Themenbild Fake-Shops
APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner

Für mehr Sicherheit im Netz: 25 Jahre ÖIAT

Die Hauptaufgabe des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) war es, Menschen bei Problemen mit Onlineshops zu helfen. Daraus entwickelte sich die Internet Ombudsstelle, eine Streitschlichtung, die jährlich 10.000 Fälle bearbeitet. Das ÖIAT führt mit der Watchlist Internet außerdem eine Schwarzliste betrügerischer Internetseiten und organisiert Workshops zum Thema Netzsicherheit.

Die Geschichte des ÖIAT beginnt Mitte der Neunzigerjahre, als eine Gruppe internetbegeisterter junger Wienerinnen und Wiener begann, Kleinunternehmen die Vorteile der Onlinevernetzung schmackhaft zu machen. 1997 gründete die Gruppe das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation als gemeinnützigen Verein. Damals kamen die ersten Problem mit betrügerischen Onlineshops auf.

Staatlich anerkannte Schlichtungsstelle seit 2016

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Gesetzliche Regelungen für den Onlinehandel gab es damals noch nicht. Das Institut reagierte und richtete eine Streitschlichtung zwischen Konsumenten und Unternehmen ein, den Internet Ombudsmann (heute Internet Ombudsstelle), so der Geschäftsführer des ÖIAT Bernhard Jungwirth. Viele Leute fragten nach ihren Ansprüchen, etwa, wenn sie eine andere Ware erhalten hatten als jene, die sie im Internet bestellt hatten, oder unzufrieden mit der Lieferung waren. Viele dieser Fragen seien nach wie vor aktuell, aber die Themenpalette sei breiter geworden, so Jungwirth.

Heute gehe es auch um Urheberrechtsstreitigkeiten oder Persönlichkeitsrechtsverletzungen. Etwa, wenn jemand feststellt, dass ein persönliches Foto ins Netz gestellt wurde, ohne dass die betroffene Person damit einverstanden ist, so Jungwirth. Die Anfragen an die Streitschlichtung stiegen über die Jahre immer weiter an. Derzeit bearbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa 10.000 Fälle im Jahr. Seit 2016 ist die Internet Ombudsstelle als eine von acht staatlich anerkannten Verbraucherschlichtungen namentlich im Alternative-Streitbeilegung-Gesetz (AStG) genannt.

Frau zeigt auf Bildschirm mit rotem Kleid in Onlineshop
AFP/JOHN MACDOUGALL
Unzufriedenheit oder Betrug: In der Welt des Onlinehandels drohen zahlreiche Hürden und Gefahren

E-Commerce-Gütezeichen für sichere Onlineshops

Um Konsumentinnen und Konsumenten sorgenfreiere Einkäufe zu ermöglichen, entwickelte das ÖIAT im Jahr 2000 das E-Commerce-Gütezeichen, mit dem bis heute mehr als 300 Onlineshops zertifiziert wurden. Von bekannten Firmen wie Decathlon, DM und Blue Tomato bis hin zum Blumenhändler um die Ecke: „Wir führen Testeinkäufe durch und spielen den gesamten Bestellprozess durch“, so Jungwirth. Wer bei zertifizierten Shops einkauft, könne sich darauf verlassen, dass alles mit rechten Dingen zugehe. Gibt es dennoch einmal ein Problem, werde einem von der Internet-Ombudsstelle geholfen. Die Teilnahme bei der Schlichtung ist für Unternehmen mit dem E-Commerce-Gütezeichen verpflichtend, so Jungwirth.

Watchlist Internet warnt vor Fake-Shops und Phishing

Das ÖIAT sammelt und registriert auch Internetseiten mit betrügerischen Absichten. Dafür rief das Institut vor zehn Jahren die Watchlist Internet ins Leben. Auf der Webseite der Watchlist Internet finden sich falsche Investmentplattformen und Webanbieter, die so genannte Phishing-Fallen stellen. Sie versenden E-Mails oder SMS-Nachrichten, mit denen versucht wird, Konsumentinnen und Konsumenten Daten zu stehlen.

Der größte Teil der Watchlist befasst sich mit Fake-Shops, rund 10.000 dieser Onlinebetrugsseiten sind mittlerweile registriert. Fake-Shops sind Onlinehandelsplattformen, die in Wahrheit gar nicht existieren. Die Opfer werden in der Regel dazu verleitet, eine Überweisung zu tätigen, so Jungwirth. Ist das Geld einmal weg, werde die Ware nie geliefert. Dann gebe es auch keine Chance mehr, den Schaden wieder gutzumachen. Mit der Watchlist Internet möchte man Menschen anzusprechen, die sich bei einer Internetseite unsicher sind. Diese Personengruppe versuche man mit für Suchmaschinen optimierten Warnmeldungen zu erreichen, was immer öfter auch gelänge, so der Geschäftsführer des ÖIAT.

Logo: Fake-Shop-Detector
Watchlist Internet
Mit dem Browser Plug-in Fake-Shop-Detector lassen sich betrügerische Onlineshops aufspüren

Safer-Internet: Workshops für Kinder und Jugendliche

Vor 20 Jahren wurden die EU-Mitgliedsstaaten im Rahmen einer Initiative dazu aufgefordert, in jedem Land ein sogenanntes „Safer Internet Centre“ zu errichten, mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche beim Aufwachsen in der digitalen Welt zu unterstützen. Für Österreich übernimmt diese Aufgabe seit 2005 das ÖIAT: „Vor sieben Jahren haben Kinder ab dem 14. Lebensjahr begonnen, das Internet zu nutzen. Heute starten sie rund um ihren ersten Geburtstag“, so Barbara Buchegger, die pädagogische Leiterin von Safer Internet.

Buchegger koordiniert österreichweit 3.000 Workshops im Jahr. Bei Kindern im Kindergartenalter richten sich die Kurse an Eltern und Pädagoginnen. Dabei stellen sich Fragen wie: Ist es für das Kind schon im ersten Lebensjahr möglich, auf alle Inhalte in YouTube zuzugreifen? Ist es für dreijährige möglich, Spiele zu spielen, die erst ab 16 Jahren empfohlen werden? Außerdem gehe es um Kinderfotos im Internet, so Buchegger: „Welche Fotos geben Eltern von ihren Kleinkindern weiter? Wo tauchen die dann auf? Und welche Konsequenzen hat das später für die Jugendlichen?“

Fake-Shop-Detector schützt vor Internetbetrug

In Zukunft wird das ÖIAT vermehrt auf künstliche Intelligenz setzen, etwa um automatisiert und in Echtzeit Betrugsfallen aufzudecken, so Geschäftsführer Bernhard Jungwirth. Schon jetzt stellt das Institut kostenlos den sogenannten Fake-Shop-Detector zur Verfügung, ein Browser Plug-in, das bisher rund 10.000 Menschen installiert haben: „Wenn es sich um einen betrügerischen Onlineshop handelt, dann blinkt die Ampel rot“, so Jungwirth. Die vom Detektor aufgespürten Onlinefallen werden automatisch an die Watchlist Internet gemeldet und dort veröffentlicht: „Das beschleunigt unsere Präventionsarbeit unglaublich, und damit können wir mehr Menschen helfen“, so Jungwirth.