Eine Geldbörse mit verschiedenen Bankomat- und Kreditkarten
APA/Hans Klaus Techt
APA/Hans Klaus Techt

Kaum Zinsen, aber hohe Spesen: Was ein Bankkonto kostet

Seit März 2021 sind Girokonten laut Arbeiterkammer (AK) im Durchschnitt um 10 Prozent teurer geworden, die Zinsen hingegen beinahe unverändert geblieben. Die AK kritisiert die große Diskrepanz zwischen Soll- und Habenzinsen und mahnt zur Vorsicht: das Überziehen kann teuer kommen. Leicht zu übersehen sind etwa auch Kosten für Transaktionen am Schalter oder im Foyer.

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Bankkunden und -kundinnen können aktuell aus 81 Kontoprodukten von 36 heimischen Banken wählen. Bei rund einem Viertel der Angebote ist die Kreditkarte im Preis inkludiert. Vor einer Kontoeröffnung sollte man sich fragen, wie häufig man welche Dienstleistungen nutzen möchte. Etwa, wie viele Überweisungen pro Monate getätigt werden, wie oft man beim Bankomaten abhebt, oder ob man zum Schalter gehen muss.

Papierbezogenes Bezahlen kommt teuer

„Zahlungen mit Papier sind in den letzten zehn Jahren erheblich teurer geworden“, fasst Christian Prantner, Finanzexperte bei der AK, zusammen. Banken verlangen für Kontoauszüge am Drucker 10 bis 15 Cent, und ein Zahlschein kostet mittlerweile rund zehn Euro. Der Trend sei eindeutig: „papier- und filiallos“, so Prantner, zum Unmut vieler Kunden und Kundinnen. Laut AK häufen sich die Beschwerden über mangelnden Kundenservice.

Für eine normale Nutzung – die AK versteht darunter 280 Buchungen im Jahr – zahlt man im Durchschnitt 138 Euro jährlich. Diejenigen, die hauptsächlich bargeldlos zahlen und online Geld überweisen, können einiges sparen, so Prantner. Dafür würden bei reinen Online-Konten Transaktionen am Schalter oder im Foyer extra verrechnet.

Erspartes am Girokonto ist Minusgeschäft

Weiterer Kritikpunkt seitens der AK: Die Zinsen für Guthaben sind bei den meisten Girokonten fix, obwohl der Leitzins derzeit wieder steigt. „Die Menschen bunkern viel Geld auf täglich fälligen Konten und dieses werde im Schnitt nur mit 0,01 Prozent verzinst“, so Prantner. Im Unterschied dazu liegen die Zinsen für Kontoüberziehungen im Durchschnitt bei 10,6 Prozent.

Selbst wenn jemand zum Beispiel 10.000 Euro zu 0,01 Prozent verzinst am Girokonto liegen hat und damit einen Ertrag von einem Euro pro Jahr erwirtschafte, mache er aufgrund der Kosten und Gebühren ein Minusgeschäft, erklärt AK-Finanzexperte Prantner. Er rät deshalb dazu, einen Teil des Ersparten auf ein etwas besser verzinstes Sparkonto zu legen.

Christian Prantner mahnt zur Vorsicht bei Angeboten ausländischer Banken. Hier sollte man sich zuerst nach der Bonität der jeweiligen Bank erkundigen, sich über die Versteuerung der Zinserträge Gedanken machen und überprüfen, ob Zinsguthaben wieder verzinst werden, wie das bei heimischen Banken üblich ist, so Prantner.

Entgeltinformation bietet Aufschlüsselung aller Spesen

Auch ein Girokontowechsel will gut überlegt sein. In den vergangenen Jahren griffen Kundinnen und Kunden tendenziell eher zu Konten mit Pauschalpreisverrechnung. Welche Leistungen in so einem Fall in der Pauschale inkludiert sind, findet man online in der sogenannten Entgeltinformation. Gebühren oder Kosten, die man leicht übersehen könne, betreffen etwa die Anzahl an Freibuchungen im Monat, Auslandsüberweisungen oder Mindestsparsummen, sagt Prantner.

Nur wegen eines Girokontos die Bank zu wechseln, sei zu kurz gedacht, sagt der Fachmann von der Arbeiterkammer. Man müsse sich im Vorhinein auch nach Kreditkonditionen, Spesen von Investmentfonds und anderen Wertpapieren sowie nach der Zufriedenheit mit der jeweiligen Kundenbetreuung erkundigen. Details zu den Konditionen diverser Bankkonten bietet der Bankenrechner der Arbeiterkammer.