Energieabrechnung Symbolfoto
E-Control / Paul Urban Blaha
E-Control / Paul Urban Blaha

Wie man Energieabrechnungen verstehen und prüfen kann

Energierechnungen sind kompliziert. Konnte man diese in den vergangenen Jahren aufgrund überschaubarer Kosten noch mehr oder minder abnicken, möchten viele das Schreiben heutzutage genauer unter die Lupe nehmen, um den meist gehörigen Preisschock nachvollziehen zu können. Das Überprüfen der Rechnung kann sich für den Einzelnen aber durchaus komplex gestalten.

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Die Energieabrechnung – egal ob Strom oder Gas – ist in drei Kategorien unterteilt. Da wären zunächst die eigentlichen Energiekosten, diese beziehen sich auf den tatsächlichen Strom- oder Gasverbrauch, der in Kilowattstunden (kWh) abgerechnet wird. Zusätzlich zum verbrauchsabhängigen Arbeitspreis wird eine monatlich fixe Grundgebühr fällig, ähnlich wie bei Mobilfunkverträgen.

Energieanbieter und Netzbetreiber

Hinzu kommen die Netzgebühren. Kundinnen und Kunden haben grundsätzlich zwei Verträge, die mit Energielieferungen zusammenhängen. Einen mit dem Energielieferanten und einen weiteren mit dem Netzbetreiber, erklärt der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Wolfgang Urbantschitsch. Daher erhalten viele Verbraucherinnen und Verbraucher auch zwei separate Jahresabrechnungen, eine vom Energielieferanten und eine zweite vom regionalen Netzbetreiber. Manche Energieunternehmen rechnen die Netzgebühren aber auch in ihre Endabrechnung ein, in so einem Fall landet nur eine Jahresabrechnung im Briefkasten.

E-Control reguliert die Netztarife

Die Energieträger müssen über Leitungen zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern transportiert werden. Für die Bereitstellung dieses Dienstes werden die Netzgebühren in Rechnung gestellt. Netzbetreiber unterliegen nicht dem freien Markt, sie sind Monopolisten, sagt Urbantschitsch. Das bedeutet, dass es nur jeweils einen Netzbetreiber gibt, der für ein bestimmtes Gebiet, etwa ein Bundesland, zuständig ist. Die Netztarife sind reguliert und werden von der E-Control festgesetzt. Insgesamt gibt es in Österreich 122 regionale Netzbetreiber. 

Die Höhe des Netzentgelts orientiert sich zunächst an den von der Regulierungsbehörde errechneten Kosten der Betreiber. Zusätzlich wird der Verbrauch der Kundinnen und Kunden einkalkuliert. Wer also mehr Energie verbraucht und die Netze daher intensiver nutzt, muss höhere Tarife für das Strom- oder Gasnetz bezahlen.

Energieabrechnung – Netzgebühren und Abgaben
E-Control / Paul Urban Blaha
Verbraucherinnen und Verbraucher werden auch für die Netzverluste zur Kasse gebeten

Kundinnen und Kunden bezahlen Netzverluste

Zusätzlich muss man aber auch einen gewissen Betrag für die Energieträger berappen, die man gar nicht verbraucht hat. Bei der Übertragung durch das Netz kommt es zu Verlusten. Es wird also mehr Energie eingeleitet als letztlich bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommt. Auch diese Netzverluste werden den Kunden in Rechnung gestellt.

Zur Berechnung der Kosten wird das Netz in Netzebenen beziehungsweise Netzmengenzonen gegliedert. Die Details dazu finden sich meist auf der zweiten Seite der Rechnung. Für Privathaushalte sind diese Angaben aber von überschaubarer Bedeutung, diese befinden sich aufgrund des im Vergleich zu Großabnehmern wie der Industrie geringen Verbrauchs in der Regel in der günstigsten Kategorie. Bei Strom wäre das die Netzebene sieben, bei Gas die Mengenzone eins.

