Ein Strommast vor Sonnenuntergang
APA/HELMUT FOHRINGER
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Schlechtes Ökozeugnis für heimische Stromanbieter

Im Ökocheck von Global 2000 und dem WWF haben viele österreichische Stromanbieter schlecht abgeschnitten. Nur vier Anbieter erzielten ein Topranking, etliche Landesversorger fielen in die Kategorie „Fossile Nachzügler“.

Der alljährliche Stromanbieter-Check der Umweltschutzorganisationen Global 2000 und WWF Österreich zeigt großen Aufholbedarf bei der Klima- und Naturverträglichkeit der heimischen Stromerzeugung: Nur vier von 145 Anbietern können sich daher an der Spitze als “Treiber der Stromzukunft" positionieren. Das waren die AAE-Naturstrom-Vertrieb GmbH, das E-Werk Gröbming, die Stadtwerke Schwaz und das Windenergie AG Wendeunternehmen (WEB).

Wien Energie und Ökostrom AG im Mittelfeld

Zehn weitere folgen in der Kategorie “Solide Grünstromanbieter", darunter das Ökostrom-Unternehmen KWG und das E-Werk Neumarkt . Insgesamt seien nur zehn Prozent der Unternehmen auf einem guten Weg, heißt es in einer aktuellen Presseaussendung. 13 Anbieter liegen im Mittelfeld als “Stromanbieter im Wandel", darunter die Wien Energie und die Ökostrom AG.

EVN und KELAG als „fossile Nachzügler“

Die restlichen Anbieter wurden als “Stromanbieter mit Herausforderungen" oder sogar “fossile Nachzügler" eingestuft. Zu den „fossilen Nachzüglern" zählen die EVN, die Energie Graz und die KELAG. Große Defizite gebe es bei den Naturschutz-Strategien und bei der Transparenz: Einhundert Stromanbieter, darunter auch Landesenergieversorger wie die TIWAG oder die Energie AG, hätten Antworten verweigert und wurden daher als “intransparente Stromanbieter“ eingestuft.

Stromanbieter-Check 2022 – Grafik
Stromanbieter-Check 2022, GLOBAL 2000 & WWF Österreich
Das aktuelle Ranking des Stromanbieter-Checks von GLOBAL 2000 und dem WWF

Politik muss Rahmenbedingungen schaffen

Die Umweltschutzorganisationen fordern sowohl die Energiebranche als auch die Politik zum raschen Aufarbeiten der Defizite auf: “Angesichts der Energiekrise befindet sich die Branche im Wandel – das ist eine Chance, die Energiewende voranzutreiben und den Markt krisensicher auszurichten", sagen WWF-Klimasprecher Karl Schellmann und Global-2000-Energiesprecher Reinhard Uhrig anlässlich der fünften Auflage der Strommarkt-Analyse. Dazu brauche es jetzt die notwendigen politischen Rahmenbedingungen, darunter ein wirksames Energie-Effizienzgesetz und großflächige Energiesparmaßnahmen. Zugleich müsse auch der Erneuerbaren-Ausbau entlang von Naturschutz-Kriterien erfolgen.

Abhängigkeit von Öl Gas und Uran

Die Verbrennung von fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl, Erdgas und Uran führen zu Klimaschäden, Menschenrechtsverletzungen, Naturzerstörung und Abhängigkeiten. Energieeinsparmaßnahmen und der Ausbau von naturverträglichen erneuerbaren Energieträgern seien nicht nur sicherer, sondern zudem kostengünstiger als das derzeitige System, sagt Uhrig von Global 2000. 

„Wir sehen, in welche Abhängigkeit von Krisenstaaten uns das fossil-atomare System gebracht hat, aus denen wir nicht nur klimaschädliches Erdgas und Erdöl beziehen, sondern aus denen auch über 67 Prozent des Urans für die Atomkraftwerke in Europa kommt. Sowohl Private als auch Unternehmen sind aus wirtschaftlichen Gründen derzeit oft am besten beraten, beim bestehenden Versorger zu bleiben, bis die Neuausrichtung des Strommarktes greift. Das müsse sich schneller ändern“, so Uhlig.

WWF: Vielen Unternehmen fehlt Naturschutzstrategie

Der WWF Österreich fordert die stärkere Berücksichtigung des Naturschutzes. Die E-Wirtschaft werde ihrer Verantwortung für die Natur, von der sie profitiert, noch immer nicht gerecht, kritisiert WWF-Energiesprecher Karl Schellmann. Von rund 100 Unternehmen, die Wasserkraftwerke betreiben, hätten nur ein Drittel eine eigene Naturschutzstrategie. Alle anderen würden den Naturschutz entweder ignorieren oder entsprechende Auskünfte verweigern. Weder bei der ökologischen Gestaltung der Kraftwerke noch bei den Strategien dafür gebe es große Fortschritte. Das müsse besser werden, so Schellmann.