Second-Hand-Kleidung
ORF.at/Birgit Hajek
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Nachhaltig schenken: Tipps zum Kauf aus zweiter Hand

Vintage ist derzeit groß im Trend. Angefangen bei der Mode über Möbel bis zum Smartphone – vor allem jüngere Kundinnen und Kunden kaufen lieber in Second-Hand-Shops als bei großen Handelsketten. Auch Online-Kleinanzeigenportale wie willhaben spüren den Trend zum Gebrauchtkauf. Dieser ist nicht nur nachhaltig, sondern spart auch Geld. Help.ORF.at gibt Tipps für den Geschenkekauf aus zweiter Hand.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

„Kleinanzeigenplattformen boomen. Man bekommt dort so ziemlich alles, was man sucht, und das meist deutlich günstiger“, so Thorsten Behrens, Leiter der auf Onlinebetrug spezialisierten Watchlist Internet im Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT).

Auch Neues und Neuwertiges aus zweiter Hand

Platzhirsch unter den heimischen Kleinanzeigenportalen ist Willhaben.at. Der Marktplatz listet knapp elf Millionen Anzeigen, nach eigenen Angaben kommen jede Sekunde drei neue Inserate dazu. Zwar sind alle dort angebotenen Waren aus zweiter Hand, aber nicht immer bereits gebraucht.

Manche Produkte werden noch in Originalverpackung oder in neuwertigem Zustand angeboten. Im Schnitt kosten neue und neuwertige Produkte auf willhaben um 25 Prozent weniger als im regulären Onlinehandel. Machen einem Gebrauchsspuren nichts aus, ist es nochmal deutlich günstiger.

Screenshot wilhlaben.at
Screenshot wilhlaben.at

Neuer Onlineflohmarkt WidaDo.com für soziale Zwecke

Auch andere Onlinemarktplätze wie Shpock und Vinted werden gerne genutzt. Für Menschen, die nicht nur nachhaltig schenken, sondern auch einen sozialen Zweck unterstützen möchten, hat zuletzt mit WidaDo.com ein neuer Onlineflohmarkt eröffnet. Über 20 österreichische Organisationen wie die Caritas, die Volkshilfe und das Rotes Kreuz bieten dort Gebrauchtwaren an, von Kleidung und Accessoires über Haushaltswaren bis hin zu Möbeln.

Vor Kauf: Genaue Informationen einholen

Hat man auf einer der Plattformen ein interessantes Produkt entdeckt, sollte man sich nicht nur auf die Fotos verlassen. „Alles, was mir wichtig ist, würde ich vorher abklären. Die Verkäufer geben in der Regel gerne Auskunft und schicken etwa auch noch mehr Fotos, sodass man wirklich weiß, worauf man sich einlässt“, so Behrens.

Die Kommunikation sollte am besten nur über die Nachrchtenfunktion auf der jeweiligen Kleinanzeigenplattform und nicht über andere Kanäle wie WhatsApp laufen. So hat man eine gewisse Sicherheit, dass die Plattformen auch vor Betrug warnen können.

Kein Rücktrittsrecht, keine Gewährleistung

Ein Rücktrittsrecht wie etwa in Onlineshops gibt es beim Privatverkauf nämlich nicht. Und auch die gesetzliche Gewährleistung, also die zweijährige Haftung für Mängel, kann vom Verkäufer, der Verkäuferin mit einem Hinweis im Anzeigentext ausgeschlossen werden. Der Kunde bzw. die Kundin kann dann eventuell später auftretende Fehler nicht reklamieren.

Eine Garantie – etwa bei Unterhaltungselektronik – gibt es beim Privatverkauf ebenfalls nicht. Sie ist eine freiwillige Leistung des Geräteherstellers. Wenn noch Garantie auf ein Gerät besteht, kann der Verkäufer diese aber an den neuen Besitzer weitergeben.

Persönliche Übergabe am sichersten

Die persönliche Übergabe ist nach wie vor der sicherste Weg, einen Kauf auf einer Kleinanzeigenplattform abzuschließen, so Behrens von der Internet Ombudsstelle.

Idealerweise trifft man sich, um das Produkt nochmal in Augenschein zu nehmen, zu übernehmen und die Zahlung abzuwickeln.

Second-Hand-Küchengeräte
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Von neu über alt bis zu wahren Raritäten findet sich auf Onlineflohmärkten alles

Überweisung übliche Bezahlart

Ist eine Übergabe nicht möglich, können sich Käufer und Verkäufer auch auf den Versand der Ware einigen. Die Bezahlung erfolgt in der Regel im Voraus via Überweisung. Sobald das Geld eingegangen ist, wird das Paket verschickt.

Bei teureren Artikeln kann man etwa auch eine Lieferung per Nachnahme überlegen, oder einen etwaigen Treuhanddienst der Kleinanzeigenplattform nutzen. Doch auch hier heißt es aufpassen, manche Kriminelle versuchen, die Käuferinnen und Käufer auf eine andere Plattform eines dubiosen oder gar gefälschten Treuhanddienstes zu locken.

Versandkosten sind Verhandlungssache

Wer die Versandkosten trägt, ist Verhandlungssache, oft werden die Kosten aber vom Käufer bezahlt. „Hier sollte man wissen, dass das Versandrisiko beim Privat-zu-Privat-Verkauf – anders als im Onlinehandel – der Käufer trägt“, so Behrens. Das bedeutet: Geht die Ware auf dem Postweg verloren oder wird sie gestohlen, hat man als Käufer Pech gehabt.

Behrens rät daher zum versicherten Versand als Paket. „Diese Versandart hat eine Sendungsnachverfolgung, und ich kann jederzeit überprüfen, wo das Paket gerade ist“, so der Fachmann.

Bei Betrugsverdacht an Plattform wenden

Bei Anzeigen aus dem Ausland sollte man besonders vorsichtig sein. Oft verbergen sich dahinter Betrüger, die mit Tricks Geld kassieren wollen. Ist man auf einen unseriösen Verkäufer aus dem Ausland hereingefallen, hat man in der Regel keine Chance, sein Geld wiederzubekommen.

Ist man in eine Betrugsfalle getappt, sollte man das rasch dem Kleinanzeigenportal melden. Vor allem größere Plattformen betreiben inzwischen eigene Serviceabteilungen, die Nutzerinnen und Nutzer bei der Lösung des Problems unterstützen.

„Bei Kleinanzeigen ist es wie bei allem, was beliebt ist. Die allermeisten Personen, die auf den Plattformen etwas anbieten oder kaufen, sind vertrauenswürdig. Aber der große Erfolg zieht natürlich auch immer ein paar Kriminelle an, das lässt sich nicht vermeiden“, so Behrens. Er rät dazu, auf das Bauchgefühl zu hören und bei Zweifeln an der Seriosität lieber auf ein anderes passendes Angebot zu warten.