Schülerinnen und Schüler sitzen im Klassenzimmer und folgen dem Unterricht
APA/dpa/Philipp von Ditfurth
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Schulkosten: Teuerung trifft Eltern besonders

Eltern bekommen die Teuerung derzeit besonders zu spüren. Hefte, Stifte, Hauspatschen, Sportschuhe, Bastel- und Elternvereinsbeiträge, Ausflugsgeld und das Öffi-Ticket, dazu noch Geld für Mittagessen und Nachmittagsbetreuung – auch die Kosten zu Schulbeginn sind deutlich gestiegen. Die Arbeiterkammer (AK) fordert mehr finanzielle Hilfe für Eltern.

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„Besonders in diesem Jahr mit der hohen Inflation, die sich auf die Kaufkraft der Eltern auswirkt, sehen wir, dass die Schulkosten massiv belastend sind,“ so Elke Larcher, Bildungsexpertin bei der AK Wien.

Eine Volksschul-Grundausstattung mit Schultasche, Heften, Stiften, Spitzer und Lineal und Hauspatschen bis zu Turnsachen, Malfarben, Pinsel, Deckweiß und Ölkreiden kostet laut einer Studie der AK fast 200 Euro. Beim Start in der Neuen Mittelschule oder im Gymnasium kommen noch teurere Anschaffungen wie Zirkel, Taschenrechner und später auch ein eigener Computer dazu. In berufsbildenden Schulen braucht es oft Spezielles wie Werkstattschuhe mit Stahlkappen.

1.500 Euro pro Schukind im Jahr

„Im gesamten Schuljahr 2020/2021 haben Eltern pro Schulkind im Durchschnitt 1.468 € ausgegeben“, so Larcher. Und in dieser Summe seien kaum Schulveranstaltungen inkludiert, da diese aufgrund von Covid-19 nur eingeschränkt bis garnicht durchgeführt werden konnten. Wie viel höher die Kosten dieses Jahr liegen werden, kann man noch nicht endgültig abschätzen.

Lineal und Schere auch No-Name gut

Durch das gezielte Nutzen von Aktionspreisen und dem Kauf von No-Name-Produkten, etwa bei Zirkel, Schere, Ringmappen, Linealen und Radiergummis, lässt sich durchaus Geld sparen, doch bei anderen Materialien wie Bunt- und Filzstiften sollte auf Qualität geachtet werden.

Bei Stiften auf Qualität achten

„Wenn ich Buntstifte habe, die ständig abbrechen, weil die Minen schlecht sind, dann ist das frustrierend. Wir wollen nicht, dass Kinder schlechter ausgestattet sind als andere und dann mehr Lernfrust und weniger schöne Lernergebnisse haben. Insofern ist es schon wichtig, dass Kinder gut ausgestattet werden“, so Larcher von der AK.

Die Frage sei: „Warum muss es in dem Ausmaß privat organisiert und finanziert werden? Ist es in dem besten Sozialstaat der Welt, der wir gerne wären, wirklich notwendig? Oder wäre es nicht möglich, vieles davon gemeinschaftlich in der Schule zu organisieren und Schulen so auszustatten, dass jedes Kind und jeder Jugendliche gut ausgestattet lernen kann?“

Vorbild: Wiener Warenkorb für Lehrer:innen

Einige Bundesländer setzen bereits Schritte, um Eltern zu entlasten. Die Stadt Wien etwa stellt jeder Lehrperson pro Pflichtschulkind einen gewissen Betrag, je nach Schulstufe unterschiedlich, zur Verfügung. Mit dem Geld können die Pädagoginnen und Pädagogen Materialien für ihre Klasse kaufen.

Die Arbeiterkammer-Bildungsexpertin wünscht sich dieses Modell auch in anderen Bundesländern. „Dies würde den Eltern viel Druck nehmen und wäre auch für die Lehrerinnen und Lehrer angenehm, weil sie dann wissen, die ganze Klasse arbeitet mit dem gleichen Material“, so Larcher. Doch auch hier gäbe es Nachbesserungsbedarf. Denn die Beträge des Warenkorbs seien schon lange nicht mehr inflationsangepasst worden. Hier wünscht sich die AK eine Erhöhung.

Andere Länder stellen Schulmaterialien in Schule bereit

In anderen Ländern, etwa im skandinavischen Raum, ist es laut Larcher völlig üblich, dass Schulmaterialien von der Schule zur Verfügung gestellt werden. „In Österreich ist so, dass Schulmaterialien und die Lernzeit stark privat organisiert ist. Wir setzen immer noch auf eine Halbtagsschule, die davon ausgeht, dass die Mutter um 12 Uhr zu Hause ist und dann am Nachmittag mit den Kindern lernt. Das ist völlig realitätsfremd.“

Braucht man eine Nachmittagsbetreuung, wie schätzungsweise circa drei Viertel der Kinder in Wien und etwa die Hälfte der Kinder in Österreich, kostet das. Im Durchschnitt zahlen Eltern 900 Euro für die Nachmittagsbetreuung – noch ohne Verpflegung.

Kein Geld für Projektwochen, Ausflüge

Nicht nur die Nachmittagsbetreuung der Kinder sei für Eltern in Zeiten hoher Fixkosten für Strom, Gas, Sprit und Lebensmittel finanziell schwer zu stemmen, viele könnten sich auch Ausflüge, Projektwochen und Skikurse für ihre Kinder nicht mehr leisten.

Hier sei die Bildungspolitik gefordert, so die AK-Bildungsexpertin. Es dürfe auf keinen Fall passieren, dass Kinder aus Kostengründen nicht an Schulveranstaltungen teilnehmen könnten.

„Jedes Kind muss teilnehmen können“

„Wir müssen uns vor Augen führen, dass die Kinder und Jugendlichen, die jetzt in der Schule sind, bereits in den letzten zwei Jahren massive Einschränkungen erlebt haben. Skikurse und Projektwochen sind aufgrund von Corona ausgefallen. Die Kinder haben haben ganz viel nicht erlebt, was sie eigentlich in diesem Alter erleben sollten. Und jetzt die Erlebnisse dieser Kinder und Jugendlichen wieder einzuschränken, wäre fatal und wirklich schlecht für ihre Entwicklung. Das müssen wir auf jeden Fall verhindern“, so Larcher.

Die Arbeiterkammer werde sich dafür einsetzen, dass Sondertöpfe und Sonderbudgets zur Verfügung gestellt werden, damit Schulen solche Veranstaltungen trotzdem durchführen können. „Wichtig ist, dass jedes Kind und jeder Jugendliche teilnehmen kann und gute Bildung bekommt,“ so Larcher.