Laufende Verträge wurden gekündigt

Zu Verbrauchs- und Netzkosten werden dann noch Steuern und Abgaben addiert, und fertig ist der Energiepreismix. Abgaben sind beispielsweise die Elektrizitäts- und Erdgasabgabe, bei Strom fallen auch Ökostrompauschale oder der Ökostromförderbeitrag unter diesen Punkt.

Es ist aber vor allem der gestiegene Arbeitspreis, der für die derzeit exorbitant hohen Rechnungen sorgt. Die laufenden Verträge vieler Kundinnen und Kunden wurden kürzlich vom Energielieferanten gekündigt, die Betroffenen mussten empfindlich höhere Tarife akzeptieren. Die hohen Kosten bei der Jahresabrechnung lassen nun manche vermuten, dass Energieanbieter die neuen Preise bereits verrechnet haben, obwohl die anstehende Preiserhöhung noch gar nicht in Kraft getreten ist.

Frau blickt auf zahlreiche Rechnungen
Getty Images/David Sacks
Medienberichten zufolge hat jeder zweite Österreicher mittlerweile mit finanziellen Engpässen zu kämpfen

Auf Schreiben des Energielieferanten achten

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch schließt ein solches Vorgehen der Unternehmen aus. Es sei aber durchaus möglich, dass der Betrag, der auf der Jahresabrechnung gefordert wird, nicht mehr mit dem Tarif, der bei Vertragsabschluss vereinbart worden war, in Einklang zu bringen ist. Denn mittlerweile sei es in der Regel zu Vertragsänderungen inklusive Preiserhöhung gekommen, so Urbantschitsch.

Energieunternehmen können ihre Tarife auch unterm Jahr erhöhen. Die Kundinnen und Kunden müssen aber informiert worden sein und die neuen Vertragsbedingungen akzeptiert haben. „In diesem Fall empfiehlt es sich, nachzuschauen, ob man vom Energieunternehmen ein Schreiben erhalten hat, aus dem möglicherweise hervorgeht, dass die Preise erhöht worden sind“, so Urbantschitsch.

Verrechnungsfehler bei deutschen Energieabrechnungen

Bleibt die Frage, ob die Abrechnungen auch richtig sind. Der deutsche Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat im Rahmen einer Untersuchung des Projekts Marktwächter festgestellt, dass zwei Drittel der Energieabrechnungen in Deutschland Fehler aufweisen. Solche Erhebungen seien ihm in Österreich nicht bekannt, sagt Urbantschitsch, eine derart hohe Fehlerquote würde ihn aber überraschen. Das gehe auch aus Rechnungsüberprüfungen der E-Control hervor, bei denen nur selten Korrekturen erforderlich waren.

In seltenen Fällen gebe es Abrechnungsprobleme, die etwa auf fehlerhafte Zählerpunktablesungen zurückzuführen seien, so Urbantschitsch. Wer Zweifel an der Richtigkeit der Abrechnung hat, solle umgehend sowohl mit dem Netzbetreiber als auch dem Energielieferanten Kontakt aufnehmen und eine Überprüfung einfordern, so der E-Control-Vorstand.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist schwierig

Wer selbst überprüfen möchte, ob die Jahresabrechnung fehlerfrei erstellt worden ist, benötigt Geduld und Nerven. In so einem Fall hat man mit vielen Zahlen und Mathematikaufgaben zu kämpfen. Allein die Zählerpunktnummer, die zur Überprüfung des Verbrauchs abgelesen werden muss, ist ein 33-stelliges Ungetüm, gegen das eine herkömmliche Bank-IBAN geradezu übersichtlich wirkt. Wenn es außerdem zu mehreren Preisanpassungen gekommen ist, müsste man mehrere Perioden anhand der entsprechenden Zählerpunkte miteinander vergleichen und auch genau wissen, wie viele Kilowattstunden man in den einzelnen Abschnitten verbraucht hat, so Urbantschitsch.