant auch bei sehr lange haltbaren Produkten wie Reis oder Gewürzen das Mindesthaltbarkeitsdatum um einen Hinweis zu ergänzen, dass die Produkte länger genießbar sind.

Auch für Gabriele Homolka spricht nichts dagegen, diese Produkte auch noch sehr lang nach dem Einkauf zu verkochen und zu essen. Insgesamt empfiehlt sie jedoch, die Logistik in Speisekammer, Küchenkasten und Kühlschrank im Blick zu behalten. Auch hier gelte das Prinzip „First in, first out“. „Man sollte darauf achten, dass man die älteren Sachen nach vorne bringt und das Frische eher für später aufhebt“, so Homolka.

Was unbedingt in den Müll muss

Auch Konserven zählen zu den Produkten, die im Normalfall sehr viel länger haltbar sind, als auf der Verpackung angegeben. Vorsicht gilt jedoch bei aufgeblähten Dosen oder Deckeln. Die sollten unbedingt im Abfall landen, sagt Doris Marko, Vorständin des Instituts für Lebensmittelchemie und Toxikologie an der Universität Wien. „Dort können sich sogenannte Clostridien bilden, die ein starkes Gift produzieren“, sagt Marko.

Sollte man eine Dose in die Hand bekommen, die statt einen gewissen Unterdruck zu haben, einen Überdruck entwickelt, eine sogenannte Bombage, sei ein gutes Zeichen dafür, dass hier sich Organismen entwickelt haben, die Giftstoffe produzieren, erklärt Marko weiter. Bei Schimmelbildung, etwa auf Obst und Gemüse, hänge es zwar vom Pilz ab, ob gesundheitsgefährdende Giftstoffe entstehen, man müsse jedoch kein unnötiges Risiko eingehen, sagt Marko. In wasserreichem Obst, wie Erdbeeren, in Milchprodukten, Marmelade oder Apfelmus oder Kompotten können sich Schimmel und etwaige Giftstoffe schnell ausbreiten.

Was gerettet werden kann

Die Stelle ausschneiden, den Schimmel abheben, Kochen oder Einfrieren helfen hier nicht. „Jeder, der schon einmal aus Versehen in eine angeschimmelte Erdbeere gebissen hat, weiß, dass sich das Aroma der ganzen Frucht verändert“, so Marko. Das sei eben ein Hinweis dafür, dass sich Stoffe über die ganze Frucht verteilen. Auch schimmliges Brot sollte im Müll landen, da die Schimmelfäden das Brot leicht durchwandern können.

Handelt es sich nur um eine kleine braune Stelle auf einem Stück Obst oder Gemüse, kann die, sofern der Geschmack und Geruch in Ordnung sind, weggeschnitten werden. Hat das Produkt einen geringen Wasseranteil, wie Karotten oder Hartkäse, kann auch eine kleine Schimmelstelle großzügig entfernt werden. Der Rest sollte vom Schimmel verschont geblieben sein. Wer auf diese Weise viele kleine Reste erhält und nicht weiß, was daraus gekocht werden kann, findet auf der Webseite der Umweltberatung zahlreiche Rezepte zum Kochen mit Resten.