Notfallradios mit einer Kurbel
heise.de/ct/
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Welche Kurbelradios für den Notfall sinnvoll sind

Angesichts der Energiekrise und des Kriegs in der Ukraine wächst die Sorge vor Stromausfällen. Mit einem Kurbelradio kann man auch ohne Strom und Internet mit Informationen versorgt bleiben. Das Fachmagazin „c’t“ hat sechs Modelle getestet. Was die Geräte können müssen und welche Extras entbehrlich sind.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Kurbelradios sind praktische Geräte, die ganz ohne Batterien und Stromanschluss betrieben werden können. Sie gehören ebenso wie ein Vorrat an Lebensmitteln, Trinkwasser, Hygieneprodukten und Medikamenten zur Krisenvorsorge im Haushalt.

Stromversorgung mit Kurbel und Solarzellen

Die für den Test ausgewählten sechs Modelle tragen bei uns kaum bekannte Markennamen, kosten zwischen 20 und 50 Euro, stammen aus chinesischer Fertigung und sind für den weltweiten Markt bestimmt.

Alle Notfallradios verfügen über einen Akku. Betriebsbereit sind sie aber nur, wenn dieser regelmäßig aufgeladen wird. „Wer darauf vergessen hat, kann das Radio mit einer eingebauten Kurbel oder mit Solarzellen wieder aufladen“, so Urs Mansmann, Redakteur bei der Computerzeitschrift „c’t“.

Zusatzfunktionen für den Notfall

Weiters haben die Geräte einen Empfänger für den UKW-Bereich sowie meist auch für Mittel- und Kurzwelle, mit dem man weiter entfernte Sender hören kann. Sie verfügen über eine Powerbank für USB-betriebene Geräte, eine kleine Taschenlampe und einige Modelle auch über eine Notfallsirene. Bei fast allen Radios ist der Akku fest eingebaut. Drei Geräte können zusätzlich auch mit Batterie betrieben werden.

Bescheidene Tonqualität

Einen klaren Sieger oder Verlierer im Test gab es nicht. „Die Geräte sind mittelprächtig, ihr Sound ist unterirdisch und Musikhören damit kein Genuss“, so Mansmann. Zum Anhören einer Informationssendungen seien sie hingegen sehr tauglich, der Empfang durchwegs gut. „Man kann diese Geräte durchaus in den Notfallkoffer packen.“

Um die Frequenz eines bestimmten Radiosenders mit dem kleinen Drehknopf einzustellen, ist Fingerspitzengefühl nötig. Bei einigen Modellen überstreicht eine viertel bis halbe Knopfumdrehung bereits das gesamte Frequenzspektrum. Skalenbeleuchtung gibt es nicht.

Eine Minute kurbeln, fünf Minuten hören

Die analogen Radios sind Stromsparwunder. Mit einem geladenen Akku laufen sie mehrere Tage lang. Das Aufladen mit der Kurbel ist hingegen mühsam. Für fünf bis zehn Minuten Radioempfang muss man ein bis zwei Minuten kurbeln.

Komfortabler ist da das Laden mit eingebauten Solarzellen. Alle sechs Geräte im Test sind damit ausgestattet. Steht das Gerät auf einem hellen Fensterbrett, wird genug Energie erzeugt, um die Selbstentladung der Akkus auszugleichen. „Ein leeres Gerät aufzuladen dauert mit diesen Solarzellen hingegen Tage, weil sie nur sehr wenig Leistung bringen“, so Mansmann.

Im Notfall können die Geräte auch über eine externe Powerbank mit Strom versorgt werden.

Handy vollständig laden klappt nicht

Das Radiohören selbst verbraucht wenig Strom. Werden die Zusatzfunktionen eingeschaltet, ist der eingebaute Akku rasch leer – vor allem, wenn man das Gerät als Powerbank nutzt. „Dazu sind die eingebauten Akkus viel zu klein, man kann das Handy nur zur Not damit einmal kurz betreiben“, so Mansmann. Vollladen geht nicht, weil der Akku des Kurbelradios sehr viel schneller leer ist, als der Akku des Handys geladen werden kann.

Noch dazu ist der Radioempfang bei allen Geräten gestört, wenn sie gleichzeitig über ihre Powerbank Strom abgeben. Bei dem Modell Bewinner RD 232 (40,99 Euro) funktionierte die Powerbank im Test gar nicht.

Sinnvolle Extras: Sirene und Taschenlampe

Durchaus sinnvoll sind Zusatzfunktionen wie Sirene und Licht. Einige Modelle haben sowohl gerichtete LED-Leuchten als auch ein kleines Leselicht. Eine eingebaute Sirene ist praktisch, um im Ernstfall auf sich aufmerksam zu machen. Bei drei Modellen konnte der Schalter für die Sirene aber leicht versehentlich ausgelöst werden.

Die beste Tonqualität im Test hatte das Kurbelradio Degen DE 13 (41,58 Euro). Dessen Powerbank ließ allerdings zu wünschen übrig – der Akku drohte zu überhitzen.

„Das billigste Modell ist gut genug“

Jedes der getesteten Geräte habe Vor- und Nachteile. Aber alle erfüllten ihren Zweck, nämlich im Krisenfall an Informationen zu kommen. Nicht eingehalten werde jedoch das Werbeversprechen, wonach man die Radios auch als Powerbank zum Aufladen von Handys nutzen könne. „Ich würde daher das billigste Modell nehmen“, so das Fazit des „c’t“ Redakteurs.

Am günstigsten war das Kurbelradio AOZBZ (29,99 Euro). Es punktet mit einer langen Akkulaufzeit, die Tonqualität wird im Test allerdings als „miserabel“ bezeichnet.