Sendungshinweis
„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.
Wer sich darüber wundert, dass die Chipspackung so schnell leer wird oder die Seife nicht mehr so lange hält wie früher, hat es wahrscheinlich mit einem Fall von „Shrinkflation“ zu tun.
Weniger fürs gleiche Geld
„Shrinkflation“ setzt sich aus englisch shrink (schrumpfen) und dem Fachbegriff inflation (aufblähen) zusammen. Gemeint ist damit das Verkleinern der Portionierungsgrößen von Verbrauchsgütern oder das Abfüllen einer geringeren Menge, um die Inflation zu verbergen.
„Nur über einen Vergleich des Grundpreises ist ersichtlich, dass hier eine versteckte Preissteigerung durch eine Füllmengenreduktion stattgefunden hat“, so Teresa Bauer vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). „Shrinkflation“ gibt es bei Süßigkeiten und Knabbergebäck ebenso wie bei Drogeriewaren und Klopapier.
Knabber Nossi, Nutella, Ovomaltine, Rama
Ein paar Beispiele: Der Multi Pack Knabber Nossi enthielt früher zwölf Würstl, jetzt sind es nur noch 11 – zum selben Preis. Im Nutella-Glas sind nur noch 700 Gramm statt 750. Bei Ovomaltine wurde die Füllmenge von 1.000 Gramm auf 900 verringert. Auch Kelly’s- und Pringles-Chips wurden einer Schrumpfkur unterzogen.
Eine Packung Rama Original wiegt nur noch 450 Gramm, früher waren es 500 Gramm – die Becher blieben gleich groß. Geändert hat sich zudem die Rezeptur.
Günstige Zutaten ersetzen hochwertige
Eine Änderung der Zutaten ist eine weitere Möglichkeit, um Preiserhöhungen zu verstecken. „Skimpflation“ nennt sich das. Skimp (englisch) heißt knausern bzw. sparen.
„Bei der ‚Skimpflation‘ wird die Qualität des Produkts verschlechtert, hochwertige Zutaten werden durch günstigere ersetzt“, so Bauer. Zum Beispiel wird statt teurerem Rapsöl günstigeres Palmöl eingesetzt. „‚Skimpflation‘ ist oft noch schwerer nachzuvollziehen, weil niemand die Zutatenliste aller Produkte im Kopf hat“, so Bauer.
Der Unmut der Verbraucherinnen und Verbraucher ist groß, wenn sie den diversen Kniffen auf die Spur kommen. Die Beschwerden darüber haben in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen.
Gestiegene Rohstoff- und Energiepreise
Die Herstellerinnen und Hersteller argumentieren meist damit, dass sie die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergeben müssten. Weniger Inhalt sei leichter zu verschmerzen als eine Preiserhöhung. Einige meinen auch, dass es am Konsumenten liegt, der kleinere Portionen möchte. Andere wiederum verweisen darauf, dass letztlich der Handel den Endpreis mache.
Dass Hersteller die Kosten weitergeben, sei verständlich, so Bauer. Übersichtlicher wäre es aber, die Preissteigerung direkt am Preisschild beim Stückpreis sichtbar zu machen, „damit das Ganze nicht über die Hintertür durch die Füllmengenreduktion stattfindet“.
Weniger Inhalt, mehr Müll
Dazu kommt noch: Durch die geringere Füllmenge wird mehr Verpackung benötigt. Das vergeudet Ressourcen und lässt die Müllberge wachsen, so der VKI. Hier brauche es gesetzliche Vorgaben, die festschreiben, wie viel Luft eine Verpackung überhaupt enthalten darf. Standardisierte Packungsgrößen würden außerdem die Vergleichbarkeit erleichtern.
Mogelpackungen melden
Der VKI rät dazu, beim Einkauf immer auf die Grundpreise der Lebensmittel zu achten, die als Preis je 100 Gramm oder je Liter angegeben sind. Um Mogelpackungen mit besonders viel Luft zu vermeiden, kann man die Verpackung leicht schütteln oder umdrehen.
Genau hinsehen sollte man auch, wenn ein Produkt als neue Sorte oder Limited Edition beworben wird. „Meist geht mit der Überarbeitung von Produkten auch eine Verringerung der Füllmenge einher“, so Bauer.
Wer sich über eine Mogelpackung ärgert, kann sich direkt beim Hersteller beschweren oder das Produkt bei der Plattform Lebensmittelcheck melden, die zum VKI gehört. Der VKI überprüft die Produkte und konfrontiert dann die Hersteller mit den Beschwerden.