verschmutzter Backofen
Stiftung Warentest
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Backöfen mit Pyrolyse enttäuschen im Test

Backöfen besitzen immer öfter eine Selbstreinigungsfunktion, auch Pyrolyse genannt. Durch sehr hohe Temperaturen im Innenraum sollen eingebrannte Essensreste gelöst werden, sodass sie sich danach einfach wegwischen lassen. Das verspricht zumindest die Werbung. In der Praxis sieht es häufig anders aus, wie die deutsche Stiftung Warentest erhob.

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Was beim Kochen als Missgeschick passiert, machte die Stiftung Warentest absichtlich: Eine richtige Sauerei im Backrohr. Elf Modelle mit Pyrolyse-Funktion wurden mit Kuchenteig, Bratensoße und Marmelade verschmutzt, das Ganze dann bei 200 Grad zwei Stunden lang richtig eingebrannt. Mithilfe der Pyrolyse sollte sich das Backrohr anschließend quasi von selbst wieder reinigen.

Trotz Pyrolyse viel Schmutz im Backrohr

Bei der Pyrolyse heizt der Ofen im Innern auf Temperaturen von bis zu 500 Grad auf. Die Anbieter werben damit, dass bei diesen hohen Temperaturen sämtlicher Schmutz praktisch zu Asche zerfällt und hinterher höchstens noch mit einem feuchten Tuch ausgewischt werden muss.

„Das klingt komfortabel, doch das Ergebnis unseres Tests war leider recht ernüchternd“, so Stephan Scherfenberg, Redakteur bei der Stiftung Warentest. Bei den allermeisten Geräten blieb nach der Pyrolyse noch sehr viel Schmutz übrig.

verschmutzter Backofen
Stiftung Warentest
Am manuellen Putzen des Backrohrs kommt man in den seltensten Fällen herum

Hersteller empfehlen Vorreinigung per Hand

Dazu kommt: Alle Anbieter empfehlen, das Backrohr vorher händisch mit Schwamm, Spülmittel und teilweise auch mit Backofenspray zu reinigen. „Es ist nicht der Selbstläufer, den die Werbung suggeriert“, so Scherfenberg.

Am besten funktionierte die Pyrolyse bei zwei Backöfen von AEG (BPS33102ZM, 560 Euro und BPK742280B, 1.080 Euro) und dem Modell EBPX946610S von Amica (575 Euro), aber erst nachdem händisch vorgeputzt wurde. Und auch dann waren nicht alle Spuren beseitigt. Diese drei Geräte schnitten insgesamt wegen Schwächen bei der Sicherheit aber nur mittelmäßig ab.

Verbrennungsgefahr durch heiße Türen

Bei sechs Backöfen wurde die Türe bei der Reinigung mit Pyrolyse außen so heiß, dass man sich daran verbrennen könnte. Beim Backrohr BBIM12309XPE von Beko (465 Euro) fehlte auch noch ein Warnhinweis, dieses Produkt fiel deshalb im Test durch.

Die Reinigung mit dem Spezialprogramm kostet bei allen Modellen Zeit und Geld. 1 Euro 50 bis drei Euro muss man für das stundenlange Aufheizen auf fast 500 Grad pro Durchgang rechnen.

Testsieger von Bosch, Constructa und Siemens

Abgesehen von der Pyrolyse-Funktion – Backen und Grillen können alle Geräte mehr oder weniger zuverlässig. Ein „Sehr gut“ gab es im Test nicht, drei Modelle waren „gut“, sieben „befriedigend“ und eines „mangelhaft“.

Backofen von Bosch, Constructa und Siemens
test.de (Montage)
Diese Modelle von Bosch, Constructa und Siemens sind Testsieger

Empfehlenswert sind drei Geräte mit gleicher Punktezahlt im Test: die Modelle HBG579BSO von Bosch (700 Euro), CF4M98062 von Constructa (705 Euro) und HB578ABSO von Siemens (690 Euro). „Sie haben gut gebacken, sind sicher und man muss keine Angst vor heißen Türen haben“, so Scherfenberg.

Preisleistungssieger von Gorenje

Backöfen mit Pyrolyse-Funktion sind generell teurer als solche ohne. Das billigste Gerät im Test kostet 465 Euro, das teuerste 1.080. Die Stiftung Warentest empfiehlt, hier nicht allzu billig zu kaufen.

Preisleistungssieger ist ein Gerät von Gorenje (BPS6737 E14BG) um 490 Euro. „Das Modell bäckt auch noch gut, schneidet aber bei der Reinigung mittels Pyrolyse nicht ganz so gut ab“, so Scherfenberg.

Energiesparprogramme bringen wenig

Alle Backöfen verfügen über ein Energiesparprogramm. Laut Stiftung Warentest bringen diese Programme aber kaum etwas. Beim Garen von Schweinsbraten zum Beispiel betrug die Ersparnis im Durchschnitt weniger als einen Cent.

Eines der teureren Geräte im Test (Samsung NV75N5671RS/EG, 820 Euro) ist mit einer geteilten Türe und einem geteilten Garraum ausgestattet. Auch das soll Energie sparen. „Bis sich der hohe Kaufpreis wieder amortisiert hat, müsste man schon sehr viele Muffins backen“, so Scherfenberg. Andere Extras wie ein eingebautes Bratenthermometer seien hingegen durchaus sinnvoll.

Backöfen ohne Pyrolyse erste Wahl

Um gute Backergebnisse zu erzielen, müsse es nicht ein teures Markengerät sein, so das Fazit der Stiftung Warentest. War das Ergebnis beim Backen einmal nicht so gelungen, könne man es mit einem anderen Heizprogramm probieren.

„Ich würde empfehlen, auf das Spezialprogramm zu verzichten und ein günstiges Gerät ohne Pyrolyse zu kaufen“, so Scherfenberg. Mit Hilfe von hohen Gefäßen und Backpapier lässt sich vermeiden, dass das Backrohr stark verschmutzt. „Geht doch einmal etwas daneben, sollte es möglichst bald weggewischt werden, damit sich der Schmutz nicht so fest einbrennen kann.“ Das erleichtert dann die Reinigung.