Magenta-Fahnen vor dem T-Mobile Austria Hauptgebäude in Wien
APA/Robert Jaeger
APA/Robert Jaeger

Magenta tauscht TV-Boxen: Was auf Kunden zukommt

40.000 Kabel-TV-Kundinnen und -Kunden in Österreich erhalten dieser Tage ein Paket von Magenta. Darin wird eine neue TV-Box geliefert. Neben dem klassischen Kabelfernsehen ist dann auch das Streaming via Internet möglich. Für die Kundinnen und Kunden ist die Umstellung mit einigem Aufwand verbunden. Sie haben ein Sonderkündigungsrecht.

Hatte es zuletzt noch geheißen, die Kundinnen und Kunden müssten die neue TV-Box selbst anfordern, wurden die neuen Magenta-Boxen nun doch automatisch an alle betroffenen Kunden verschickt.

„Alle Magenta-TV-Kunden mit einer Entertain Box 4K bekommen jetzt die neue Magenta-TV-Box“, so Magenta-Sprecher Christian Traunwieser. Technischer Hintergrund sei, dass sich Magenta von einer alten UPC-Systemumgebung lösen müsse, die nach dem Zusammenschluss von UPC und T-Mobile noch bestanden habe.

Entgelte bleiben gleich

Wie in einem Schreiben samt beigelegter siebenseitiger Broschüre im Dezember angekündigt, wird mit dem jetzigen Gerätewechsel eine Vertragsanpassung vorgenommen. Die Entgelte der TV-Produkte bleiben gleich.

Wer mit den Änderungen nicht einverstanden ist, hat ein Sonderkündigungsrecht, auch wenn man noch an eine Mindestvertragsdauer gebunden sein sollte.

Die alte und die deutliche kleinere neue schwarze TV-Box im Vergleich nebeneinander
Beate Macura ORF.at
Links die alte Entertainment Box 4k, rechts die neue Magenta-TV-Box

Streaming über Box oder unterwegs

Bei der neuen Box handelt es sich um ein so genanntes Hybridgerät, das auf Android basiert und nebem dem klassischen Kabelfernsehen über das Antennenkabel (DVB-C) auch Internet-Streaming ermöglicht.

Der Teletext ist allerdings nur beim Anstecken an das Kabel verfügbar, beim Streaming kann er nicht angezeigt werden. Will man unterwegs auf Smartphones und Tablets fernschauen, geht das über eine App. Magenta erlaubt hier den Stream auf bis zu vier Geräten gleichzeitig.

Bisherige Aufnahmen und Einstellungen weg

Für den einzelnen Kunden bringt der Wechsel einigen Aufwand und auch Frust mit sich. Er muss die neue Box von der Paketstation abholen, zu Hause anschließen und komplett neu einrichten – und das möglichst bald, sonst bleibt im März früher oder später der Bildschirm schwarz.

Zudem gehen mit dem Tausch der Box sämtliche bisherige Aufnahmen und persönliche Einstellungen verloren.

WLAN, Magenta-Konto, Google-Konto

Um sämtliche Fernsehfunktionen wie etwa die Replay-Funktion oder das elektronische Fernsehprogramm nutzen zu können, muss man die Box auch beim klassischen Kabel-TV in das eigene WLAN hängen. Für das Streamen ist außerdem die Registrierung eines neuen Magenta-Kundenkontos nötig.

Will man auch andere Apps wie etwa Youtube oder Google Fotos aus dem Playstore auf der Magenta-Box nutzen, muss man sich dafür auch noch ein Google-Konto erstellen und sich damit einloggen.

Genauere Infos zu Googles Datenhunger gefordert

Da man sich damit auch Googles Nutzungsbedingungen unterwirft, fordert die Arbeiterkammer (AK) hier noch genauere Datenschutz-Informationen von Magenta.

„Man weiß, dass Google nicht in jeder Hinsicht transparent über die Nutzung von personenbezogenen Daten aufklärt“, so Daniela Zimmer von der AK. „Vor diesem Hintergrund wäre es sehr zweckdienlich, wenn der Betreiber näher erklärt, mit welchen Datenflüsse Verbraucherinnen rechnen müssen.“

Auf Google basiert auch die Sprachsteuerung. Über eine eigene Taste auf der neuen Fernbedienung öffnet sich Googles Sprachassistent und man sollte zb einzelne Fernsehsender per Sprachbefehl aufrufen können. An einer besseren Integration von Googles Assistent werde aber noch gearbeitet, so Magenta-Sprecher Traunwieser.

TV-Sender jetzt nur noch in HD-Qualität

Die Zahl der TV-Sender ist gleich geblieben. „Wenn jemand die Sender abzählt, dann wird er oder sie merken, dass einige SD-Sender (Standard Definition), das sind Sender in minderer Qualität, verschwunden sind,“ so der Magenta-Sprecher. Die Sender sind demnach aber in höherer Qualität in HD (High Definition) verfügbar. „Wir haben keine Sender weggenommen.“

Zu guter Letzt muss noch die alte Box an Magenta zurückgeschickt werden. Ein Post-Retourenschein liegt der neuen Box bei.

Kostenlose Techniker-Termine

Kundinnen und Kunden, die sich die Durchführung der Umstellung technisch nicht zutrauen, können bei der Magenta-Hotline anrufen und werden dort Schritt für Schritt durch die Einstellungen geführt. Ist das nicht erfolgreich, kann ein kostenloser Techniker-Termin vereinbart werden. Dieser richtet die neue Box dann beim Kunden zu Hause ein.

Kein Recht darauf, alte Box zu behalten

Ein Recht darauf, die alte Box zu behalten, hat man nicht, so Zimmer von der Arbeiterkammer Wien. „Es gibt keinen Anspruch darauf, ein Produkt, das man gut beherrscht, das man gewohnt ist und das liebgewonnene Funktionen enthält, auf Dauer nutzen zu können.“ Anbieter bräuchten auch nicht zwingend eine Begründung dafür, dass sie einen Technologiewechsel vornehmen wollen.

Manchmal änderten Betreiber auch aus IT-Sicherheitsgründen Produkte. Vor diesem Hintergrund müssten Verbraucherinnen und Verbraucher leider in Zeiten der Digitalisierung immer wieder damit rechnen, dass sich ihr Equipment ändern werde. Das sei zwar auch aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit ungünstig, aber derzeit bestehe keine rechtliche Handhabe dagegen, so Zimmer.