Fahrradständer
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser

Fahrradschlösser im Test: Guter Schutz ab 50 Euro

Über 50 Fahrräder werden jeden Tag in Österreich als gestohlen gemeldet. Ein gutes Schloss kann vor Diebstahl schützen. Die deutsche Stiftung Warentest hat 24 Fahrradschlösser der Marken Abus, Axa, Kryptonite und Trelock getestet. Testsieger wurde ein Kettenschloss um 50 Euro. Drei Modelle waren schnell knackbar und fielen durch.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Die Hersteller stufen ihre Schlösser in verschiedene Sicherheitsklassen ein. Im Test konkurrierten zwölf Schlösser mittlerer Schutzklasse mit zwölf Modellen mit hohem Sicherheitslevel.

„Leider sind die Sicherheitslevels nicht standardisiert“, so Nico Langenbeck von der Stiftung Warentest. „Jeder kocht hier sein eigenes Süppchen. Das macht einen Vergleich zwischen verschiedenen Herstellern unmöglich.“ Manche Sicherheitsskalen hätten 15 Stufen, andere zehn, wiederum andere nur sechs.

Ketten-, Bügel- und Faltschlösser

Die überprüften Produkte teilten sich in Ketten-, Bügel- und Faltschlösser auf. Die beliebten Spiralkabel sind allesamt als „nicht sicher“ einzustufen und wurden daher nicht getestet.

Kettenschlösser sind sehr robust und lassen sich aufgrund ihrer Länge sehr flexibel anbringen. Ein Nachteil ist aber das teils sehr hohe Gewicht der Kettenschlösser. Das schwerste Modell im Test brachte 4,6 Kilo auf die Waage.

Faltschlösser werden wie ein Zollstock aufgeklappt, wiegen mit einem halben bis circa eineinhalb Kilo deutlich weniger, sind sehr handlich und lassen sich dank mitgelieferter Halterung auch gut am Rahmen befestigen – sie schützen aber oft nicht so gut wie andere Bauarten.

Aufbrechversuche mit Bolzenschneider und Dietrichen

Bügelschlösser sind zwar relativ leicht und auch sehr aufbruchsicher, durch ihre vorgegebene Form sind die Möglichkeiten es anzubringen aber recht begrenzt.

Im Labor wurden die Schlösser auf ihre Schneid-, Zug- und Schlagfestigkeit überprüft, im Praxistest versuchten Experten sie mit feinen Haken und Dietrichen sowie mittels Bolzenschneider und Säge zu knacken.

Die Besten im Test

Das 4,6-Kilo-Schwergewicht „Kryptonite New York Fahgettaboudit 1410“ (knapp 115 Euro im Onlinehandel), erwies sich zwar neben dem Bügelschloss „Kryptonite New York M18-WL“ (ca. 131 Euro) mit 2,6 Kilogramm als das sicherste Schloss im Test, den Gesamtsieg konnte aber ein leichteres und deutlich günstigeres Produkt einheimsen: Das Modell „Kryptonite Keeper 785“, ebenfalls ein Kettenschloss. Es wiegt 1,3 Kilogramm und ist derzeit ab circa 50 Euro online zu haben.

Viele weitere Modelle waren ebenfalls gut. Insgesamt konnten die Tester 14 der 24 Schlösser empfehlen, darunter das Bügelschloss Abus Granit Xplus 540 (ab 80 Euro), sowie die Faltschlösser Abus Bordo Granit 6500K/90 (ab 115 Euro), Axa Fold Ultra 90 (ab 78 Euro) und Kryptonite Evolution 790 (ab 87 Euro).

Sechs Schlösser fielen durch

Drei Schlösser, das Faltmodell ABUS Bordo Lite 6055/85 und die zwei Kettenmodelle Trelok BC 380 und Axa Clinch 85, fielen im Test durch. Sie ließen sich schnell mit verschiedenen Werkzeugen knacken.

Drei weitere Schlösser (Abus Granit City Chain Xplus, Abus Steel-O-Chain 8807K und Axa Newton Pro 119) wurden aufgrund problematischer Schadstoffe abgewertet. Sie enthielten Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, die als krebsauslösend und erbgutverändernd, bzw. Weichmacher, die im Verdacht stehen, das menschliche Hormonsystem negativ zu beeinflussen.

Am besten mit zwei verschiedenen Schlössern absichern

Um das Risiko des Fahrraddiebstahls zu minimieren, rät Langenbeck von der Stiftung Warentest das Gefährt am besten mit gleich zwei Schlössern abzusichern: Eines, um den Rahmen an einem Fahrradständer oder anderem fest verankerten Pfosten anzuketten, und eines, um das Vorderrad am Rahmen zu sichern.

Dabei sollten am besten zwei verschiedene Schlossarten wie Falt- und Bügelschloss verwendet werden, weil Diebe oft nur auf eine Bauart spezialisiert sind.

Schließkörper alle zwei Monate einsprühen

Und auch Fahrradschlösser brauchen Pflege. „Insbesondere die feine Mechanik in den Schließkörpern der Fahrradschlösser sollten alle zwei Monate gepflegt werden,“ so Langenbeck. Dafür kann man entweder zu den Mitteln der Hersteller greifen oder auch herkömmliche Universalschloss- oder Schließzylindersprays aus dem Baumarkt benutzen.