Frau vor einem Laptop
Getty Images/Fg Trade
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Love Scam: Wie man Liebesbetrüger erkennt

Ob angeblicher Ex-US-Soldat oder vermeintlich gut situierte Witwe aus Paris: Betrüger und Betrügerinnen täuschen auf Facebook geschickt die große Liebe vor, haben es in Wirklichkeit aber nur auf Geld abgesehen. Besonders ältere Menschen werden von den Kriminellen als leichte Beute angesehen. Offizielle Fallzahlen für Österreich gibt es noch nicht – Schätzungen gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Betroffene sollten den Kontakt zur Internetliebe sofort abbrechen und Anzeige bei der Polizei erstatten.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Es beginnt meist auf Social Media. So genannte „Love Scammer“ kontaktieren massenhaft alleinstehende Frauen und Männer – in der Hoffnung einige werden schon antworten.

„Hallo, ich habe dein Profilbild gesehen und du siehst sehr sympathisch aus. Möchtest du mit mir in Kontakt treten? Dann schick doch eine Freundschaftsanfrage“ – so oder so ähnlich werde der erste Kontakt meist angebahnt, so Edith Simöl, Leiterin der Servicestelle Digitale Seniorinnen und Senioren im österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT).

Liebesbetrüger fälschen Facebook-Profile

In ihren Profilbeschreibungen lassen die Betrüger ihrer Fantasie freien Lauf – so geben sie sich etwa als amerikanischer Ex-Soldat oder gut situierte französische Witwe aus. „Oft erzählen diese Personen davon, in attraktiven Berufen wie etwa als Arzt tätig zu sein. Häufig wird auch von Friedensmissionen im Ausland oder der Arbeit auf einer Ölplattform berichtet,“ so Simöl.

Die zugehörigen Profilfotos sind allesamt gestohlen und zeigen gänzlich andere Personen, die in der Regel nichts damit zu tun haben und auch nichts davon wissen. Hier kann eine umgekehrte Bildersuche Klarheit bringen.

Betrüger geben sich als vom Leben gebeutelt aus

Die Kommunikation mit der oder dem Unbekannten beginnt ganz harmlos auf freundschaftlicher Basis. Man spricht über Hobbys und erfährt dabei auch etliches aus dem Leben der anderen Person. Eines ist den fingierten Lebensläufen der Betrüger dabei gemein: Sie sind gespickt mit dramatischen Vorkommnissen und schweren Schicksalsschlägen. Es wird von Krebserkrankungen, Jobverlust, Tod des Ehepartners und schweren Unfällen der Kinder berichtet.

Sehr rasch kommt es dann zu einem täglichen Kontakt, bei dem Gefühle gestanden und virtuelle Herzchen verschickt werden. Den Angebeteten wird so über Wochen und Monate eine Fernbeziehung vorgegaukelt, sie werden mit Liebesbekundungen überhäuft.

Zu einem persönlichen Treffen kommt es nie

Das kann soweit gehen, dass echte Geschenke wie Blumen, Schokolade oder gar Karten für einen gemeinsamen Kinobesuch per Post eintrudeln. Zum versprochenen Treffen erscheint die Person dann allerdings nicht.

„Zu einem echten Treffen kommt es in solchen Fällen nie. Diese werden zwar immer wieder geplant und konkret vereinbart, im letzten Moment hat der oder die Betrügerin dann aber immer eine Ausrede, warum er oder sie doch nicht kommen kann,“ so Simöl.

Irgendwann kommt die Frage nach Geld

Stattdessen gehen die Liebesbekundungen per Internet und Telefon weiter. Täglich trudeln neue nette Nachrichten ein, man plaudert über den Alltag und plant das künftige Zusammenleben. Haben sich die Betrüger erfolgreich in das Leben ihrer Opfer geschlichen, wird nach einer gewissen Zeit um finanzielle Hilfe gebeten.

„Bei diesen Bitten um Geld wird immer versichert, dass man selbstverständlich alles zurückbekommt“, so Simöl. Am Anfang werde um kleinere Beträge wie etwa 100 Euro gebeten, die dann tatsächlich auch zurücküberwiesen würden. „Später geht es aber um größere Beträge“.

Betrüger nehmen ihr Opfer bis zum letzten Cent aus

In weiterer Folge wird wieder von Notsituationen erzählt und immer wieder brauchen die vermeintlichen Partner im Ausland deswegen dringend Geld – die Forderungen reichen bis zu mehreren zehntausenden Euro. Und die Opfer zahlen in vielen Fällen bereitwillig.

„Das geht soweit, dass Kredite aufgenommen oder Sparbücher aufgelöst werden, um den angeblich in Not Geratenen zu helfen“, so Simöl. Erst wenn Betroffene selbst kein Geld mehr haben, würden sie bemerken, dass sie betrogen wurden und sich Hilfe suchen.

Neben dem sofortigen Kontaktabbruch raten Konsumentenschützer dazu, auch eine Betrugseanzeige bei der Polizei zu erstatten. Hat man bereits Geld bezahlt, ist das aber in der Regel verloren. Die Betrügerinnen und Betrüger werden in den seltensten Fällen gefasst.

So kann man sich schützen

Wie viele Menschen in Österreich Opfer solcher Liebesbetrüger werden, ist schwer zu sagen. Zahlen dazu gibt es bisher nicht. Die Polizei erfasst das Delikt erst seit Anfang dieses Jahres gesondert in ihrer Statistik.

Wer das Gefühl hat, dass es sich bei seiner neuen Internetbekanntschaft um Love Scammer handelt, kann sich an die Servicestelle „Watchlist Internet“ wenden. Die dortigen Juristen beraten und unterstützen kostenlos beim weiteren Vorgehen.

Niemals an Internetfreunde Geld überweisen!

Um es den Liebesbetrügern möglichst schwer zu machen, rät Simöl vom ÖIAT zu ein paar Grundregeln beim Chatten. So sollten keine persönlichen Daten wie etwa Geburtsdatum und Wohnadresse preisgegeben werden, auch das Versenden von Fotos sollte wohlüberlegt sein, von freizügigen Fotos ist besonders abzuraten, weil man sich damit erpressbar macht.

Wenn ein Videochat vorgeschlagen wird, sollte man nicht gleich die eigene Kamera einschalten, sondern zuerst beobachten, wer am anderen Ende ist und wie die Situation einzuschätzen ist. Und vor allem gilt: Niemals an fremde Personen Geld überweisen, vor allem nicht, wenn man sie im Internet kennengelernt hat.